1. Abiturjahrgang 1987

Abiturjahrgang 1987

Averwerser, Iris; Berholz, Andrea; Blomeier, Kerstin; Blomeier, Martina; Brück, Alice; Calmer, Iris; Danisch, Thomas; Detmer, Sandra; Duhme, Silke; Eimertenbrink, Anja; Exner, Michael; Meyer zum Farwig, Ursula; Feldkamp, Carsten; Fischer, Benno; Fischer, Lars; Freier, Robert; Gausmann, Katrin; Gozalbez Canto, Carmen Maria del; Güntner, Lilia; Helmers, Susanne; Henke, Ulf; Henne, Stella; Heyermeyer, Norbert; Huhn, Carsten (jetzt: Meinecke); Hußmann, Christine; Hüsemann, Ralf; Keweloh, Susanne; Kimmann, Sabine; Kittel, Martina; Klaassen, Sigrid; Klassen, Lutz; Klesse, Christiane; Klöppel, Petra; Kramer, Ralf; Kuper, Stephanie; Kuschel, Anke; Lindner, Pia; Lohmann, Martina; Lunkeit, Guido; Marggraf, Imke; Maschmann, Ina; Meemken, Heidrun; Meissl, Susanne; Meyer, Petra; Mirtsch, Uwe; Müller, Marco; Müllmann, Martin; Nicolaus, Stefan; Otten, Gerald; Pösse, Antje; Rennemann, Thomas; Riemenschneider, Stefan; Roitzheim, Frank; Sabisch, Stefan; Schaber, Ralf; Schallenberg, Andrea; Scheller, Axel; Schlüter, Christiane; Schmidt, Susanne; Schmutte, Silke; Schnieder, Dirk; Scholand, Elke; Schroeder, Christine; Schüler, Carsten; Seifert, Cosima; Steiner, Thomas; Thörner, Anke; Tolksdorf, Georg; Tusche, Sabine; Ulbricht, Dirk; Vennemann, Kordula; Vorberg, Christoph; Vorberg, Peter; Wagner, Hendrik; Wanka, Andreas; Weber, Frank; Wendt, Uwe; Weßling, Andrée; Westheide, Jochen; Westphal, Indra; Westphalen, Solveig; Wiekowski, Johannes; Wienkamp, Volker; Witte, Volker; Wittler, Nils

eingescannt aus: Rückblick eines Jahrgangs, Zeitung des Abiturjahrgangs 1987

Reden auf der Entlassungsfeier
Für die Ehemaligen des „Silbernen“ Abiturjahrgangs 1962: Dr. Klaus Kempkens

Sehr geehrte Abiturientinnen und Abiturienten,
sehr geehrte Eltern, Mitglieder und Freunde des EMA,
liebe ehemalige Mitabiturienten aus dem Jahr 1962,

wenn ich anläßlich der heutigen Entlassungsfeier als Vertreter der 25jährigen so genannten „Silbernen“ Abiturienten einige wenige Worte an Sie richte, dann soll das keine Pflichtrede werden, die womöglich bei jugendlichen und erwachsenen Zuhörern höflich duldende Gesichter und Blicke auf die Armbanduhr auslöst. Auch besteht an dieser Schule wohl keine feste Rückkehrtradition für die „25er“. Wohl aber gibt es für uns ‚Silberne’, teilweise auch schon etwas ‚Silberhaarige’, nach einem Vierteljahrhundert Trennung von dieser Schule den schlichten Anlass der Neugier, was vom „alten EMA“ noch übrig ist und, vor allem, was anders ist gegenüber früher. Die letzte Frage ist rasch beantwortet: Ein neues Gebäude, ein fast völlig erneuertes Lehrerkollegium, sicherlich auch im Unterricht und in der Schulorganisation, getragen von einem anderen Selbstverständnis der Schule in einem sich verändernden gesellschaftlichen Umfeld.

