Die Schule im Dritten Reich

Wie anders gestalten sich jetzt die Schulfeiern! Da ist auf einmal die Rede von „Sonnwendfeiern“ oder von Turnfesten, auf denen „Ein junges Volk steht auf“ gesungen wird, da ist von der Schulkapelle die Rede, die sich nun „Bannkapelle 78“ nennt und die Pfingsten 1933 die Ehre hat, an einer Tagung der VDA in München teilzunehmen und dort „vor dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler im Braunen Haus zu spielen“. Dennoch bestehen viele der früheren Arbeitsgemeinschaften weiter, was wohl nicht zuletzt Direktor Dr. Wendland zu verdanken ist. Es darf angenommen werden, daß bestimmte Kreise innerhalb der Oberen Schulbehörde diesen Leiter gerne seines Amtes enthoben hätten, das er als Oberstudiendirektor bereits seit 1916 innehatte, ehe er 1923 an das Staatliche Reformrealgymnasium kam. Es ist jedoch denkbar, daß der familiäre Hintergrund Wendlands, in dem sich höchste Beamte in früher königlich-preußischen Diensten finden, dies verhindern konnte. Aus den Unterlagen geht jedenfalls hervor, daß der Oberpräsident der Provinz Hannover mit Blick auf diesen Schulleiter wohl äußerst wachsam war. So teilt Wendland am 9. August 1933 dem Oberpräsidenten mit: „In Ergänzung des von mir bereits vorgelegten Fragebogens erkläre ich zu Ziffer 5B: Ich habe auch keinem örtlichen Verein oder Bunde republikanischer Beamten oder irgendeiner ähnlichen Vereinigung jemals angehört.“[1] Über Jahre hin wird es im Schriftverkehr zwischen Schule und Behörde um Auskünfte über das Kollegium gehen. Da wird im rüden Ton angefragt, warum diese oder jene Liste bezüglich des Ariernachweises oder der Mitgliedschaft in Freimaurerlogen oder anderen Vereinigungen bis hin zum Philologenverband noch nicht vollständig vorliege. Wiederholt setzt Wendland sich zur Wehr, rechtfertigt sich, belegt, daß die in Frage stehenden Schriftstücke rechtzeitig abgesandt wurden. Dabei geht es immer wieder um einzelne Schicksale, allen voran das des „jüdischen Mischlings 1. Grades Paul Wiesenthal“, seit dem 1. Oktober 1928 Kollege an der Schule. Diese eben angführte typische NS-Formulierung findet sich allerdings erst im Januar 1945 in einem Schreiben Dr. Heinzes, des Nachfolgers von Wendland.

Die Nachforschungen der Behörde gerade nach dem Kollegen Wiesenthal häufen sich seit Oktober 1935, im Anschluß an die Nürnberger Gesetze also. Am 17. Oktober 1935 teilt der Schulleiter dem Herrn Oberpräsidenten mit: „Im Nachgange zu meinem vorläufigen Bericht vom 12. Oktober 1935 berichte ich: Studienrat Wiesenthal ist nicht rein arischer Abstammung; er hat zwei volljüdische Großelternteile.“ In einem späteren Schreiben an die Behörde vom 10. Februar 1936 heißt es: „Über die nichtarische Abstammung des Studienrates Wiesenthal hatte ich bereits am 1. September 1933 berichtet“, eine Erklärung, die vermuten läßt, daß Wendland ob seines Zögerns seitens der Behörde gerügt worden ist.

Es ist hier wohl der Platz, einige Angaben über die Zahl jüdischer Schüler an der Schule einzufügen. Es sind prozentual gesehen immer nur ganz wenige, unter ihnen eine Zeitlang auch Felix Nußbaum. Im Jahre 1926 finden sich unter der Gesamtschülerschaft von 597 Schülern 19 jüdischen Bekenntnisses. Dr. Wendland sorgt dafür, daß für sie mit dem Rabbiner Dr. Hugo Krakauer ein eigener Religionslehrer gefunden wird. Verfolgt man die statistischen Angaben in den Jahresberichten weiter, so wird in wenigen dürren Zahlen deutlich, was damals in Deutschland der jüdischen Bevölkerung widerfuhr. Im Jahre 1933 sind es noch 11 Juden – so die Angabe der Statistik -, 1934 noch 8,1935 noch 5,1936 noch 2,1937 keiner mehr. Da erübrigt sich jeder weitere Kommentar. Wie mag der Schulleiter diese Entwicklung empfunden haben? Hat er sich persönlich eingesetzt für diese Schüler? Wir wissen es nicht, können nur vermuten angesichts seines Umgangs mit der Behörde. Ständig muß er neue Fragebögen an sein Kollegium weiterreichen, unter anderem auch bezüglich der Mitgliedschaft in der „Freien Anthroposophischen Gesellschaft“ oder zum „Friedensbund Deutscher Katholiken“ Dabei muß er immer wieder von jedem einzelnen Kollegen per Unterschrift und Diensteid bestätigen lassen, daß die Angaben korrekt sind. Erhellend dabei ist, daß alle diese Erklärungen weitergereicht werden mit der stereotypen Formulierung. „Verfügungsgemäß […]“, wobei sich im Gegensatz zu Schreiben anderer Kollegen bei Wendland nie ein „Heil Hitler!“ zum Abschluß findet. Statt dessen findet sich auf einem leeren Musterexemplar des Fragebogens aus dem Jahre 1935, der sowohl die Parteizugehörigkeit zu KPD oder SPD als auch die Abstammung hinterfragt, ganz am Ende eine handschriftlich angefügte Zusatzfrage: „Haben Sie im Weltkriege an der Front für das deutsche Reich oder seine Verbündeten gekämpft?“ Man spürt förmlich die Betroffenheit nach dem Studium dieses Fragebogens, erahnt die Empörung, die dann die Hand zur Feder greifen läßt, um eben diesen Zusatz niederzuschreiben. Wieviel Unausgesprochenes liegt in dieser Geste. Die Frage bleibt, ob mehr möglich gewesen wäre in einem Kollegium, in dem laut vorhandener Liste von 36 Kollegen 12 Mitglieder der NSDAP sind, sämtlich zwischen Februar und Mai 1933 der Partei beigetreten. Wendland gehört nicht dazu.

