Abiturjahrgang 1968
Klasse 13F (Klassenlehrer: Schreiber):
Jochen Bröcker; Friedhelm Cord; Klaus Feldmann; Eckhard Friedrich; Werner Gehner; Klaus-Peter Großkopf; Ludwig Heitz; Thomas Kaes; Rolf Klemme; Peter Tepe; Wolfgang E. Tüchter
Klasse 13L (Klassenlehrer: Pietsch):
Werner Frank; Michael Hönle; Walter Jarecki; Heinz Jürgenahring; Rudolf Meisel; Hans-Günter Muus; Klaus Oehler; Wolfgang Schallenberg; Helmut Schneebeck; Achim Spreckelmeyer; Uwe Strecker
Klasse 13M (Klassenlehrer: Robel):
Peter Ambrosi; Armin Conrad; Wilhelm Entrup; Arnold Hundsdörfer; Manfred Göller; Christian Wopp; Detlef Wollmann; Hermann Peschke; Wolfgang Fleger; Wolfgang Schallenberg; Jörg Petersson; Lüdtke oder Lütge; … Uerlings; Hermann Lübbe; Winfried Sandner
weitere Namen liegen nicht vor – Ergänzungen und Korrekturen sind jederzeit willkommen.
Hinweis: Die meisten Ausgaben der Zeitschrift „neue realität“ liegen eingescannt im Format PDF vor.
rede des sprechers der abiturienten,arnold hundsdörfer (13 m), anlässlich der abiturientenentlassungsfeier am 28. juni 1968
allseitig geschätzte, vielseitig geehrte teilnehmer dieser festlichen versammlung!
selbstgestellte aufgabe des abiturientensprechers ist es, an dieser stelle seinen dank auszusprechen. seine lage ist schwierig:
er hat lehrer kennengelernt, die ihre eigene autorität mit ihrer klasse diskutiert haben und die es verstanden, in ihrem unterricht eine arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der man sich als schüler wohlfühlen konnte, weil man merkte, dass man geachtet wurde, er hat aber auch lehrer kennengelernt, die ihre eigenen ansichten nie in frage stellten, die ihre schüler angeschrien haben, wenn diese eine eigene meinung vertraten und sie so veranlassten, unwillen, ja hass gegen sie zu entwickeln, er hat lehrer kennengelernt, die ihren unterricht intensiv vorbereiteten und interessant gestalteten, deren unterricht gewinn war- er hat aber auch lehrer kennen gelernt, die so unvorbereitet in die klasse kamen, dass schüler ihnen den stoff der letzten stunde nennen mussten, deren unterricht verlorene zeit war. er hat viele lehrer kennengelernt, die zwischen diesen extremen standen, deren unterricht mittelmass aufwies, und die das vielleicht auch wussten.
er hat eine schule durchlaufen, die ihm einiges wissen vermittelt hat, und die ihn gelehrt hat, zu denken, aber er hat auch eine schule durchlaufen, in der er lernen musste, mit sympathien, beziehungen und beeinflussung geschickt zu taktieren, in der er lernen musste,- rücksichtslos zu sein, seine eilenbogen auch gegenüber klassenkameraden zu benutzen, in der er lernen musste, unwahrhaftig zu reden, um durchzukommen. er hat eine schule durchlaufen, in der die freiheiten und möglichkeiten der schüler erheblich gewachsen sind, in der aber ein gespräch zwischen lehrern und schülern noch immer nicht aufgekommen ist, weil der institution, die das gespräch fördern soll, der schülermitverwaltung oder sclülermitverantwortung – der smv – , weil dieser institution nur kurze, hektische, zerrissene zeitspannen – die arbeitspausen der schule – als arbeitszeit zur verfügung stehen, es ist kein gespräch aufgekommen, weil die smv somit funktionsunfähig ist, eine schule also, die als ihr ziel formuliert, selbständig denkende und verantwortungsbewusst handelnde bürger eines demokratischen und sozialen rechtsstaates zu erziehen, in ihrem lehr- und erziehungsplan aber keine zeit und keine wirkliche möglichkeit für gespräch, für verständigung, für demokratie vorsieht, so hat der abitursprecher ein ding mit zwei seiten kennengelernt und nach seiner dreizehn- oder mehrjährigen arbeit in ihm ist er zu dem schluss gekommen, dass die negative seite dieses dinges überwiegt.
