Ehemaliger EMA-Schüler spricht über seine Herztransplantation

„Glaube in schweren Zeiten daran, dass die guten Zeiten bereits auf dem Weg zu dir sind!“

… sagt jemand, der es wissen muss: Jonathan Fietz, der im November 2022 im Alter von nur 29 Jahren ein Herz transplantiert bekommen hat.

Jonathan kam 2012 in die 11. Klasse des EMA und hat 2015 Abitur gemacht. Bis 2019 studierte er „Öffentliche Verwaltung“ und arbeitet nun für den Landkreis Osnabrück. 2023 hat er seine langjährige Freundin Denise geheiratet. Das klingt erstmal nach einem ganz normalen Werdegang. Alles andere als normal ist jedoch, dass Jonathan diesen Weg gegangen ist, obwohl er ein sehr schwaches Herz hatte, mit dem ein normaler Alltag gar nicht möglich war.

Am 10. April 2024 besucht Jonathan das Seminarfach „Bio-Ethik“ am EMA, um über seinen Lebens- und Leidensweg als junger herzkranker Mensch zu berichten und über die Bedeutung der Organspende aufzuklären.

Im Jahre 2008 erkrankte er mit 14 Jahren an einer Herzmuskelentzündung, die im weiteren Verlauf von vielen lebensbedrohlichen Schicksalsschlägen begleitet wurde. Was das für einen jungen Menschen bedeutet, können wir wohl nur erahnen: Keinen Sport, keine Partys und immer in Sorge darum, ob und wie das Leben weitergehen könnte. Als Jugendlicher, der sonst seine ganze Freizeit auf dem Fußballplatz verbracht hat, stellte das eine sehr, sehr große Herausforderung dar!

2022 verschlechterte sich Jonathans Zustand so sehr, dass er auf die sogenannte „High-Urgency-Transplantationsliste“ gesetzt wurde: Hohe Dringlichkeit für eine Transplantation. Wenn man als Patient auf dieser Liste steht, ist der Gesundheitszustand lebensbedrohlich, so dass im Grunde jeder Tag, den man warten muss, ein Tag zu viel ist – und doch kann es bis zu sechs Monate dauern, bis ein passendes Organ gefunden wird. Ein Zeitraum, den viele Wartende leider nicht überleben: Täglich sterben drei Menschen in Deutschland, weil für sie nicht rechtzeitig ein Organ transplantiert werden konnte. Jonathan musste 24 Tage auf sein neues Herz warten.

Schon seit vielen Jahren ist das Verhältnis „Patient – bereitgestelltes Organ“ in Deutschland ca. 3 zu 1: Im Jahr 2023 wurden z.B. 8.716 Organe benötigt, jedoch nur 2.877 Organe gespendet.

Dies ist in den meisten anderen Ländern anders. Dort gilt die sogenannte Widerspruchslösung: Möchte man seine Organe nach dem Tod nicht spenden, muss man der Entnahme aktiv widersprechen. In Deutschland gilt jedoch die Entscheidungslösung, die bedeutet, dass keine Organe entnommen werden dürfen, wenn nicht ein entsprechendes Einverständnis mithilfe z.B. eines Organspendeausweises gegeben worden ist.

Hier sieht Jonathan eines der Hauptprobleme: Seiner Meinung nach machen sich zu wenige Menschen Gedanken darüber, was nach ihrem Tod mit ihren Organen geschehen soll. Liegt kein Einverständnis vor, müssen die nächsten Angehörigen in kürzester Zeit entscheiden, ob Organe entnommen werden dürfen oder nicht. Eine extreme Stress-Situation, die sicherlich niemand erleben möchte.

Jonathan sagt aber auch deutlich, dass es völlig in Ordnung ist, sich gegen die Organspende zu entscheiden. Er würde sich wünschen, dass Menschen überhaupt zu diesem Thema ins Gespräch kommen und dann eine bewusste Entscheidung treffen.

Jonathans Besuch im Seminarfach hat dazu geführt, dass sich der Kurs ganz intensiv mit der Frage nach der Organspende auseinandergesetzt hat. Im Feedback wurde deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler sehr beeindruckt von Jonathans Vortrag waren und besonders davon, wie offen und ohne Scham er von intimsten Momenten seines Lebens erzählt hat.

Wahrscheinlich wurde nach der Schule zuhause davon erzählt und im besten Falle viel darüber diskutiert…

Wer mehr über Jonathans Weg zur Herztransplantation erfahren möchte, kann dies in seinem im Februar 2024 erschienenen Buch „Trotz Dunkelheit gibt es Licht – Mein Weg zur Herztransplantation“ nachlesen. Eine ergreifende Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Vielen Dank, Jonathan!!

Barbara Koenen, Leiterin des Seminarfachs „Bio-Ethik“

 

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