1. bohlen-1966

Bohlen, Heinrich, Dr.

Fächer: kath. Religion / Englisch

im Ruhestand seit 31. März 1966; 1984 verstorben

Laudatio zur Versetzung in den Ruhestand (31.03.1966):

Studienrat Dr. phil. Heinrich Bohlen wurde 65

Am 31. März 1966 trat Studienrat Dr. Heinrich Bohlen in den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhestand. Ein reicherfülltes Wirken in Wissenschaft und Beruf fand seinen schulischen Abschluß. Dr. Bohlen stammt aus der Stadt Meppen im Emsland. Niedersächsisch-westfälische Eigenart, Festigkeit und Bodenverbundenheit prägten sein Wesen. – Nach der Reifeprüfung am Gymnasium zu Meppen im Jahre 1922 studierte er acht Semester Theologie an den Universitäten zu Münster und Innsbruck. Aber eine schwere Erkrankung erzwang eine Unterbrechung des Studiums, den Verzicht auf den geistlichen Beruf und führte später zum Studium der Philologie, das in Münster absolviert und im Frühjahr 1934 durch ein in den Fächern Religion, Englisch, philosophische Propädeutik mit Auszeichnung bestandenes Examen abgeschlossen wurde. Eine Erweiterungsprüfung erfolgte Ende 1937 in den Fächern Latein, Deutsch und Geschichte. Die Vielzahl der Geisteswissenschaften, die dem Studenten vertraut geworden waren, die durch Kirchengeschichte, fremde Sprachen und philosophische Vertiefung gewonnene überschau führten schließlich auch zum Abschluß einer wissenschaftlichen Arbeit über „John Henry Kardinal Newman als Hochschulpädagoge“, die, als Dissertation von der Universität Innsbruck angenommen, ihrem Verfasser am 5. November 1932 die philosophische Doktorwürde erbrachte. –
Inzwischen war 1933 der Nationalsozialismus zur Herrschaft in Deutschland gekommen und erschwerte vielen Menschen und besonders einem katholischen Religionslehrer die berufliche Laufbahn. Hannover, Wesermünde, Meppen, Peine, Lehrte, wiederum Meppen und schließlich Osnabrück wurden die Berufsstationen des am 1. 11. 1945 zum Studienrat ernannten Lehrers. Fast elf Jahre hat Dr. Bohlen an unserem Arndtgymnasium gelehrt. Er verkörperte den so schätzens- und liebenswerten, aber heute selten gewordenen Typus des Lehrers, der nicht nur seinen Schülern die unvergänglichen Werte in der Religion und die Bildungsschätze der Vergangenheit immer wieder nahebrachte, sondern sich außerdem mit wissenschaftlichen Arbeiten befaßte. Eine Übersetzung von J. H. Newman „The Idea of a University“ („Vom Wesen der Universität“) wurde 1960 in Mainz veröffentlicht. Eine geregelte Lektüre galt den Klassikern Cicero, Seneca u. a. in der Originalsprache, ganz besonders aber den Patres, den Kirchenvätern, deren lateinische Schriften in stattlichen Bänden die Bücherregale in Dr. Bohlens schön und still gelegener Wohnung füllen. Für seine Schüler war Dr. Bohlen in erster Linie Religionslehrer, in anderen Fächern mochten sie bei ihm einen Hauch des alten Ideals der Humboldtschen allgemeinen Bildung verspüren; das mag manchen Jungen verwundert und befremdet haben. Es ist ein Ideal, dem die amtliche Pädagogik heute etwas fremd gegenübersteht. Aber angesichts der verwirrenden Plan- und Ziellosigkeit, mit der in unseren Tagen in sogenannten Kurzschuljahren Erziehung und Unterricht kämpfen, vertrat Dr. Bohlen im Religionsunterricht, in Latein und Geschichte seinen gegründeten Standpunkt, der mit reichem Wissen verbunden war. Semper aliquid haeret! –
Nun hat das Unterrichten und Lehren zwar aufgehört. Aber auch im Ruhestande werden Geistesarbeit und Geistesfreuden nicht so leicht aufhören. So wünschen wir dem aus unserem Kreise Scheidenden Gesundheit und Muße. Lange noch möge auch für ihn das Wort von Bischof Dibelius gelten, das Dr. Bohlen in seinen Abschiedsworten zitierte: „Ein Christ steht immer im Dienst!“

Dr. Kaufmann

(aus: „neue realität“ Nr. 27 / Sommer 1966)

 

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