der abitursprecher dieses jahres ist zusätzlich der ansicht, dass sich dem schüler in dieser schule eine gesellschaft zeigt, die gemerkt hat, dass seit 1945 in westdeutschland das wort demokratie mode ist, die nun allerlei institutionen geschaffen hat, wie es sie in demokratien gibt, in diesen institutionen aber schaltet und waltet, als habe es nie ein 1945 gegeben, und er sieht die smv – die er durch seine arbeit als schulsprecher kennt – als beispiel einer solchen formalen institution, die vielleicht nur den zweck einigermassen erfüllt, das arg ramponierte gewissen derer von vor 1945 zu beruhigen»
freilich sieht auch er ansätze zur besserung der verhältnisse, beispielsweise darin, dass diese rede – offenbar zum ersten mal in der geschichte der schule – ohne die sogenannte beratung seitens der lehrersehaft gehalten wird, beispielsweise darin, dass -wie man hört – von dem direktor der schule der verschlag seiner schüler, einige ihrer vertreter zu vollversammlungen der lehrerschaft hinzuzuziehen und dort gemeinsam interessierende probleleme gemeinsam zu besprechen und zu diskutieren, wohlwollend aufgenommen worden ist und damit die hoffnung auf das dringend notwendige gespräch nahrung erhalten hat. aber er findet diese wie andere ansätze noch sehr klein, besonders auch deshalb, weil sie noch immer nicht selbstverständlich sind, sondern mühsam erarbeitet, ja erkämpft werden müssen. beispielsweise waren sicherlich im kollegium grosse widerstände zu überwinden, damit diese rede von einem, dem die reife zugesprochen worden ist, frei wurde, und nicht wenige mitglieder des kollegiums sind sicherlich auch jetzt noch gegen diese freiheit. aber immerhin ist es ein grosser vorteil dieser kleinen ansätze, zu wissen, dass man mit arbeiten oder gar kämpfen etwas erreichen kann.
so ist der abiturientensprecher in der situation, dass er in opposition zu der schule steht, die er kennengelernt hat, dass sie ihm aber unbestreitbar etwas gegeben hat, und er ihr daher danken will. seine läge ist schwierig.
ich selbst bin zu dem schluss gekommen, dass es nicht aufgabe sein kenn, von hier aus allen an unserem fortkommen beteiligten dank für die guten dienste auszusprechen. besonders glaube ich, dass der dank für die leistungen, die unsere eitern immer wieder erbracht heben, entwertet ist, wenn er von hier aus allgemein abgestattet wird. es spielt hier soviel einzelnes und persönliches eine rolle, dass er – wie auch bei wirklichen beziehungen zu einzelnen lehrern – nur im persönlichen gespräch ausgedrückt werden kann. meine aufgabe kann es dagegen nur sein, mich mit dem dank an die schule zu befassen, und um die aufgezeigte schwierigkeit zu lösen, möchte ich unterscheiden zwischen einem dank an die gesellschaft als trägerin und verantwortliche der institution schule und einem dank an die menschen in dieser institution, denn in der tat sind es die menschen, die uns gedient haben. sie haben sich für uns eingesetzt, sie haben sich der aufgäbe unserer erziehung – aus welchen beweggründen auch immer – untergeordnet, sie haben sich untergeordnet dem dienst an uns, der jugend, und ihre lebensarbeit für uns eingesetzt, das ist eine leistung, für die wir uns bedanken wollen, bedanken nicht im hinblick auf das, was wir von hier mitnehmen, sondern im hinblick auf das, was hier für uns aufgewandt worden ist, und das ist viel, das sind genze existenzen. wir selbst wissen, wie sehr wir unsere lehrer gefordert haben. wenn ein unterricht nicht durchgängig brillant war, setzte unsere kritik ein. aber wenn wir selbst einmal ein referat ausarbeiteten, haben-wir gemerkt, welche geistige kraft, welche konzentration und energie aufgewandt werden muss, um einen stoff interessant und schlüssig darzubieten. um unseren anforderungen zu genügen, müssten die lehrkräfte diese konzentration und energie sechs stunden am vormittag und am nachmittag mindestens ebenso lange für die vorbereitung aufbringen, wozu am vormittag noch die anstrengende unterrichtsleitung mit ihren unvorhersehbaren, schnellen, notwendig geistvollen reaktionen kommt, durch die ständig die gesamte persönlichkeit gefordert wird. weiterhin verlangen wir, daß unsere lehrer zu politischen und gesellschaftlichen fragen – ja zu was eigentlich nicht? -eine durch umfassende kenntnisse fundierte meinung haben, daß sie also mindestens zwei stunden am tag zeitung lesen, .daß sie aktuelle bücher kennen, daß sie in ihrem fach auf dem laufenden bleiben, daß sie auf jeden schüler einzeln eingehen, daß sie jede arbeit so gründlich wie eine examensarbeit korrigieren, daß bei alldem ihre nerven ruhig bleiben, sie immer freundlich sind, nie aus der haut fahren, nach jahren nicht müde werden, nicht resignieren, und sich dann immer noch für kritik aufgeschlossen zeigen, ja destruktive kritik in konstruktive umwandeln. — wir denken ihnen.