In der Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Schule 1967, deren historischen Abriß Dr. Walter Kaufmann verfaßt hat – er gehörte 1933 schon zum Lehrerkollegium -, findet sich recht wenig zur Zeit des Nationalsozialismus. Da ist die Rede von einer „Zeit der Unrast, was immer der Autor unter diesem eher euphemistischen Begriff verstanden haben mag. Wenig später findet sich bei Kaufmann folgende Bemerkung, nachdem zuvor die Unmöglichkeit von Auslandsaufenthalten Mitte der dreißiger Jahre gerade für die Neusprachler beklagt worden ist: „Schlimmer noch war derjenige dran, der jahrelang unter fast unerträglichem seelischen Druck stand. – Leider wiederholte sich dasselbe nach dem Kriege – nur mit umgekehrten Vorzeichen.-“ [2] Mit Blick auf den Herbst 1945 erwähnt der Autor immerhin Studienrat Wiesenthal und dessen Gestapohaft kurz vor Kriegsende, allerdings ohne den Hintergrund dazu mit einem Wort zu erwähnen. Wie greifbar wird hier ablesbar, welche Schwierigkeiten die Generation unserer Eltern mit der Vergangenheitsbewältigung hatte. Es ist wohl bedeutsam, darüber nachzudenken, da diese Frage in der Bundesrepublik Deutschland von 1992 erneut von großer Aktualität ist. Es ist für jeden nicht leicht, zu Einsicht und selbstkritischer Reflexion zu finden.

Im März 1939 erfolgt die Verabschiedung Dr. Wendlands und einen Monat später die Einführung des neuen Schulleiters Dr. Heinze. Die Programme für beide Schulferien aus diesem besonderen Anlaß sind erhalten. Doch welch ein Unterschied! Im März zweimal Händel, genauer der Marsch aus „Judas Maccabäus“, dann Ansprachen, Gedichte – „Nicht klagen und zagen“ – zuletzt Deutschlandlied und Horst-Wessel-Lied, was sich wohl nicht vermeiden ließ. Im April ebenfalls zuerst „Feierlicher Marsch“ von Händel; dann zwei Gedichte mit dem Titel „Von uns ist jeder innerlich Soldat“ und „Das neue Sturmlied“. Sodann „Deutsches Weihelied“ und nach den Ansprachen wiederum die Nationalhymnen. Ein anderer Geist scheint einzuziehen. Aber es kann hier nicht der Ort sein, über einen Schulleiter zu urteilen, der mit den Kriegsjahren „die dunkelsten Jahre in der Geschichte der Schule“ zu bewältigen hat. Das Schulgebäude erleidet im August 1942 schweren Bombenschaden. Daß dabei auch die kostbare Lehrerbücherei in Flammen aufgeht, legt die Frage nahe, warum derartige Schätze nicht rechtzeitig ausgelagert wurden. Offenbar rechnete niemand zu einem so frühen Zeitpunkt mit derartig schweren Bombardements. Auch das Gemälde in der Aula, das die Verkündigung des Westfälischen Friedens darstellt, wird zerstört. Ludwig Bäte veröffentlicht kurz danach im Osnabrücker Tageblatt die Betrachtung „Abschied von einem Bilde“. In einem Dankschreiben an Bäte äußert Dr. Heinze am 19. November 1942: „[…] Gegenüber Stimmen, die die Tatsache, daß der ‚alte Kasten in der Lotterstraße‘ vernichtet ist, mit Genugtuung begrüßen und gegenüber der heute in weiten Kreisen in den verschiedenartigsten Formen zum Ausdruck kommenden Nichtachtung der Schulen und ihrer Arbeit, die sich in unserem Falle auch deutlich darin zeigt, daß man das Gebäude einfach in sich zusammenstürzen läßt, tut es einmal gut, wenn man öffentliche Hinweise maßgebender Persönlichkeiten darauf zu lesen bekommt, daß doch vielleicht nicht alles Bruch gewesen ist was solche ‚Kästen‘ in sich bergen […]“ [3] Nein, es war sicherlich nicht alles Bruch. Es fällt jedoch schwer, sich aus den wenigen vorliegenden Unterlagen ein Bild dieses Schulleiters zu machen. Aus dem Jahre 1944 liegt ein Briefwechsel vor mit einem Bremer Kollegen, wobei es um Modalitäten der Kinderlandverschickung geht. Nach Klärung der anstehenden Fragen findet sich eine Bemerkung, die eher persönlicher Art ist, denn der Brief vom 17. Oktober 1944 schließt mit den Worten; „Über die Verwüstungen in unseren beiden Städten wollen wir lieber schweigen. Es ist zu grauenhaft. Wollen Sie nicht Ihre Verwaltung aus Bremen herauslegen? Ich glaube, sie ruhen nicht eher, bis in unseren Städten kein Stein mehr auf dem anderen steht Mit ergebenstem Gruß und Heil Hitler! Heinze“ [4]  Es erübrigt sich wohl zu fragen, ob dem Schreiber die Städte Coventry oder London und die dortigen Angriffe deutscher Bombergeschwader bereits im Jahre 1940 überhaupt in den Sinn kommen! Darüber zu schreiben verbot sich wohl in jener Zeit, in der jeder jeden bespitzelte. Es war auch die Zeit, in der der Kollege Wiesenthal von der Gestapo verhaftet und nach zwei Wochen Haft den Teutowerken Osnabrück zum Kriegseinsatz zugewiesen wird, ein Vorgang, der sich genau eine Woche vor dem eben zitierten Schreiben ereignet, nämlich am 1O. Oktober 1944. Inwieweit Schulleiter Heinze zumindest den Abtransport dieses Kollegen verhindert hat, geht aus den Unterlagen leider nicht hervor. Nach mündlichen Berichten hat Heinze seinen Kollegen Wiesenthal gerettet. Dieser leitete Ende 1945 vertretungsweise die Schule. Vielleicht hilft der Blick auf ein persönliches Schreiben der Witwe Wendlands an Dr. Heinze, das umstrittene Bild dieses Mannes etwas zu ergänzen. Es ist wenige Wochen nach Kriegsende verfaßt und nimmt Dank sagend Bezug auf die Teilnahme des Schulleiters an der Beerdigung ihres Mannes, der am 8. Mai 1945 gestorben war. Frau Wendland erwähnt darin, daß noch täglich von alten Schülern, die vom Tode Wendlands noch nichts wissen, liebe Grüße kommen und daraus zu ersehen sei, „wie lieb sie ihn alle gehabt haben, wie segensreich sein Wirken gewesen ist.“ Und weiter heißt es: „Sehr würde ich mich freuen, lieber Herr Direktor, wenn ich Sie bald mal sprechen könnte. Mein Mann hat so oft von Ihnen gesprochen in solch gr. Wertschätzung. Wie gern würde mein Mann mit Ihnen zusammengearbeitet haben oder wenigstens in Ihrer Nähe gelebt haben, um öfter eine Aussprache mit Ihnen zu erlangen. Nun ist alles mit einem Male aus und ich muß in tiefer Dankbarkeit mein Leid still tragen […] Heute bange ich um die Zukunft meiner Kinder und Großkinder, alles liegt so dunkel vor uns. Der eine Schwiegersohn scheint noch im Osten zu sein, der andre ist in Bremen. Und Fr. Wilhelm liegt einsam im Westen, dieser Junge, der uns nur Freude gemacht hat, dieselben guten Charaktereigenschaften wie sein Vater hatte, der mußte sein Leben für dieses Deutschland lassen! – Seien Sie nicht böse, daß ich so viel schrieb. […]“ [5]

