Die Geschichte des Atombunkers der Bundesregierung im Ahrtal – Auf den Spuren des Kalten Krieges und der Bonner Republik

Zweitägige Jahrgangsfahrt der Schüler des 11. Jahrgangs nach Bonn

Eine außerplanmäßige Fahrt des gesamten 11. Jahrgangs führte die Schülerinnen und Schüler der Klassen 11a, 11b, 11c, 11d und 11e gemeinsam mit Herrn Ehrenpreis, Herrn Dr. Klaus, Herrn Liebau, Herrn Marschler, Frau Ullrich und Herrn Lücking am ersten Tag der Fahrt ins Ahrtal südlich von Bonn. Dort erkundeten sie in Ahrweiler im „Dokumentationszentrum Regierungsbunker“ den Atombunker der Bundesregierung, der in den 60er Jahren in Betrieb genommen wurde, um im Krisenfall unweit von Bonn die Regierungsfähigkeit der Bundesrepublik aufrecht zu erhalten. Tausende Regierungs- und Ministeriumsmitarbeiter sollten hier Zuflucht finden, leben und arbeiten. Für uns Besucher heute eine beklemmende Vorstellung, wochenlang ohne Tageslicht eingesperrt in einem Berg zu leben. Nachdem die Anlage 1997 außer Betrieb genommen und zurückgebaut wurde, hat man einen Teil der Anlage zu Dokumentationszwecken erhalten. Heute ist dieser Bereich Besuchergruppen zugänglich. Und so erkundeten die Schüler in klassengemischten Gruppen mit ehemaligen Mitarbeitern die unterirdische Anlage und erfuhren viel Außergewöhnliches rund um die streng geheime und getarnte Anlage aus der Zeit des Kalten Krieges. Die erhalten gebliebenen technischen Anlagen und Artefakte der Anlage erregen bei Besuchern teils Erheiterung, wie z.B. der Frisiersalon oder die Kaffeemaschine, die 100 Liter Wasser fasst, teils Bestürzung, wenn man die Vorbereitungen für ein dreißigtägiges, von der Außenwelt abgeschnittenes Leben in einer unterirdischen Anlage eingehender in Augenschein nimmt. Meterdicke Türen, ein autarkes Belüftungssystem, gigantische Vorräte an Lebensmitteln und Treibstoff, eine eigene Wasserversorgung, eigene Werkstätten…und all das streng geheim. Nach 90 min ging es wieder an die frische Luft, im Bus zurück nach Bonn zu Spaziergängen durch das alte Bonner Regierungsviertel auf dem „Weg der Demokratie“ mit Bundestag, Bundesrat und Kanzleramt. Heute dominieren die UNO, die Deutsche Welle, ein Kongresszentrum und die Konzernzentrale der Deutschen Post das ehemalige Regierungsviertel, das idyllisch am Rhein liegt. So manche Parkbank an der Promenade lud auf dem geführten Spaziergang die eine oder andere Schülerin zum Verweilen und Füße schonen ein. Wer die Weitläufigkeit und die Üppigkeit der Berliner Regierungsbauten kennt, wird angesichts der Überschaubarkeit und Bescheidenheit der Bauten in Bonn erstaunt sein. Den Umzug der meisten Ministerien und der Bundesregierung scheint man nach über 20 Jahren verwunden zu haben, wenngleich die Spuren der Vergangenheit allgegenwärtig sind.

Quartier bezogen wir mehr als 100 Schüler und Begleiter am Abend in der Jugendherberge Bonn. Für eine Nacht konnten wir dort auch als große Gruppe bequem unterkommen. Jetzt war endlich auch Raum für individuelle Entspannung nach einem an neuen Eindrücken reichen Tag, langer Busfahrt und erlahmten Füßen.

Am nächste Morgen wartete nach einem ausgiebigen Frühstück das Bonner „Haus der Geschichte“ auf uns. Fünf Guides nahmen uns gruppenweise mit auf eine Zeitreise vom Ende des II. Weltkrieges durch die Zeit der Berlinblockade, der deutschen Teilung, der Deutschen Mark, des Wirtschaftwunders bis hin zum Mauerfall 1989. Episoden und einzelne Ausstellungsstücke, wie z.B. ein zum Sieb umfunktionierter Stahlhelm aus der unmittelbaren Nachkriegszeit oder ein Panzer T-34, der zur Niederschlagung des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 in Ost-Berlin eingesetzt wurde, erregten dabei unsere besondere Aufmerksamkeit. Wer mochte, konnte anschließend auf eigene Faust die Ausstellung erkunden, bevor es wieder in zwei Bussen zurück nach Osnabrück ging. Bereits auf der Fahrt nach Hause galt es offenbar verpassten Schlaf nachzuholen. „Die Fahrt war zu viel zu kurz“, meinten einige Schüler, als wir wieder zurück waren. Recht haben sie, es hätte viel mehr zu sehen und zu besprechen gegeben, z.B. wie die Menschen im Ahrtal sich trotz großer Entbehrungen mühen, nach der verheerenden Flut von 2021 ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen und die Weinberge neu zu bepflanzen.

Nicht nur historische Kenntnisse sollten auf dieser Fahrt vermittelt werden, auch das Miteinander aller Schüler dieses Jahrgangs im Hinblick auf die kommende, gemeinsame Kursstufe ab Jahrgang 12 sollte gefördert werden. Vielleicht hat die Fahrt dazu beigetragen, dass sich gerade diejenigen Schülerinnen und Schüler, die erst seit der 11. Klasse das EMA besuchen, schon jetzt ein wenig heimischer in „ihrem“ Jahrgang fühlen, bevor sie mit allen anderen des Jahrgangs im August in die zweijährige, gemeinsame Kursstufe starten. Für Gesprächsstoff sorgt eine gemeinsame Fahrt allemal.

Sebastian Lücking

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