1. Abiturjahrgang 1921

Abiturjahrgang 1921

Hans Dierks

Weitere Namen liegen nicht vor.

Abiturienten des Abiturjahrgangs 1921; obere Reihe rechts außen: Hans Dierks (Foto: K. Dierks/privat)

 

Absolventen des Abiturjahrgangs 1921; sitzend 4. v.r.: Hans Dierks (Foto: K. Dierks/privat)

 

Schüler des späteren Abiturjahrgangs 1921 in der Aula des Schulgebäudes Lotter Str. 6  (Foto: privat)

Schüler des späteren Abiturjahrgangs 1921 vor dem Schulgebäude Lotter Str. 6  (Foto: privat)

 

Unten: Theatergruppe; einige aus dem Abiturjahrgang 1921 sind dabei, darunter Hans Dierks als König:

Theatergruppe (Foto: privat)

Es handelt sich sehr wahrscheinlich um das Stück “Das Wasser des Lebens” mit Hans Dierks (Abitur 1921) in der Rolle des Königs.
Das Stück, ein Märchenspiel nach den Gebr. Grimm, wurde von Studienrat Hermann Boerma eingerichtet und anlässlich des Sommerfests 1920 aufgeführt.

 

Im Herbst 1918 wurde eine Gruppe Gymnasiasten aus dem Jahrgang 11 („Obersekunda“) nach Marxen am Berge in der Lüneburger Heide geschickt, um in der Landwirtschaft Hilfe zu leisten, z.B. bei der Kartoffel- oder Steckrübenernte. Damals war ja schon mehr als vier Jahre Krieg, und der Bedarf an Arbeizskräften war gewaltig.

Wir zeigen hier den Ausweis für die Gruppe, die offensichtlich von Hans Dierks angeführt urde. Dieser Ausweis mit den Namen der Schüler Dierks, Düsing, Heck, Hoffmeister, Janssen, Kappauf, Kromschröder, Niederhaus, Passoth war vom Kriegswirtschaftsamt Hannover ausgestellt und berechtigte zur Bahnfahrt in der 3. Klasse (das hieß auf Holzbänken oder stehend) von Osnabrück nach Drogennindorf, Kreis Lüneburg „zu Militärpreisen“, das hieß Freifahrt.
Die Hinfahrt wurde am 9. Oktober angetreten, und die Rückfahrt fand am 8. November statt. Auf dem entsprechenden Blatt findet sich der handschriftliche Zusatz: „Kann Schnellzug benutzen. Soldatenrat Lüneburg“ (zur Erinnerung: am 9. November 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. ab und floh in die Niederlande, und am 11. November wurden mit dem Waffensstillstand von Compiègne die Kampfhandlungen im Westen beendet.)

Zwischenzeitlich schreibt Direktor Uhlemann eine Postkarte und erkundigt sich nach dem Gesundheitsszustand Kromschröders. Er berichtet, dass wegen der schlimmen Grippe (gemeint ist die Pandemie „Spanische Grippe“) die Ferien verlängert worden seien und dass die Gruppe auf jeden Fall längeren Aufenthalt gewährt bekomme.

 

Ein Merkblatt, das den Jungen an die Hand gegeben wurde, enthält Hinweise zum Benehmen im Dorf, zur vaterländischen Verantwortung, zur Pflichterfüllung wie „draußen im Feld“, auch Anweisungen zum Umgang mit Alkohol und den Mädchen (Warnung vor „Leichtsinn“):

Postkarte von Direktor Uhlemann an Hans Dierks; zunächst die Transkription:

Postkarte
Osn.19.10.18
Poststempel vom 19.10.18.

An
den Obersekundaner
Hans Dierks
Marxen a/Berge
Post Amelinghausen
Kr. Lüneburg
bei Hofbesitzer Stelter

Lieber Dierks!
Mitteilungen aus
Lüneburg u. Zweimal
aus Marxen richtig
erhalten, vielen Dank.
Ich freue mich, daß
Sie Ihre Mannschaften
——————————————————————————
gut u. glücklich an Ort und Stelle gebracht. Kromschrö-
der ist doch wieder wohl? Hier sind wegen des gefährlichen
Auftretens der Grippe die Ferien bis Di den 5. Nov.
verlängert. Bis dahin haben Sie ohne weiteres Urlaub
u. Sie bekommen ihn noch weiter, wenn die Landwirtschaft
Sie braucht. Bleiben Sie mir gesund u. Arbeitsfroh
wie bisher u. machen Sie uns weiter nur Ehre.
Ihnen und Ihrer ganzen Gruppe herzl. Grüße!
Uhlemann
——————————————————————————
Die Mitglieder der Gruppe waren:
Dierks, Düsing, Heck, Hoffmeister, Janssen, Kappauf, Kromschröder, Niederhaus, Passoth

 

Den landwirtschaftlichen Gehilfen erreichte eine weitere Postkarte, dieses Mal von seiner Tante Marta aus Büstedt bei Oebisfelde, Kreis Helmstedt:

Scan: privat

 

Büstedt b. Oebisfelde, d. 29.10. (1918)

Lieber Hans,

Junge, Junge, Du legst
Dir eine Handschrift zu – ? Schön
ist was anderes. Schön ist aber
daß Du’s so gut getroffen hast
u. zu netten Leuten gekommen bist.
Nun tut Ihr das Eure, zeigt
mal, daß es auch Gymnasiasten
gibt, über die der Bauer nicht
zu klagen braucht. Was tut Ihr
denn? Bringt Ihr Kartoffeln heraus

 

 

Scan: privat

 

oder Rüben? So ungewohnte Ar-
beit spürt man im Rücken u. macht richtig müde, dafür ist sie
aber auch das Gesundeste was es
gibt. Wie lange bleibt Ihr noch
dort? – Ich lasse  jetzt auch meinen
Garten im Stich u. gebe Kartoffelmar-
ken* auf dem Felde aus. Sei
herzlich gegrüßt von … Tante Marta.

* Kartoffelmarken:  Damals wurden die Kartoffeln von Hand in Körbe gesammelt, meist von Frauen und Schulkindern, die auf Knien über den Acker krochen. Sie schütteten den Inhalt dieser Körbe in Kiepen (=größere Behältnisse aus Flechtwerk). War eine Kiepe voll, so steckten sie eine Namenskarte („Kartoffelmarke“) hinein, anhand derer mit dem Bauern abgerechnet wurde.

Die Kiepen wiederum wurden, meist von Männern, auf Anhänger geschüttet und abtransportiert zum „Einmieten“ in einer  Kartoffelmiete: Auf einer festgelegten Fläche an geschützter Stelle musste der Boden etwa 30cm tief ausgehoben und mit Stroh ausgelegt werden. Die Kartoffeln wurden hier abgeladen, so dass sie einen Haufen bildeten, der mit Stroh und ganz oben mit Erde abgedeckt wurde. So konnte der Kartoffelvorrat überwintern. Dennoch verdarb ein beträchtlicher Teil infolge Frosts, aber auch durch Fäulnis, weil jede Belüftung fehlte.

Bei der Kartoffelernte handelte es sich um einen sehr arbeitsintensiven Vorgang, vor allem im Oktober. Auf dem Lande hießen die Herbstferien in Norddeutschland  „Kartoffelferien“.

Menü