Der Leser mag aus diesem bewegenden Schreiben die Rückschlüsse ziehen, die er für richtig hält, Es mag jedenfalls ein halbes Jahrhundert später als Zeugnis einer Epoche stehen, die nicht zuletzt von den Frauen Unsägliches gefordert hat.

[1] Niedersächsisches Staatsarchiv Osnabrück, Rep. 726, Nr. 10

[2] Kaufmann, Walter, 100 Jahre Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, Osnabrück 1967, Seite 48f.

[3] siehe Anmerkung 6)

[4] Niedersächsisches Staatsarchiv Osnabrück Rep. 726, Nr. 10

[5] ebd.

 

21. März 1933: Feier des Tages von Potsdam (Rundfunkübertragung für die Oberstufe in der Aula, für die Kleineren in der Turnhalle) Die einleitende Festansprache hielt in der Aula der Oberstudiendirektor, in der Turnhalle der Oberstudienrat.

20. April 1934: Schulfeiern in der Aula aus Anlass des 45. Geburtstages unseres Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler.

24. April 1934: 2 Schulfeiern: Erinnerung an den Erwerb der deutschen Kolonien vor 50 Jahren. In beiden Feiern hielt der Oberstudiendirektor die Festrede.

 

8. August 1934: Der Tod des Herrn Reichspräsidenten Generalfeldmarschall v. Hindenburg wurde den Schülern sogleich vom Oberstudiendirektor in einer ernsten Feier in der Aula mitgeteilt.

27. August 1934: Die Lehrer und Beamten der Anstalt wurden auf den Führer und Reichskanzler feierlich vereidigt.

 

9. November 1934: Sämtliche Schüler beteiligen sich an der grossen (sic) Hitlerjugend-Kundgebung auf dem Ledenhofe.

18. Januar 1935: Reichsgründungsfeier

30. Januar 1935: Feier zur Erinnerung an die Übernahme der Macht durch unseren Führer und Reichskanzler 1933. Die Festrede hielt Studienassessor Dr. Paschen.

3. – 6. März 1935: Gemeinsamer Besuch der Ausstellung „Erbgut und Rasse“ .im Osnabrücker Festsaale

Inwieweit die Schule der Propaganda des nationalsozialistischen Regimes ausgesetzt war bzw. sich ihr willig hingab, mögen die Jahresberichte dokumentieren. In den Jahresberichten werden ausführlich die außerunterrichtlichen Aktivitäten politischen Charakters aufgeführt (vgl. Kasten hierneben). Die Anzahl solcher Veranstaltungen wird größer, und Lehrer und Schüler besuchen Ausstellungen und Filmvorführungen und „treten an“ zu Gedenkfeiern und gemeinsamem Hören von Rundfunkübertragungen. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass an diesem Gymnasium das erste unter den Gymnasien und Oberschulen war, an dem am 30. Januar 1933, dem „Tag der Machtergreifung“ der NSDAP, die Hakenkreuzfahne gehisst wurde.

