Der Brand von 2001

Das Versprechen, das Schulzentrum Sebastopol werde die schönste und modernste Schule Niedersachsen, sollte beim Umzug nicht zum letzten Mal ausgesprochen werden. In der Nacht auf den 25. Februar 2001 wurde das Schulzentrum Sebastopol nämlich durch einen Schwelbrand schwer beschädigt. Im damaligen Schülercafé „Café Olé“ hatte sich ein „Flashover“ (eine durch Hinzufügen von Sauerstoff entstandene Explosion) gebildet, der explosionsartig die Tür vom Brandherd ins Forum sprengte und als Gas-Feuerball durch die Schule wanderte. Der Gas-Feuerball konnte sich ungehindert in der ganze Schule verbreiten. Als die Feuerwehr kurze Zeit später am Unglücksort eintraf, flogen ihr schon die Fensterscheiben des „Café Olé“ entgegen. Drinnen bot sich den Feuerwehrleuten ein schrecklicher Anblick. Der Rauch, samt Ruß, war durch das ganze Gebäude gezogen, sodass im gesamten Forum die Fenster eingeschlagen werden mussten, damit der Rauch entweichen konnte. Am Brandherd herrschte eine so hohe Temperatur, dass selbst gebrannte Ziegelsteine kaputt gingen und eine Auflaufform aus feuerfestem Glas (Jenaer Glas) zu einem einzigen Glasklumpen zusammengeschmolzen war. Betroffen von dem Brand war nicht nur das EMA, sondern auch die anderen im Schulzentrum untergebrachten Schulen, die Sophie-Scholl-Orientierungsstufe, die Felix-Nussbaum-Hauptschule und die Wittekind-Realschule wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Ursache des Brandes konnte im Nachhinein nicht mehr mit voller Sicherheit festgestellt werden, da am Brandherd zu hohe Temperaturen geherrscht hatten. Die wahrscheinliche Ursache war ein Kurzschluss durch Überlastung in einer Mehrfachsteckdose. Wie sich ein paar Tage nach dem Brand herausstellte, war der penetrant riechende Rauch zusammen mit dem feinen Ruß und den Säuredämpfen, die beim Verbrennen von Kunststoff entstanden waren, bis in die hinterste Ecke vorgedrungen. Am Montag, als die Kripo und das Landeskriminalamt ihre Arbeiten im Forum des Schulzentrums beendet hatten, konnten „Experten der Feuerversicherung, Sachverständige und Entsorgungsexperten…“ (NOZ, 27.2.2001) das beschädigte Gebäude von innen in Augenschein nehmen. Bei der Besichtigung stellte sich heraus, dass das Schulzentrum von Grund auf renoviert werden musste. Das bedeutete, dass alles bis auf die Grundmauern herausgerissen und später erneuert werden musste, denn anders wäre man den Brandgeruch und die Ablagerungen der Säuredämpfe (Salzsäure) nicht losgeworden. Das EMA hatte innerhalb einer Nacht alles verloren, und eine einzige Frage kam auf: Wie soll es weitergehen? OStD Bruns und sein damaliger Stellvertreter StD Seeger fanden schnell neue Räume, in denen unterrichtet werden konnte. Diese wurden zunächst von „der ev. Marienkirche, der ev. Matthäuskirche, der kath. Franziskuskirche und der kath. Heilig-Geist-Kirchengemeinde, dem Gemeinschaftszentrum Lerchenstraße, im Clubhaus des SSC Dodesheide, dem benachbarten Sportverein, dann auch in der Universität, in einigen Fachräumen des Ratsgymnasiums, in einem Raum des Konservatoriums und im Felix-Nussbaum-Museum“ (ema-report 2001, S. 26) bereitgestellt. Das EMA erfuhr auf diese Weise die Solidarität der ganzen Stadt. Die einzelnen Klassen wurden bis Freitag, den 2.3.2001, auf die verschiedenen Standorte verteilt. Ab Montag, den 5.3.2001, zog die Sekundarstufe I vollständig zum Schulzentrum Eversburg und nach dem Einzug der Wittekind-Realschule in das „neue“ Schulzentrum (9.8.2001), zog die Sekundarstufe I, wegen der Nähe zum Schulzentrum, in Mobilklassen der Grundschule Haste. Der Unterricht der Oberstufe fand in den Semesterferien in der Universität Osnabrück, im Konservatorium und in den Fachräumen des Ratsgymnasiums statt. Nach Semesterbeginn wechselten der Jahrgang 12 zum Gymnasium Carolinum und der Jahrgang 11 zur benachbarten Ursulaschule über. Der gewöhnliche Zeitplan musste schon zu Anfang aufgelöst werden, weil es für die Lehrer schlichtweg unmöglich war, innerhalb von Fünf-Minuten-Pausen den Standort zu wechseln. Also musste improvisiert werden. Wie jedoch sollte man diesen provisorischen Stundenplan oder auch Vertretungsplan so vielen Personen auf einmal mitteilen? StD Schröder hatte die Idee, dies einfach über das Internet zu regeln. Diese Arbeit haben dann Frau Gröne und Herr Brammer-Willenbrock, die ohnehin für die „Pflege“ der EMA-Homepage zuständig waren, übernommen. Allerdings besaß damals gerade einmal ein Drittel der Schüler und Schülerinnen bzw. der Lehrkräfte einen Internetanschluss. Daher wurde festgelegt, dass der Stundenplan für den nächsten Tag jeweils ab 18 Uhr im Internet zu finden sei, so konnte jeder seinen „Partner“ finden, der einen Internetanschluss hatte und sich so über den Stunden- und Vertretungsplan für den nächsten Tag informieren lassen. Frau Dölle z.B. rief jeden Abend ihren Sohn in Berlin an, der dann für seine Mutter im Internet nach dem Vertretungsplan schaute.

