Abiturjahrgang 1914

Im Jahre 1914 gab es zwei Abiturjahrgänge, Februar und August. Ob der Augusttermin mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zusammenhängt, ist nicht zu ermitteln. Die meisten Abiturienten wurden jedoch eingezogen und als Offiziersanwärter gleich in den Krieg geschickt. Viele überlebten den Krieg nicht. In dem Verzeichnis der Silbernen Abiturienten, das in der Schulzeitschrift „neue realität“ (Heft 16, Herbst 1963) abgedruckt ist, finden sich deshalb entsprechende Vermerke.
Die Redaktion schreibt: „Ebenso wichtig scheint uns die Mithilfe bei der Vervoll­ständigung des Gefallenenverzeichnisses. Wer über das Schicksal eines gefallenen oder verstorbenen Klassenkame­raden etwas weiß (Todestag, Ort und dergl.), wird gebeten, uns diese Daten gleichfalls mitzuteilen. Bei dieser Gelegenheit sei Herrn Karl Fricke … ganz besonders dafür gedankt, daß er in außerordentlich mühsamer Kleinarbeit und mit beachtlichem Erfolg Einzelhei­ten insbesondere über Ehemalige in Erfahrung gebracht hat, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind und deren Namen nun mit Daten im Ehrenbuch unter dem Gefallenen-Ehrenmal in der Aula verzeichnet werden konnten.“

> Klassenfoto Abitur Februar > Klassenfoto August

Abitur im Februar 1914

Arthur Adam – gefallen 24.10.1914
Gustav Bierhake – gefallen
Paul Dütting – gefallen 10.8.1915
Hermann Goldbecker
Hermann Gosling
Adolf Hüffmeyer
Friedrich Komnade
Ernst Noltmann
Adolf Pirmann
Heinrich Scheilbach – gefallen 29.9.1915
Hermann Schreiber
Max Selige
Fabrikant Karl Starcke
Erich Wöppelmann

Klassenfoto Abitur 1914 Ostern
Abiturjahrgang Ostern 1914 (Foto: privat)

Quelle: „neue realität“, Heft 17/18 (1964)

 

Abitur im August 1914

Wilhelm Ahring gen. Klekamp – gefallen 10.5.1915
Willy Bottenberg
Ludwig Brehe
Wilhelm Fischer
Hans Fricke
Karl Fricke
Hermann Hagemann
Wilhelm Hauswörmann
Johannes Hofmeyer
Otto Meiners – gefallen 3.7.1944
Wilhelm Menke
Bernhard Meyer
Wilhelm Pörtner
Karl Rißmüller
Karl Freiherr v. Wangenheim – gefallen 11.9.1918
Heinrich Grabhorn – gefallen 21.4.1918
Friedrich Wiendieck – gefallen 4.1.1916
Arthur von Behren – vermißt Dez. 1914
Erich Kölling – gefallen 29.6.1918
Friedrich Meyer
Rudolf Lotze

Klassentoto Abitur 1914 August
Abiturjahrgang 1914 August (Foto: privat)

Foto privat; abgedruckt in: „neue realität“ (Heft 17/18, Sommer 1964)

In eben dieser Ausgabe finden sich Fotos, die einige der Herren als Goldene Abiturienten im Jahre 1964 zeigen:

Ostern 1914:

Quelle: „neue realität“

 

August 1914:

Quelle: „neue realität“

 

Oberprimanermütze – 1914 sehr cool!

Liebe Leute aus dem Abiturjahrgang, könnt Ihr Euch vorstellen, so eine Mütze zu tragen, außer Ihr spielt die „Feuerzangennbowle“ nach? Vor 100 Jahren mussten Gymnasiasten sie tragen, das galt übrigens als sehr cool. Für jeden Jahrgang gab es besondere Kennzeichnungen. Anhand der Farben konnte auch jeder einer bestimmten Schule zugeordnet werden, anhand der grün-weiß-roten Farben also unserem Gymnasium. Die Mütze im Bild gehörte Hermann Gosling, und seine Tochter, Frau W. Schlichte, hat sie der Schule geschenkt.
Hermann Gosling, der von 1893 bis 1972 lebte, hat 1914 an unserem Gymnasium (damals an der Lotter Straße 6) sein Abitur bestanden. (Damals hieß die Schule übrigens „Königliches Reformrealgymnasium mit Realschule“.) Die Mütze weist den Besitzer als Oberprimaner aus, also als Angehörigen des Abiturjahrgangs. Wenn Schüler unangenehm auffielen, also z.B. abends in der Stadt oder in der Kneipe gesehen wurden, so konnte das zu Problemen mit dem Herrn Direktor führen (vgl. die Schulordnung von 1867).

Hermann Goslings Oberprimanermütze (Foto: EMA). Die Mütze befindet sich jetzt im Bestand des Osnabrücker Schulmuseums.