Nach Aussagen ehemaliger Schüler[1] gab es etwa 8-10 überzeugte Nationalsozialisten im Kollegium, aber auch Lehrer, die mitunter sehr subtil vorgingen oder sogar ihren Abscheu vor der nationalsozialistischen Barbarei hinausschrien.

Die Position des Schulleiters Prof Dr. Wendland ist als widersprüchlich einzuschätzen. Zwar hielt er die vorgeschriebenen Festansprachen zum Tode Hindenburgs, zu Hitlers Geburtstag usw., aber wir wissen auch, dass er durch den Sicherheitsdienst (SD) überwacht wurde: Offenbar war Wendland den Nationalsozialisten nicht genehm; er wurde denunziert und öffentlich durch den NSDAP-Kreisleiter Münzer diffamiert, wie nachstehende Quelle belegen mag:

“Wegen desselben ‘Vergehens’ (=Einkauf bei jüdischen Kaufleuten durch die Ehefrau) katalogisierte (=Aufnahme in die Kartei) der SD auch den Direktor des Realgymnasiums Wilhelm Wendland, dessen Gattin ebenfalls in einem jüdischen Geschäft gekauft hatte. … Die genannten, regional bekannten Personen wurden bei einer antijüdischen Kundgebung der NSDAP am 20. August 1935 am Ledenhof durch Kreisleiter Wilhelm Münzer auch öffentlich diffamiert.“”[2] Man kann nur vermuten, dass in höheren Kreisen jemand die Hand über Wendland hielt, denn er trat erst am 31. März 1939 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand – inzwischen hatte Hitlerdeutschland 1938 bereits Österreich annektiert und im März 1939 das heutige Tschechien besetzt und dort das „Reichsprotekorat Böhmen und Mähren“ errichtet.

Was wissen wir über Schüler und Lehrer, die sich dem nationalsozialistischen Regime aus Überzeugung andienten, die nicht bloß Mitläufer waren?

Paul Moorahrend legte 1929 die Abiturprüfung ab. Er wurde Arzt und wirkte als SS-Oberscharführer an der Ermordung Behinderter im Rahmen der sog. „Aktion T4“ (beschönigend als „Euthanasie“, also „schöner Tod“ bezeichnet) in der „Heil- und Pflegeanstalt“ Wehnen bei Oldenburg mit. Die vielen Nachrufe auf Gefallene in dem „Mitteilungsblatt der Staatlichen Oberschule für Jungen“ weisen so manchen Ehemaligen – wen sollte das wundern? – als „begeisterten SA-Mann“, als Angehörigen der SS oder der Waffen-SS aus. (Die „Mitteilungen“ sind über diesen Internetauftritt des EMA als PDF-Dokumente einzusehen.) Dr. Herbert Schnepel kam mit Unterstützung des Direktors Heinze von einer NAPOLA (Nationalpolitische LehrAnstalt), einer Eliteschule der NSDAP, unterrichtete etwa eineinhalb Jahre, ehe er im Herbst 1941 „endlich“ in die Wehrmacht einrücken konnte. Er fiel im Januar 1943 im Kaukasus.

Wendlands Nachfolger im Amt des Schulleiters, Dr. Otto Heinze aus Göttingen war Nationalsozialist. Bald holte er den NAPOLA-Absolventen Dr. Herbert Schnepel aus Bremen an die Schule. (Dieser unterrichtete etwa eineinhalb Jahre, ehe er im Herbst 1941 „endlich“ in die Wehrmacht einrücken konnte. Er fiel im Januar 1943 im Kaukasus.)  Zusammen mit Prof. Schomburg, der den Schülern die absurde „Rassenbiologie“ beizubringen versuchte – Heinz Aulfes sagt: „Diesen Rassenquatsch hatten wir schnell durchschaut“[3] – bildeten sie ein NS-Dreigestirn, an dem schwer vorbeizukommen war.

Dann wieder erzählen Ehemalige, die als junge Schüler Schulleiter Heinze erlebt haben, dass dieser den Chemielehrer Wiesenthal, der nach den Nürnberger „Rassegesetzen“ als Jude galt und zur Zwangsarbeit abkommandiert war, zurück an die Schule holte, da man nach der Zerstörung der Schule im August 1942 seine Expertise für den Wiederaufbau benötige.

Manche Lehrer zeigten bemerkenswerten Mut: Heinz Aulfes schreibt, dass Studienassessor „Opa“ Roettgen seine Anti-Nazieinstellung nicht versteckte: Bei einem Bombenangriff in der Nähe der Schule in der Lotter Straße rief er in Richtung einiger Schüler: „Ihr HJ Schweine seid ja alle Feiglinge.“