für den dank an die gesellschaft ist nun für uns die entscheidende frage: was nehmen wir aus der schule mit, was hat sie uns vermittelt? da ist wohl zunächst und als hauptsächliche zu nennen die fähigkeit, zusammenhänge zu erkennen, abstrakt zu denken und selbständig .zu denken, sowie diese gedanken zu formulieren.
an zweiter stelle steht wissen, aber schon hier ist einzuschränken. manche möglichkeit, uns wissen anzueignen, mußten wir vermissen. einige von uns hatten eineinhalb jähre keinen biologie-unterricht, so daß entschiedene lücken entstanden, in manchen anderen fächern mußten wir kürzungen der pflichtstundenzahlen hinnehmen und uns damit abfinden, daß Unterricht mit anderen klassen zusammengelegt wurde, was damit verbunden war, daß noch weniger auf das leistungsniveau des einzelnen eingegangen werden konnte, den schülern des naturwissenschaftlichen zweiges blieb von der zwölften klasse ab – – das heißt, wenn die interessante detailbehsndlung einsetzt, die für die berufswahl entscheidend sein kann – entweder chemie oder biologie, also die dritte naturwissenschaft aus lehrermangel vorenthalten. der lehrplan, der diesen und anderen Unterricht garantiert, kann nicht mehr eingehalten werden. an über den lehrplan hinausgehende, so sehr fruchtbare lehrerarbeitsgemeinschaften war kaum zu denken.
übelste, erbärmlichste räumliche Verhältnisse stahlen uns weitere unterrichtszeit, indem lehrer wie schüler zwischen dem stüvehaus und dem hauptgebäude hin und her hasten mußten – ein unglaub- licber zustand, der von einer hahnebüchen dickfälligen stadt-bürokratie nunmehr beinahe seit Jahrzehnten nicht berücksichtigt, das heißt geändert wird = unsere abiturvorbereitungen – ich spreche in diesem fall für die 13m — mußten wir unter dem lärm von preßlufthämmern zu beiden Seiten des stüvehauses treffen. auch die unzureichende besoldung der resignierenden lehrer, die sich unter sehlechen arbeitsbedingungen überlastet und ausgenutzt fühlen – man bedenke, daß wir einen chemielehrer für über siebenhundert schüler haben – wirkte sich negativ auf das arbeitsklima und die arbeitsleistung aus.
unser wissen hat unter diesen zuständen teilweise erheblich gelitten.
die Gesellschaft hat auf dem gebiet der Wissensvermittlung ihre aufgabe nicht erfüllt»
auf dem gebiet der erziehung von demokraten ist die lage jedoch unvergleichlich schlechter. ich habe gleich zu anfang zu zeigen versucht, daß der schüler eher dazu erzogen wird, den mund zu halten, um sich Sympathien zu verschaffen, als seine eigene mcinung zu sagen, daß die smv als eine grundsätzlich demokratische einrichtung keine arbeits- und Wirkungsmöglichkeiten besitzt. sie wird – auch an dieser schule – lediglich geduldet, nicht gefördert, die arbeit in ihr wird nicht in, sondern neben und damit praktisch außerhalb der schule geleistet; die betätigung in der smv ist für den schüler nicht das normale, sondern bleibt – auf die schulische leistung hin gesehen – ein klotz am bein für wenige idealisten, denen es vielleicht spaß macht. die schule wird nie nach dem modeil eines Verfassungsstaates geordnet werden können, aber in einer gesellschaft, die sich demokratisch nennt, muß sie arbeitsfähige grundinstitutionen wie die der kritik, der beschwerde und des gesprächs enthalten. diese fehlen heute. eine beschwerde beim direktor wird beispielsweise psychologisch von den schülern wie von den eltern viel zu hoch bewertet und ist daher eine nicht brauchbare möglichkeit.
