Gebärdensprache im Werte-und-Normen-Unterricht am EMA

Was im WN-Unterricht des 12. Jahrgangs im Kontext der Frage „Was ist der Mensch?“ seinen Ausgangspunkt nahm, führte über die Frage, wie nimmt der Mensch seine Welt eigentlich wahr, wenn ihm ein Sinn oder sogar mehrere Sinne fehlen, zu einer ganz besonderen Unterrichtsstunde. Mit Kati Ender als Dozentin für Gebärdensprache und Sandra Janetzki als Gebärdensprachdolmetscherin besuchten zwei Expertinnen auf dem Gebiet der Gebärdensprache für Taube Menschen die WN-Kurse von Frau Landwehr und Herrn Lücking. Mit einfachen Übungen gelang es ihnen nicht nur, eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie es ist, wenn man als gehörloser Mensch von der Kommunikation Hörender ausgeschlossen ist. Dass man diese Sprachbarriere überwinden kann und dabei viel lachen und Spaß haben kann, zeigten uns Frau Ender und Frau Janetzki mit Hilfe natürlicher Gebärden, die auch Hörende gebrauchen, sodass der Weg zur Gebärdensprache gar nicht so weit ist. Besonders aufschlussreich waren Frau Enders Ausführungen zur eigenen Grammatik der Deutschen Gebärdensprache, die mittlerweile anerkannte Fremdsprache ist. Der Weg dorthin sei nach Überzeugung Enders ein sehr weiter Weg gewesen, denn vielfach habe man unter Förderung Tauber Menschen Falsches verstanden, die Gebärdensprache sei hierbei in der Vergangenheit Kindern in Förderschulen sogar verboten worden, bis in den 90er Jahren ein überfälliges Umdenken einsetzte. Heute gilt die Gebärdensprache als unersetzlich für gelingende Kommunikation Gehörloser untereinander und mit Hörenden. Sollte Gebärdensprache an Regelschulen unterrichtet werden, fragte ein Kursteilnehmer. Antwort Kati Ender: „Uneingeschränktes Ja!“ Nach übereinstimmender Meinung der Oberstufenschüler und Frau Enders ist es unverständlich, dass in Schule und Unterricht an Regelschulen Gebärdensprache bisher keinen Platz hat. Es fehle für eine Verwirklichung dieses Zieles derzeit noch der politische Wille und die Gebärdensprachdolmetscher, betonte Kati Ender. Inklusion Tauber Menschen bedeute für sie, dass alle gebärden könnten. Erst damit könne ein Zustand überwunden werden, den Helen Keller bereits im 19. Jahrhundert formulierte: „Blindheit trennt uns von den Dingen und Taubheit trennt uns von den Menschen.“ Vielen Dank Kati Ender und Sandra Janetzki für eine außerordentlich erkenntnisreiche Unterrichtsstunde!

Sebastian Lücking

Vorheriger Beitrag
„Im EMA zu sein, ist wie nach Hause zu kommen“
Nächster Beitrag
Abschluss der Ausbildung zu Buslotsen / Übergabe der Zertifikate an Buslotsen