Gershon (Siegfried) Stein, der 1934 nach Palästina auswanderte und der seine alte Schule 1996 besuchte, um mit Schülern zu diskutieren, „erzählte von rüpelhaften Hitlerjungen, aber auch von Lehrern, die sich vor ihn gestellt haben, manchmal bloß mit dem listigen Hinweis auf die Schulordnung“[4]. Und Hermann Gehring aus Bad Rothenfelde berichtet in einem Leserbrief: „Trotzdem brauchten wir unseren Lehrern nicht nach den Mund zu reden, und das galt auch umgekehrt. Weit entfernt von Willkür und Einflussnahme der Nationalsozialisten, zwei Begebenheiten: Unser Geschichtslehrer verglich die militärische Lage Deutschlands im Jahr 1943 mit der des Ersten Weltkriegs; die Schlussfolgerungen für den Ausgang sollten wir selbst ziehen. Es erhob sich kein Widerspruch, und denunziert wurde er auch nicht. Unser Lateinlehrer vermochte die Klasse nur schwer zu disziplinieren, einmal in Rage bezeichnete er uns als „HJ-Führerschweine“. Glauben Sie nicht, dass er angezeigt worden wäre. Es mag schwer vorstellbar sein, aber Toleranz und Humanitas sind an unserer Schule während der NS-Zeit nicht verloren gegangen.“[5]

Diese offen oppositionelle Haltung wird wohl die Ausnahme gewesen sein, umso mehr prägten sie sich den Jungen ein.

Je länger der Krieg dauerte, umso mehr Schüler wurden sofort zur Wehrmacht eingezogen, immer mehr mit dem „Notvermerk“, einer Art leichterem vorgezogenem Abitur. Dieter Rieke hatte 1943 kaum das Zeugnis in der Hand, als er auch schon einrücken musste und 1944 nach Monte Cassino verlegt wurde. Und immer mehr kamen zu Tode. Das „Mitteilungsblatt“ vom Dezember 1939/Januar 1940 macht auf mit einem Eisernen Kreuz und den Sätzen: „Wir widmen dieses Blatt unseren gefallenen Helden. Dulce et decorum est pro patria mori“; dann: „Die zweite Kriegsnummer!“[6] Darin heißt es: „Das Interesse unserer Jungen galt naturgemäß dem gewaltigen Geschehen an den Fronten, und auch unser Unterricht war auf die wehrgeistige Erziehung ausgerichtet. Im Gemeinschaftsempfang hörten wir die Rundfunkansprachen der engsten Mitarbeiter unseres Führers Göring, Heß, Dr. Ley … In Feierstunden freuten wir uns der wunderbaren Erfolge unserer Wehrmacht und gedachten dankbar unserer Helden. Ein reger Schriftwechsel bestand zwischen den Lehrern unserer Schule und ehemaligen, unter den Waffen stehenden Schülern.“[7] 19 der 35 Seiten bestehen aus Nachrufen auf gefallene Ehemalige, und der Schulleiter führte ein „Heldenbuch“, in das die Todesanzeigen der Familien eingeklebt waren, auch interne Vermerke der Schule, oft mit dem mit Bleistift geschriebenen Zusatz „Kondoliert…“. Und bei gefallenen Lehrern kam es ihm auf die Würdigung der Erziehungsleistung „im nationalsozialistischen Sinne“ an, bei Schülern auf Tapferkeit und Opfermut für „Führer, Volk und Vaterland“.

Die „dritte Kriegsnummer“ (wieder mit Ausrufezeichen) gibt dem Direktor Heinze Raum, das Leitbild der Schule zu formulieren: „Unser Volk steht im harten Ringen gegen das Bündnis zwischen Bolschewismus und Plutokratie. Die Seiten unserer Mitteilungen füllen sich mit den Namen unserer gefallenen jungen Kameraden, deren unvergleichlicher Opfergeist unsere Haltung ausrichten soll auf selbstlose Mithilfe und bereitwilligen Einsatz in der Kriegsfront der Heimat … Da steht sie plötzlich vor uns, die große Verantwortung der Kriegsschule! Ihr Fronteinsatz hat darin zu bestehen, dass sie den draußen und drinnen Kämpfenden hochqualifizierten Ersatz zuführt.“[8]

Aus dem Abiturjahrgang 1940/41, der aus 41 Schülern bestand, erhielten 26 den „Reifevermerk“, weil sie noch während des Schuljahres zur Wehrmacht oder zur Waffen-SS eingezogen wurden.  berichtet der Schulleiter.[9]

Soldaten und Offiziere kamen in den Unterricht oder traten vor der versammelten Schülerschaft in der Aula auf, warben natürlich für die Wehrmacht, erzählten von ihren Einsätzen. Und in dem „Mitteilungsblatt“ der Jahre ab 1940 wird der Leser ausschließlich als „Kamerad“ angesprochen (eine Anredeform, die sich übrigens bis in die späten 50er Jahre halten wird). Diese Hefte enthalten immer mehr Kurzbiografien zu Tode gekommener Schüler und Ehemaliger sowie Nachrufe – die Doppelnummer 11/12 aus dem März 1944 von S. 9 bis 89 von insgesamt 95 Seiten.

In einem solchen Nachruf – auch Nachrufe dienten dem Zweck, für den Krieg zu begeistern – heißt es im Stil billiger Landserromane: „Der Kommandeur und viele andere Offiziere waren schon gefallen, als immer noch mehr Bolschewisten aus dem dichten Nebel quollen …“ – das ist kaum zu ertragen und liest sich wie eine Vorwegnahme von John Carpenters Film „The Fog“ („Nebel des Grauens“). Aber weiter: „Auf dem Bauch liegend, unablässig feuernd, beförderte er noch etwa 80 Bolschewisten ins Jenseits.“ [10] … . Und in einem „Frontbericht“ heißt es: „Gestützt auf meinen Funker … erreichte ich unter dem Gezwitscher russischer Scharfschützenkugeln den vordersten Graben unserer Grenadiere …“[11] Wir wollen hier an Direktor Uhlemanns Warnungen vor den „Groschenheften“ aus dem Jahre 1914 erinnern: Diese seien angetan, „die jugendliche Phantasie- und Abenteuerlust in falsche Bahnen zu lenken.“[12]