zusammenfassend muß man wohl sagen, daß n diesem Schulsystem die erziehung von demokratischem denken und handeln nicht integrierter bestandteil der schulischen erziehung ist, daß die gesellschaft auf diesem gebiet völlig versagt hat.
insgesamt kann so nach einer dreizehnjährigen Schulzeit in einer nicht leistungsfähigen, unzureichenden und undemokratischen schule der dank an die gesellschaft nur ein dank in anführungsstrichen sein; denn wir haben hauptsächlich gelernt, wie man es nicht macht. wir nehmen in unsere zukunft, in den erweiterten tätigkeitsbereich, in den wir eintreten, die bitteren erkenntnisse mit, daß wir in einer gesellschaft leben, die nicht einmal ihre eigenen interessen in der bildungspolitik wahrzunehmen vermag, die die jugend nicht beachtet, die nicht mit der Jugend spricht, die sich demokratisch nennt, aber die demokratie nicht praktiziert, die somit ihre unwahrhaftigkeit beweist
an dieser lage wird sich in nächster zeit nichts ändern, nach angaben in klaus mehnerts „der deutsche standort“ steht die bundesrepublik in ihren aufwendungen für schulen und hochschulen in prozent des nationaleinkommens hinter peru und taiwan. unsere bürokratie zeigt keine anzeichen, sich so radikal, von der Wurzel auf zu ändern, wie es not täte. man ergeht sich in selbstgerechtigkeit und leeren deklamationen, während sich nach mitteilungen des philologenverbsndes von 1966 – 1970 die zahl der gymnasiasten um fast ein drittel erhöhen wird und 1970 25 000 – 30 000 studienräte fehlen werden, und an neuen lehrern aller Schularten werden bis 1970 – wiederum nach mehnert – rund 300 000 gebraucht. so wird die lage nicht nur nicht besser, sie wird schlechter, sie wird katastrophal.
auch unsere lehrer haben das erkannt. sie sind nach hannover gefahren und haben eine protestveranstaltung durchgeführt. das Motto war „gymnasium in not“ und „lehrer sind geduldig“. – in der tat. sie haben dort gemerkt – und es auch uns gesagt – mit welch einer unglaublich unqualifizierten bürokratie wir es zu tun haben. in ihrem flugblatt schreiben sie:
sie haben das plakat mit der roten aufschrift „gymnasium in not“ innen an der tür des lehrerzimmers angebracht, um es immer zu sehen- das plakat sollte nicht nur im lehrerzimmer hängen, es sollte auch die schüler von jeder wand der schule, in jeder klasee anschreien. denn bisher schien es, als sei die sache der lehrer und die der scbüler zweierlei. in der schule mag das zutreffen, nicht jedoch gegenüber der gesellschaft. hier kämpfen sie für des gleiche, eine verhärtete bürokratie, deren objekte sie sind, in bewegung zu bringen. hier ist doch das, was brecht als die dritte sache bezeichnet, die im eintreten für gemeinsames gegensätze auf anderen gebieten sich auflösen läßt. warum nutzen lehrer wie schülcr für ihr Verhältnis nicht diese chance der dritten sache, warum arbeiten sie für ihre eigenen interessen nicht zusammen und überwinden die fronten? warum setzen sie sich nicht gemeinsam mit dem bildungsnotstand auseinander? warum entwickeln sie nicht genieinsam wirksame methoden für die gemeinsame arbeit? warum sollten lehrer nicht mit ihren schülern auch ausführlich die eigene autorität und weitere pädagogische fragen durchsprechen? das würde die atmosphäre ändern. warum fängt man nicht endlich an? es wird eines tages nicht genügen, sich darauf zu berufen, daß die verantwortlichen, die oben nichts getan haben, oder zu warten, daß die eltern sich regen. die eltern haben angst, für sich und ihre kinder in der opposition nachteile zu haben. sie vertrauen nicht auf die demokratie, da sie wissen, daß sie nur formal besteht. trotzdem ist jeder verantwortlich. daß die oberen nichts tun, wissen wir alle. warum überspielen die unten, die lehrer und die direktoren nicht die oben, indem sie ihre kompetenzen voll ausnutzen. und die sind groß, wie wir von mißbräuchen wissen. man mag denken über das buxtehuder modell wie man will, immerhin hat dort ein direktor mit zivilcourage aus der erkenntnis, daß etwas geschehen muß, konsequenzen gezogen, er hat seine kompetenzen ausgenutzt und hat endlich angefangen, der starren bürokratie vorwegzulaufen.
