Die 18jährige Ariana Abbas ist erst seit Anfang 2017 hier in Deutschland und schon Mitglied des Osnabrücker Jugendparlaments und zudem Vertreterin im Schul-und Sportausschuss. Die junge Syrerin aus dem elften Jahrgang engagiert sich als Jugend- und Familienbegleiterin bei privaten und schulbezogenen Angelegenheiten, zudem ist sie in caritativen Einrichtungen aktiv.
„In regelmäßigen Abständen erreichen mich außerschulische Angebote für Engagierte und dann hoffe ich immer sehr, dass meine Mails inmitten all der anderen Nachrichten von den Richtigen gelesen werden!“ Im letzten Jahr waren es allesamt Online-Veranstaltungen, die Frau Sturm erreichten – und das Interesse war recht mau. Verständlich, gehören doch zu einem unvergesslichen Kongress das echte Kennenlernen von spannenden Dozent*innen, Gleichaltrigen und „ähnlichen Tickenden“ aus anderen Bundesländern, das kühle Getränk zur spannenden fortgesetzten Diskussion am Abend und das besondere Gefühl, nicht einfach nur privat zu reisen, sondern mit seinem Interesse und Engagement wertgeschätzt zu werden.
Ariana Abbas, Lilian-Ruth Sasse und Levin Adigünzel aus der 11e und Yannik Diessars aus der Q1 gehören definitiv zu „den Richtigen“. Sie sind übrigens keine „Eigengewächse“ des EMA, sondern besuch(t)en eine der sogenannten Realschulklassen des EMA. Sie alle fühlten sich zum Glück sofort angesprochen und haben sich flott beworben, als sie auf die Ausschreibung der Workshopangebote stießen – oder von ihrer Klassenlehrerin Frau Eichhöfer nochmal freundlich darauf „gestoßen wurden“.
Yannik Diessars (19) kandidiert für den Wallenhorster Stadtrat, engagiert sich als Gruppenleiter bei den Pfadfindern und der KjG in Rulle und ist derzeit sogar in der Jury für das Parlamentarische Patenschafts-Programm, einem Stipendienprogramm, das vom Deutschen Bundestag ausgeschrieben wird. Ebenfalls politisch aktiv ist Levin Adigünzel, Sprecher der Juso Schüler*innen und Auszubildendengruppe Osnabrück und Weser-Ems Bezirkskoordinator.
Die 17jährige Spitzenkandidatin für den Gemeinderat Wallenhorst für die Partei Bündnis 90/Die Grünen, Lilian-Ruth Sasse, ist vielen von euch vielleicht auch aus der SV bekannt, denn dort koordiniert sie das Projekt „Kostenlose Hygieneartikel an allen Osnabrücker Schulen“ und ist zudem ausgebildete Konflikt- und Schülerlotsin.
Die folgenden Schilderungen von Lili(an-Ruth), Yannik, Ariana und Levin sollen verdeutlichen, welche Bedeutung solche Events – vielleicht sogar für den Lebensweg – haben können, und schlichtweg auch andere EMAner*innen ermutigen, solche Chancen direkt zu ergreifen:
„Früh aufstehen? Gar kein Problem, wenn ein cooles Wochenende vor einem liegt. Vom 11.06 bis zum 13.06.2021 waren wir zu Gast auf dem Jugend Presse Kongress in Altötting, 90 Kilometer östlich von München gelegen. Am Freitag um halb acht ging das Abenteuer am Osnabrücker Hauptbahnhof los. Die Zugfahrt war zwar geprägt von lautem Kindergeschrei und telefonierenden Menschen, aber wohlbehütet kamen wir abends in dem wunderschönen Wallfahrtsort an. Das erste kleine Highlight folgte nur kurze Zeit nach der Ankunft, ein Mönch auf einem Fahrrad ließ alle müden Jugendlichen aufschauen. Nach einem Coronatest und der Empfangnahme eines Lunchpakets ging es zum 500 Meter entfernten Hotel. Nachdem alles Organisatorische geklärt war, trafen wir uns im Kultur- und Kongress-Forum und das Kennenlernen startete. Intensive und spannende Debatten über aktuelle politische Inhalte prägten den gesamten Abend sowie das gesamte Wochenende.
Am Samstagmorgen startete das Programm mit einem sehr interessanten Einführungsvortrag von Dr. Daniel Chatterjee. Er ist der Director of Technology Management & Regulatory Affairs der MTU Friedrichshafen GmbH und der Rolls-Royce Power Systems AG in Friedrichshafen. In seinem Vortrag startet Dr. Chatterjee mit dem Kongressthema „Nachhaltigkeit und Mobilität“. Ein Zitat blieb uns besonders in Erinnerung und zwar stellte Dr.Chatterjee die rhetorische Frage „Wann müssen wir mit der Energiewende im Transportbereich starte?“, die er selbst beantwortete:„Gestern!“. Nach diesem packenden Einstieg teilten sich rund 75 Teilnehmer*innen in drei Gruppen auf. Diese besuchten zunächst Workshops und durften dort dann entweder einen eigenen Film drehen, eine Kongresszeitung erstellen oder eine eigene Website kreativ gestalten. Yannik drehte zusammen mit anderen Teilnehmer*innen einen Film und Lili tobte sich kreativ auf einer neu gestalteten Website aus. Am Nachmittag folgten Vorträge von Expert*innen, darunter Stephan Mayer (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesinnenminister), Vera Brenzel (Associate Director Public Affairs & Communications beim Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO), Albrecht Broemme (Ehrenpräsident des THW und Bundesverdienstkreuzträger) sowie Cedric Solms (Start-up Gründer und Tik-Tok-Star). Nach den Vorträgen fand eine Medienbörse statt, in der die Jugendliche die Expert*innen kritisch interviewen konnten. Es folgte die Präsentation des Films der Workshopgruppe von Yannik. Anschließend folgte ein Presseabend mit einem Drei-Gänge-Menü im abkühlenden Abendwind. Am Sonntag präsentierten stolz die anderen Gruppen ihre Ergebnisse. Nach einer kleinen Pause folgte das Future-Lab. Dort erarbeiteten wir wieder in kleinen Gruppen Zukunftsvisionen inklusive nachhaltiger Mobilität. Nach einer Präsentation folgte die Verabschiedung.