Auch die 75-Jahr-Feier 1942 wurde zur Verherrlichung von Krieg und Gewalt missbraucht. Ein besonderes Ereignis war die Anwesenheit von Siegried Gerke bei der 75-Jahr-Feier:

„Die 75jährige Jubiläumsfeier unserer Schule stand im Zeichen der Ehrung der beiden ehemaligen Schüler und Ritterkreuzträger Major der Luftwaffe Schellmann und Oberleutnant der Luftwaffe Leesmann, von denen der erstere von einem Feindflug im Osten nicht zurückgekehrt ist. Gegen Schluß der Schulfeier erhielt Leutnant Siegfried Gerke, der als ehemaliger Schüler der Anstalt der Feier beiwohnte, die fernmündliche Nachricht, daß ihm das Ritterkreuz verliehen sei. Die Schule brachte als erste dem jungen Ritterkreuzträger die herzlichsten Glückwünsche für seine hohe Tapferkeitsauszeichnung dar.“[13] Ob dieser Anruf aus Berlin zufällig während der Feier kam, ist zweifelhaft, eher handelt es sich um eine besonders perfide Inszenierung.

________________________________ [1]  Ich stütze mich hier auf Aussagen von Dieter Rieke (1925-2009), Heinz Aulfes (*1927) und Dr. Heinrich Boge (*1929) – mehr dazu steht hier auf diesem Internetauftritt [2]  Sebastian Weitkamp, Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS in Osnabrück. In: Osnabrücker Mitteilungen 2007, Band 112, S. 221 [3]  ema-report 2015, S.17 [4]  http://ema-os.de/inhalte/alte-ema-hp/sind/seiten/ehem/ehem-presse/html/grshn-stein-1996.html [5]  NOZ – Freitag, 16. Januar 2004, Leserbriefe [6]  Mitteilungsblatt der Staatlichen Oberschule für Jungen (früher Realgymnasium zu Osnabrück) und der Vereinigung ehem. Schüler, Doppelnummer 5/6, Dezember 1939/Januar 1940. Osnabrück 1940, S. 3 – dulce et decorum est pro patria mori: „Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben.“ [7]  a. a. O., S. 5 [8]  Mitteilungsblatt der Staatlichen Oberschule für Jungen (früher Realgymnasium zu Osnabrück) und der Vereinigung ehem. Schüler, Doppelnummer 7/8, Dezember 1941/Januar 1942. Osnabrück 1942, S. 2 [9]  a.a.O., S. 8 [10]  Mitteilungsblatt der Staatlichen Oberschule für Jungen (früher Realgymnasium zu Osnabrück) und der Vereinigung ehem. Schüler, Doppelnummer 11/12, Mai 1944. Osnabrück 1944, S. 41f. [11]  a.a.O., S. 90 [12]  http://ema-os.de/29-schule/schule-gestern/1325-die-ferienordnung-vor-mehr-als-100-jahren [13]  Mitteilungsblatt … , Doppelnummer 9/10, April 1943. Osnabrück 1943, S. 4

Schulchronik 1939-1945 (Auszüge)

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Chronik der Schule von Dr. Karl Büsing betreut. Er hat sie handschriftlich verfasst. Da er nach Aussagen ehemaliger Schüler “ein strammer Nazi” war, erklärt sich so manche von Ideologie und Kriegsbegeisterung durchtränkte Formulierung. Die unten stehenden Auszüge aus der Chronik waren als Quellensammlung zur Schulgeschichte zur 120-Jahr-Feier unseres Gymnasiums erarbeitet worden. Der Text ist von Dr. Wilfried Pabst eingerichtet worden.

Die „Staatliche Oberschule für Jungen“ im 2. Weltkrieg

Auszüge aus der Chronik der Staatlichen Oberschule für Jungen in Osnabrück (1939-45). 2 Bände (Chronist Büsing) Die frühere „Staatliche Oberschule für Jungen“ wurde 1957 in das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium umbenannt. Die Chronik wurde im Oktober 1976 in einer Mülltonne wieder aufgefunden (von M. Läer).

VORBEMERKUNG

Die vorliegende Quellensammlung enthält Auszüge aus der Chronik der „Staatliche(n) Oberschule für Jungen“ (heute: „Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium“) für die Zeit des 2. Weltkriegs. Sie ordnet die ausgewählten Aufzeichnungen des Chronisten folgenden thematischen Schwerpunkten zu:

1 Luftschutzkeller

2 Brandwache und Selbstschutz der Schule

3 Fliegeralarm

4 Der Brand der Schule

5 Kinderlandverschickung

6 Unterricht für die Schüler bei der Flak

Die einzelnen, nur an ganz wenigen Stellen geringfügig gekürzten Quellenauszüge erscheinen in diachronischer Reihenfolge. Vollständigkeit bei der Zuweisung zu den oben aufgeführten Schwerpunkten ist naturgemäß weder beabsichtigt noch erreicht. Gleichwohl vermitteln die faktischen Angaben und zugegeben spärlichen Stellungnahmen (Erklärungen) des Chronisten einen erschreckenden Einblick in die Nöte der Schule (der Schüler vor allem und aller an ihr Beteiligten)während des ganzen 2. Weltkrieges (auch schon bald nach seinem Ausbruch).