man sollte gemeinsam anfangen, im vertrauen darauf, daß man durch die änderung der sache die sache immer mehr erkennt und wirksam werden kann.
so wie diese arbeit im kleinen, diese arbeit von unten, um die oberen in bewegung zu bringen, in der schule notwendig iet, so gilt sie – wie vieles andere aufgeführt aus der schule auch – ebenfalls für die gesellschaft, und ich meine, diese konsequenz sollten wir aus unserem schulleben ziehen. die gesellschaft, mit der wir in der nächsten, unserer Studienzeit noch im dem gleichen hader liegen werden wie hier auf der schule, in die wir aber durch die folgezeit immer mehr integriert werden, ist nicht unsere gesellsehaft, aber sie muß unsere gesellschaft werden. wir müssen die erkannten mißstände im auge behalten, sie uns immer wieder bewußt machen. wir dürfen die bestehenden verhältnisse nicht ele unänderbar betrachten, wir dürfen jetzt nicht resignieren, dann wäre alles vorbei; wir müssen einen umbruch in dieser gesellschaft herbeiführen, denn die welt, in der wir leben, eine welt der überbevölkerung, des hungers der unterentwickelten, der zugespitzten rassenprobleme, der brutalen kriege braucht den umbruch, braucht die veränderung, damit sie bestehen kann. das bedeutet für uns harte arbeit.
Anhang:
flugblatt des philologenverbandes
lehrer sind geduldig
aber wer kann geduldig bleiben
o wenn abiturienten unzureichend ausgebildet an die universitäten kommen?
o wenn der wissenschaftliche und technische fortschritt gefährdet ist?
o wenn ausbildungsmängel die wirtschsftliche, soziale und politische entwicklung bedrohen?
die geduld der lehrer an den gymnasien ist zu ende politiker bekunden! bildung ist lebensnotwendig
bildungspolitik hat Vorrang
schüler, eltern und lehrer stellen fest:
das gymnasium ist in not
o seit Jahren eu große klassen
(in jeder klasse durchschnittlich ein drittel schüler zu viel)
o seit jahren katastrophaler und steigender lehrermangel
(von hundert notwendigen lehrkräften fehlen an den gymnasien in niedersachsen mindestens 30)
o veraltete arbeitsmittel und unrationelle Unterrichtsmethoden
(sprachlabors und lehrmaschinen haben seltenheitswert)
o rückständige arbeitsbedingungen
(für die lehrer an den gymnasien gelten noch die notverordnungen der weimarer republik)
o unzureichende gynmasiallehrerbesoldung
(433,- dm für studienreferendare nach 12semestrigem universitätsstudium, aufstiegsstellen nur für jeden 25. studienrat)
das sind die folgen:
o der lehrermangel wird größer
(abiturienten und studenten wollen nicht mehr gymnasiallehrer werden, weil ihnen der beruf nicht attraktiv genug erscheint)
o ungleiche bildungschancen
(in überfüllten klassen können schüler nicht individuell gefördert werden)
o mangelhafte ausbildung der kinder
(unterricht muß ausfallen, die ausbildungsdauer wird verlängert)
zu wenig lehrer – zu wenig unterricht
zu wenig unterricht – zu wenig wissen
zu wenig wissen – zu wenig chancen
die lehrer an den gymnasien fordern:
o attraktive besoldung
o fortschrittliche arbeitsbedingungen
o ausreichende fortbildungsmöglichkeiten
o echte mitbestimmungerechte bei bildungspolitischen entscheidungen
bundestag und landtag entscheiden heute über die qualität des wissenschaftlichen nachwuchses im jahre 2000
die gesellschaft braucht das moderne gynmasium
das moderne gynmasium braucht lehrer
philologenverband niedersachsen
(verband der lehrerinnen und lehrer an den höheren schulen niedersachsens)
hannover, luisenstraße 10
(der philologenverband hatte großschreibung vorgezogen)