Wir haben an diesem coolen Wochenende so viel gelernt und konnten uns vernetzen mit vielen anderen Jugendlichen aus ganz Deutschland. Ein paar Freundschaften sind entstanden und wir planen direkt, an einer weiteren anderen Veranstaltung der Young Leaders GmbH teilzunehmen. Für zukünftige Bewerbungen gab es natürlich auch eine Teilnahmebescheinigung.“
Das zweite Young Leaders Abenteuer
Schon kurz nach dem Kongress in Altötting waren Yannik Diessars und Lilian-Ruth Sasse zum zweiten Mal auf einem Recherche-Workshop der Young Leaders. Zum ersten Mal fuhr auch Ariana Abbas mit: „Am Freitag den 25.07 ging es nach dem Unterricht los zum Bahnhof. Drei Stunden später standen wir dann im riesigen Hauptbahnhof in Berlin. So viele verschiedene Menschen und Kulturen waren wie Musik in unseren Ohren. Allerdings mussten wir uns beeilen, der Coronatest im Schnellzentrum ließ nicht auf sich warten. Nach dem negativen Testergebnis ging es erst richtig los. Wir nahmen die nächste S-Bahn zum Ostkreuz. Dort fand in einer sehr modernen Jugendherberge unser Workshop statt.
Nachhaltig – Wirtschaft – Psychologie
Das waren die drei Schlagworte des Recherche-Workshops. Drei tolle Vorträge von interessanten Referent*innen durchzogen das gesamte Wochenende. Wir lernten, wie wir richtig recherchieren, um Inhalte einfach und klar zu referieren. Für uns alle war es sehr lehrreich und wir haben viele neue Menschen kennengelernt.“
Währenddessen hat Levin an einem Future Lab in München teilgenommen, bei dem es darum ging, eigene Ideen und Visionen für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung zu entwickeln: „Das Wochenende in München war sehr schön, informativ und produktiv. Wir haben so viel über Nachhaltigkeit, Mobilität und auch Philosophie gelernt, die Vorträge waren alle hervorragend strukturiert. Ich habe sehr viel mitgenommen und würde mich freuen, wenn mehr Leute diese Erfahrungen, die ich machen durfte, machen können. Ich habe im ersten Vortrag viel über Philosophie und Ethik gelernt. Hierbei war die Diskussion ein wichtiger Teil, wir wurden mitgenommen und eingebunden durch sehr ansprechende Fragen und spannende Themen. Im zweiten Vortrag ging es dann um eine Präsentation, die wir selber erstellen sollten und bei der wir uns mit der Thematik „Mobilität und Nachhaltigkeit“ auseinandersetzen sollten. Wir haben sehr gutes Feedback bekommen! Ein Präsentationstraining hatte uns sehr gut vorbereitet und auch Tricks für effizienteres Arbeiten wurden direkt angewendet. Natürlich waren das Hilfen, die man auch für schulische Referate gut gebrauchen kann. Wir führten philosophische Diskussionen, die durchaus Einfluss auf unser Weltbild und unsere Denkweisen nahmen. Durch diese neue Impulse habe ich nun eine reflektiertere Meinung zu Nachhaltigkeitsthemen. Im Futures Lab München haben wir die Chance bekommen, unsere politische Meinung mit anderen Leuten zu teilen und andere oder fremde Erfahrungen in unser Weltbild „einzusortieren“. Die Möglichkeit sich so mit Jugendlichen, die ebenfalls politisch engagiert sind, zu vernetzen, war mir sehr wichtig. Abschließend kann ich mich nur für die Erfahrungen bedanken und betonen, wie groß die Bereicherung für Schule und Leben war – und ich bin froh, dass ich an weiteren Veranstaltungen der Young Leaders teilnehmen kann.“
Unsere vier ehemaligen RealschülerInnen sind sich einig: „Wir können jedem diese herausragende Erfahrung nur empfehlen. Also, falls ihr ehrenamtlich engagiert und zwischen 15 und 22 Jahre seid, dann seid dann schaut mal auf der Homepage www.young-leaders.net vorbei. Es ist eine Erfahrung fürs Leben! Die Kosten für die Zugtickets und Unterkunft werden vom Veranstalter bezahlt. Ihr müsst nur einen kleinen Betrag für die Lunchpakete von ca. 25-25 Euro bezahlen. Außerdem werdet ihr nach jeder Veranstaltung auch eine Teilnahmebestätigung bekommen, die ihr garantiert für Bewerbungen gebrauchen könnt!“
Maja Sturm