1 LUFTSCHUTZKELLER

18. 9. 39 Nachdem das Hochbauamt den Plan, einen Luftschutzraum in Gestalt eines großen Bunkers auf dem Schulhof zu errichten, aufgegeben hatte, wurde beschlossen, zunächst unter dem Klassenraum der 1b (Süd-West-Flügel) einen bombensicheren Luftschutzkeller anzulegen. Mit dem Bau dieses Kellers wurde am 18. Sept. begonnen. Die obdachlos gewordene Klasse 1b siedelte in die Aula über.

19. 10. 39 Nachdem der bombensichere Luftschutzkeller unter der 1b im großen und ganzen fertiggestellt worden war, wurde am 19. Oktober mit dem Bau eines zweiten Kellers unter dem Klassenraum der 1a begonnen (Nordwest-Flügel). Da die Steine für diesen Bau von der Lotterstraße her herangeschafft werden mußten, wurde leider ein Teil des im Frühjahr neu angelegten Vorgartens vernichtet. Weiterhin wurde von den an dem Bau beschäftigten Männern weiteres Baumaterial auf dem Schulhof aufgestapelt. Das Rattern einer Mörtelmischmaschine und einer Kreissäge auf dem Schulhof störte oft den Unterricht in den nach dem Schulhof liegenden Klassen. Die Klasse 1a siedelte über in einen vom Sicherheitsdienst wieder freigegebenen Klassenraum – in die frühere 2b.

23. 11. 39 Die Klasse 1b, die während der Luftschutzkellerarbeiten in der Aula untergebracht war, bezog wieder ihren alten, jetzt ausgebesserten Raum im Erdgeschoß. Da weiter unter dem Raum der Klasse 8a mit dem Bau eines Luftschutzkellers begonnen wurde, siedelten die paar Schüler dieser Klasse – solange sie nicht mit 8b im Raum dieser Klasse kombiniert waren – in die Aula über.

4. 3. 40 Nach Fertigstellung des großen Luftschutzkellers erhielten die einzelnen Klassen neue Verhaltensmaßregeln für den Fall eines Fliegeralarms.

11. 3. 40 Am Montag, dem 11. März, wurde im Rahmen einer Luftschutzübung in der zweiten Vormittagsstunde Probealarm geläutet. Die Schüler sämtlicher Klassen begaben sich darauf mit ihren Lehrern in die ihnen zugewiesenen Abschnitte des Luftschutzkellers.

25. 4. 40 Am Donnerstag, dem 25. April, wurde zu Beginn der fünften Unterrichtsstunde Probealarm geläutet. Die Schüler begaben sich daraufhin auf dem schnellsten Wege in die den einzelnen Klassen zugeteilten, jetzt mit Bänken und Tischen ausgerüsteten Räume des Luftschutzkellers.

24. 6. 40 Am Montag, dem 24. Juni, läutete die Schulglocke in der 4. Unterrichtsstunde Probealarm. Lehrer und Schüler begaben sich unverzüglich in die Luftschutzkeller. In der 5. Unterrichtsstunde ertönten in der Stadt die Sirenen und gaben Fliegeralarm. Wiederum begaben sich Lehrer und Schüler in die Luftschutzkeller. Nach einer halben Stunde erfolgte die „Entwarnung“, und der Unterricht nahm seinen Fortgang.

1. 10. 40 Der Luftschutzkeller der Schule wurde zum „öffentlichen Luftschutzkeller“ erklärt und stand somit – abgesehen von der Schulzeit – dem Osnabrücker Publikum mit zur Verfügung.

2 BRANDWACHE UND SELBSTSCHUTZ DER SCHULE

16. 2. 41 Die aufgehobene Brandwache wurde wieder eingeführt und vom Kollegium übernommen. Wachlokal wurde das Geschäftszimmer. Die Wachzeit lief von 8 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Der die Wache ausübende Kollege war am folgenden Morgen von den ersten drei Dienststunden befreit, später von der ersten und zweiten Stunde. Die Vertretungen übernahm das Kollegium.

15. 6. 42 Studienrat Dr. Denecke, Luftschutzleiter der Schule, sprach am Montag, dem 15. Juni, in der 6. Stunde vor dem Kollegium über zwei Referate, die vor einigen Tagen auf einer Versammlung der Osnabrücker Betriebsluftschutzleiter gehalten worden waren. Dr. Denecke sprach zunächst über die gewaltigen Verheerungen, die der Angriff der englischen Bomber auf die Stadt Köln … angerichtet hatte. … Dr. Denecke berichtete anschließend über die Selbstschutzeinrichtungen der Schule (Sandkästen, Sandtüten, Wasserfässer, Kübelspritzen), in den einzelnen Klassen sollen noch Tüten mit Sand aufgestellt werden. Außerdem werden im Falle eines Alarms zwei Schüler der Oberstufe sich beim Brandwachhabenden melden und die Wache mit übernehmen. Im Ernstfall werden auch Dr. Denecke und Hausmeister Bühling zur Stelle sein. Im Anschluß an die Ausführungen des Dr. Denecke erfolgte ein Rundgang durch das Schulgebäude, bei welcher Gelegenheit besonders die Selbstschutzeinrichtungen auf dem Dachboden und der Luftschutzkeller besichtigt wurden.