Um den Informationsfluss zu sichern, stellte jede Klasse für sich eine Telefonkette her. Nach ca. 14 Tagen, als endgültig klar war, wo welche Klasse bis zum Wiedereinzug unterrichtet werden sollte, erstellte Herr Schröder einen ersten regulären Stundenplan. Durch diesen neuen Stundenplan konnten 99% des Unterrichts wieder erteilt werden, dabei mussten jedoch der Informatik- und bilinguale Unterricht gestrichen werden. Laut Aussage von Frau Willenbrock im ema-report 2001 haben nur wenige Schüler die Chance, sich durch Unwissenheit ein paar freie Tage zu „erschleichen“, genutzt, denn der Informationsfluss funktionierte ausgesprochen gut. Im Schulzentrum selbst sah es derweil furchtbar aus. Überall, selbst in den verschlossenen Schränken, in den an der Peripherie gelegenen Physikräumen und sogar im 2. Stock lag eine dünne Ruß-Säureschicht, die alles unbrauchbar machte. Eine Sanierungsfirma wurde damit beauftragt, das ganze Gebäude zu entkernen und aufzubauen. Die Sammlungsleiter der naturwissenschaftlichen Fächer hatten als erstes die Aufgabe, das gesamte noch vorhandene Inventar mit Preisen zu versehen und in Inventarlisten einzutragen. Die Säuredämpfe, die sich beim Brand entwickelt und sich zusammen mit dem Ruß überall abgelagert hatten, waren so ätzend, dass sie alle Metallteile innerhalb von einer Woche nach dem Brand zum Korrodieren brachten. Dies war zunächst an allen offenen Metallteilen wie z.B. Kartenständern entdeckt worden. Daraufhin wurden die schon gereinigten PCs noch einmal überprüft und man stellte fest, dass auch diese nicht mehr funktionierten. Aus diesem Grunde war die Arbeit, die schon in die einzelnen technischen Geräte investiert worden war, umsonst. Denn nun mussten diese Geräte erneut gereinigt und befallene Metallteile ersetzt werden. Aus demselben Grunde mussten alle Leitungen im Gebäude erneuert werden. Daher konnten auch in alle Klassenzimmer neue Leitungen, z.B. für das Internet, mit verlegt werden. Ganz besonders schmerzlich erschien zunächst der Verlust der Bücherei, denn sie war eine der bestsortierten in Osnabrück. Allerdings waren viele Bücher so veraltet, dass dieser Verlust beim Anblick der neuen und mit einer Vielzahl von neuen Büchern ausgestatteten Bibliothek leichter zu verschmerzen erscheint.

Als erstes konnten nach den Sommerferien 2001 die Sophie-Scholl-Orientierungsstufe, die Felix-Nussbaum-Schule und die Wittekind-Realschule wieder in den Altbau des Schulzentrums einziehen. Es folgte ab Oktober 2001 die Oberstufe des EMA, die den Nordtrakt beziehen konnte, wobei allerdings zusätzliche mobile Klassenräume aufgestellt werden mussten. Nach den Herbstferien 2002 konnte schließlich auch die Sekundarstufe I ins Schulzentrum zurückkehren. Diese Zusammenführung wurde am Nachmittag mit einem Fest gefeiert, und ein Richtkranz mit den verschiedenen Sprüchen und Wünschen der einzelnen Klassen und Kursen wurde auf dem Dach des Schulzentrums angebracht. Der Unterricht erfolgte in dieser Zeit in mobilen Containerklassen, im Nordtrakt und im 2. Stockwerk, das man allerdings nur von außen über einen Holzsteg und dann durch den Keller erreichen konnte. Erst im Februar 2003, also zwei Jahre nach dem Brand, konnten die Schulen im Schulzentrum wieder das ganze Gebäude für sich in Anspruch nehmen. Im Endeffekt hat das Schulgebäude durch Brand und Wiederaufbau enorm an Attraktivität gewonnen. Die ehemals grün und orange ausgestatteten Klassenräume wurden mit weißen Wänden und blauen Pinnwänden versehen, so dass sie sich hell und freundlich präsentieren. Zudem erhielten alle Räume eine moderne, Energie sparende Beleuchtung und Schall schluckende Wände.

Inzwischen ist das EMA dort angekommen und angenommen worden, wo es den ursprünglichen Plänen beim Umzug zufolge hingehört: in die Stadtteile Dodesheide und Sonnenhügel. Passend dazu ist das Schulzentrum Sebastopol in diesem Jahr in „Schulzentrum Sonnenhügel“ umbenannt worden. Es bleibt zu wünschen, dass das EMA auch weitere stürmische Jahre und Umbrüche gut übersteht und die Schule es immer wieder versteht, Brücken zu den vorangegangenen Generationen von Lehrern und Schülern zu bauen.

Friedemann Neuhaus und Svetlana Böhm, aus: ema-report 2007. Sonderausgabe zur 140-Jahr-Feier. Osnabrück 2007, S. 20ff

Eine detaillierte Darstellung findet sich auf einer besonderen Seite. Aus dem alten Internetauftritt des EMA  haben wir eine Anzahl Meldungen und Berichte eingearbeitet.

Hurra! hurra! Die Schule brennt!

In der Nacht vom „Ossensamstag“, den 24. auf Sonntag, den 25. Februar brach das Feuer im Schulzentrum aus. Um 2.31 Uhr flog die Haupticherung ‚raus.
Ausführliche Berichte und BIlder aus unserem Internetauftritt von damals sind hier.

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