Sie, die Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs 1987, und wir, die „25er“, haben etwas gemeinsam – Sie werden ab heute „Ehemalige“, und wir sind es weiterhin. Uns trennt aber auch etwas: Wir sitzen auf den Plätzen im Berufsleben, die Sie und Ihre etwa 390.000 Mitabiturienten in Deutschland auch gerne einnehmen würden. Es wird damit ein Korridor entstehen, in dem wir noch eine ganze Zeitlang bleiben und den Sie betreten werden. Der Ruf nach „Verjüngung“ der Belegschaften und Mitarbeiter in Unternehmen ist daher nachvollziehbar, löst aber angesichts geburtenstarker Jahrgänge das Problem der Engpässe auf dem Ausbildungsmarkt nicht. Wir, die jetzt zwischen 40 und 50 Jahre alt sind, sind uns unserer Verantwortung als aktives Potential der Berufswelt und als Wähler durchaus bewußt. Einerseits wurden wir noch in den Kriegs- und Hungerjahren geboren, andererseits scheinen wir jetzt die Privilegierten zu sein. Als wir 1962 das EMA mit dem Reifezeugnis verließen, konnten wir – welche Chance! – völlig frei entscheiden, welchen Beruf wir ergreifen und welches Studienfach wir wählen wollten – es gab überall Bedarf. Im Wechsel der Generationen sitzt unsere Altersgruppe in den Vorstandsetagen der Wirtschaftsunternehmen und in den Entscheidungszentren von Staat und Gesellschaft. Folgerichtig wird man von uns daher erwarten, daß wir alle die drängenden Probleme energisch angehen, die bis zum Ende dieses Jahrhunderts und zugleich Jahrtausends gelöst werden müssen, wenn die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit gesichert bleiben sollen: der Schutz des Ökosystems vor Überlastung und Zerstörung, die Schonung knapper Ressourcen, die ja nicht uns derzeitigen Verbrauchern allein gehören, und natürlich auch die Schaffung ausreichender und sicherer Arbeits- und Existenzmöglichkeiten für die nachwachsenden Generationen. Können wir, die mittlere Altersgruppe der Bevölkerung, dieses alles leisten?

Wir, ebenso wie andere Altersgruppen, sind wohl mehrheitlich der Überzeugung, daß in vielen Lebensbereichen ein Umdenken notwendig geworden ist. Leider herrscht aber über die Wege, die dazu beschritten werden sollen, in unserer Gesellschaft ein unüberhörbarer Meinungsstreit, der sich in der Presselandschaft überdeutlich widerspiegelt und bisweilen auch ausgetragen wird mit beschämender Intoleranz, mit Diffamierung Andersdenkender, mit schlitzohriger Verharmlosung, mit Abwiegeln und wohltönenden Fensterreden in den Medien, mit Überängstlichkeit, aber auch mit Ellbogentaktik oder gar selbstbewußt abwartender Tatenlosigkeit. Dies ist beklagenswert, und es sei deshalb der Appell an Sie, die heutigen Abiturienten, erlaubt, im gesellschaftlich-öffentlichen Bereich sich stets für die Gebote der Redlichkeit, der Fairneß und der Toleranz zu engagieren. Denn daß Sie, als neue Mitglieder einer Bildungselite, Ihren Platz in Beruf und Gesellschaft fernab aller politischen Kontroversen einnehmen werden, ist höchst unwahrscheinlich – schon jetzt sind Sie ja ein wichtiger, umworbener Teil der Verbraucher und Wähler; und nicht allein von den Entscheidungen in den Chefetagen der Banken und der Großindustrie, sondern ganz wesentlich eben auch von Ihren Konsumgewohnheiten, von Ihrem Umweltbewusstsein, von Ihrer Charakterfestigkeit gegenüber der Anziehungskraft von Geld und Macht wird es in den nächsten 10 bis 20 Jahren anhängen, ob Ihre Erwartungen an die Zukunft erfüllt werden.

Ganz gewiß wird die Gestaltung der Zukunft in die falschen Hände geraten, wenn man sich auf jenen ironisch verfremdeten Spruch zurückzieht, der da lautet: „Es gibt viel zu tun – warten wir’s ab!“

Nein, die existenziellen Probleme der Menschheit sind lösbar, allerdings nicht allein durch Teilgruppen unserer Gesellschaft, etwa mit bestimmtem Alter und Beruf. Entscheidend dürfte vielmehr sein, wie viele von uns es schaffen, im jeweiligen Verantwortungsbereich auf die scheinbar erfolgversprechende Zweigleisigkeit von Denken und Reden, von Reden und Handeln zu verzichten und sich dabei von verfestigten, aber sozial und ökologisch eben nicht mehr verträglichen Gewohnheiten und Ansprüchen abzuwenden.

Sehr geehrte Abiturientinnen und Abiturienten, für Ihren Beitrag hierzu, für Ihre berufliche und Ihre persönliche Zukunft wünsche ich Ihnen im Namen der „Silbernen“ Glück, Gesundheit und Erfolg.

Ich danke Ihnen.

Dr. Klaus Kempkens

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