 

Die Goslings gehörten zu den herausragenden Osnabrücker Fabrikantenfamilien. Ihr gehörten eine Branntweinfabrik am Neuen Graben / Neumarkt, dort, wo in den 60er Jahren das Kaufhaus Hertie gebaut wurde. Das Fabrikgebäude wurde im Kriege durch Bomben zerstört. 1961 wurde ein neues an der Hannoverschen Straße errichtet.
In der Festschrift anlässlich des 70. Geburtstags von Hermann Gosling wird ausgeführt:
„Wenige Wochen vor Ausbruch des Krieges 1914 hatte Hermann Gosling (geb. 1893), der heutige Chef der Firma, der den Vornamen des Vaters und Großvaters trägt, das Abitur bestanden und in Bremen die kaufmännische Lehre angetreten. Nun zog er als Kriegsfreiwilliger ins Feld, um erst im Herbst 1920 aus russischer Gefangenschaft heimzukehren. Mit ihm kam seine Frau, Martha geb. Stach (geb. 1899), die Tochter eines rußlanddeutschen evangelischen Geistlichen. Noch einmal ging er nach Bremen, um dort anzuknüpfen, wo er 1914 seine Pläne hatte aufgeben müssen. Seit dem Jahre 1923 war er als Prokurist für die Unternehmen am Neuen Graben tätig. In diese Zeit fiel die Motorisierung der Firma, die ihre Pferde durch Kraftfahrzeuge ersetzte. Hermann Goslings persönlicher Initiative war es zuzuschreiben, wenn „Gosling“ nun von der Faßlieferung zur Lieferung in Flaschen überging. Freilich verwendete man damals noch die Literflasche als 1/1-Flasche, während es sich bei der heute üblichen 0,7-Liter-Flasche um ein sehr dauerhaftes „Geschenk“ der Hitlerdiktatur handelt.

Die gewaltsame „Neuordnung“ und der zweite Weltkrieg
Die nationalsozialistische „Marktordnung“ brachte auch den Goslingschen Betrieben neue Probleme. Zudem sah sich die Firmenleitung, und mit ihr die Firma, allerlei Schikanen ausgesetzt, weil sie als „politisch unzuverlässig“ galt. 1939 kam zu der Produktionskontingentierung — wie sie etwa das „Brennrecht“ darstellte — die Kontingentierung des Verkaufs …“ (S. 57f.)

(1942 wurde die Dampfmühle am neuen Graben zerstört.)
„Wieder wurde Ausschau gehalten nach einem neuen, günstig gelegenen Grundstück, das künftig die Goslingschen Betriebe beherbergen sollte, und nach langjährigen, aufreibenden Verhandlungen, bei denen die verschiedensten Möglichkeiten ins Auge gefaßt wurden, kam es endlich zu einer alle Teile befriedigenden Lösung: Im Osten der Stadt, im Fledder, dem alten Weidegelände und neuen Industriebezirk, konnte die Firma Gosling 1961 durch Tausch ein Grundstück übernehmen, das den technischen Erfordernissen des Betriebes entspricht und ihm für die Zukunft Ausdehnungsmöglichkeiten gibt. In diesem Gebiet am östlichen Stadtrand, das auch so vorteilhafte Anschlüsse an die großen Transportwege besitzt, sind damit alle äußeren Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit des traditionsreichen Unternehmens vom Neuen Graben gegeben. Am alten, nun von der Firma verlassenen Ort, wird künftig ein Kaufhaus stehen. Die Maschinen der Firma Gosling laufen seit November 1962 zwar auf neuem Boden, aber in nächster Nähe hatten Familie und Firma in der Zeit landwirtschaftlicher Nutzung Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch mancherlei Grundbesitz, und somit ist der Weg des Hauses Gosling von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft auch geschichtlich gerade. Dem so modernen Betrieb an der Ecke Hannoversche Straße — Großer Fledderweg, der sich nicht nur auf neuen Grund begeben hat, sondern sich mit unserer Volkswirtschaft in immer größere Wirtschaftsräume gestellt sieht, ein glückhaftes Beginnen! Seinem Leiter und Schöpfer, Herrn Hermann Gosling, zur Vollendung des siebenten Lebensjahrzehntes am 15. Juli 1963 einen besonderen Glückwunsch!“ (S. 63)

Quelle: Lembcke, R., Gosling 1606-1963. Geschichte der Familie Gosling und der Firma Carl Gosling Osnabrück. Osnabrück o.J. (1963)


Bilder: Lembcke, a.a.O., vor S. 9 (Gosling) und vor S. 57 (Fabrikgebäude)

Die Jahrgangsbezeichnungen an Gymnasien früher:
Sexta Kl. 5
Quinta Kl. 6
Quarta Kl. 7
Untertertia Kl. 8
Obertertia Kl. 9
Untersekunda Kl. 10
Obersekunda Kl. 11
Unterprima Kl. 12
Oberprima Kl. 13

Hermann Goslings Oberprimanermütze 1914 (Foto: EMA)

Menü