18. 10. 43 Die verstärkten Terrorangriffe angl.-amerikanischer Fliegerverbände auf deutsche Städte in den letzten Wochen und Monaten und die mit ihnen verbundenen hohen Blutopfer haben die Forderung eines luftschutzmäßigen Verhaltens der Schüler von neuem in den Vordergrund gestellt. Nach den den Schulleitern der Stadt auf einer Rathaussitzung unterbreiteten neuen Anordnungen wird, sobald Luftgefahr eingetreten ist, dieses sofort durch das Stadtschulamt fernmündlich sämtlichen Schulen der Stadt mitgeteilt. Oberstudiendirektor Dr. Heinze wird die Meldung sogleich durch 2 Schüler an sämtliche Klassen der Anstalt weitergeben. Die einzelnen Klassen bereiten sich alsdann auf die zu erwartende Luftwarnung bzw. den Alarm vor. Schon bei der Luftwarnung (Voralarm) verlassen die Schüler, die in 7-10 Minuten den Luftschutzkeller zu Haus, bei Verwandten oder Bekannten erreichen können, das Schulgebäude und begeben sich mit ihren Büchern auf dem schnellsten Wege in die für sie in Frage kommenden Luftschutzkeller. Nach der Entwarnung laufen sie so schnell wie möglich zur Schule zurück. Die Schüler der Klassen 5-8 rücken – nach Möglichkeit geschlossen – im Laufschritt ab zu dem großen Bunker in der Lohstraße. Nach Schluß der Luftwarnung bzw. des Alarms begeben sie sich schnellstens wieder zur Schule. Die Schüler sind darauf hinzuweisen, daß sie auf ihrem Weg in den Luftschutzkeller bzw. in den Bunker an der Lohstraße stets Ausschau halten nach Unterkunftsmöglichkeiten, damit sie für den Fall, daß sie unterwegs vom Angriff überrascht werden, möglichst schnell in Deckung gehen können. Alle übrigen Schüler endlich begeben sich klassenweise geschlossen, unter Führung ihrer Lehrer, in die ihnen zugewiesenen Räume im Luftschutzkeller der Schule. Kommen die Fahrschüler auf ihrer Fahrt nach Osnabrück in den Voralarm oder Alarm, dann begeben sie sich sofort nach ihrer Ankunft auf dem Bahnhof in den dort befindlichen Bunker, wo sie die Entwarnung abzuwarten haben. Sollte gegen Schluß des Nachmittagsunterrichts Alarm gegeben werden, dann sind die Fahrschüler nicht zur Bahn zu entlassen. Sie haben bis zur Entwarnung im Luftschutzkeller zu bleiben selbst auf die Gefahr hin, daß sie bei sehr langem Alarm den Abendzug nach Haus nicht mehr erreichen. In diesem Fall ist dafür Sorge zu tragen, daß die Fahrschüler für die Nacht in der Stadt Quartier beziehen können, bei Voralarm gegen Schluß des Unterrichts aber werden die Fahrschüler zur Bahn entlassen.Während des Alarms tritt der Fahrschüler nicht die Reise nach Osnabrück an, er bleibt bis zur Entwarnung in seinem Elternhaus, bei Voralarm aber fährt er los.

 

3 FLIEGERALARM

24. 6. 40 Am Montag, dem 24. Juni, läutete die Schulglocke in der 4. Unterrichtsstunde Probealarm. Lehrer und Schüler begaben sich unverzüglich in die Luftschutzkeller. In der 5. Unterrichtsstunde ertönten in der Stadt die Sirenen und gaben Fliegeralarm. Wiederum begaben sich Lehrer und Schüler in die Luftschutzkeller. Nach einer halben Stunde erfolgte die „Entwarnung“, und der Unterricht nahm seinen Fortgang.

29. 6. 40 Nach einer Verfügung des Oberpräsidenten (Abteilung für das höhere Schulwesen) sind die Schüler der Klassen 1—5, wenn nach Mitternacht Fliegeralarm erfolgte, am folgenden Morgen in den beiden ersten Stunden unterrichtsfrei. Die Schüler der übrigen Klassen sind nur von dem Unterricht in der ersten Stunde befreit – eine Verfügung, die sehr zu begrüßen ist, denn die Tatsache , daß unsere Schüler in der letzten Zeit gezwungen waren, in jeder Nacht mindestens 2 Stunden im Luftschutzkeller zuzubringen, hat sich auf ihre Frische und Aufnahmefähigkeit sehr nachteilig ausgewirkt.

12. 5. 41 Am 12. Mai ertönten gegen 10.30 Uhr die Sirenen. Lehrer und Schüler saßen bis 11.45 Uhr im Luftschutzkeller.

6. 11. 42 Am Freitag, dem 6. November, gaben gegen 12.45 die Sirenen der Stadt das neu eingeführte Warnungssignal. … Unsere Schüler, die in der 6. Stunde noch Unterricht hatten, begaben sich sofort unter Führung ihrer Lehrer in den Luftschutzkeller der Schule. Da erst nach 2 Stunden das Signal „Entwarnung“ gegeben wurde, konnten die Fahrschüler erst am späten Nachmittag nach Hause fahren.

9. 11. 42 Am Montag, dem 9. November, rief das Warnungssignal die Schüler um 17.05 wiederum in die Luftschutzkeller. Die Entwarnung erfolgte erst gegen 17.30, d.h.kurz vor Schluß des Unterrichts. Die Schüler gingen nach der Entwarnung sofort vom Luftschutzkeller aus, wohin sie ihre Bücher mitgenommen hatten, nach Haus bzw. zum Bahnhof.

11., 16., 20. 12. 43 Am 16. Dezember war Alarm von 13.30-14.10. … Fliegeralarm während der Unterrichtszeit war ebenfalls am 11. und am 20. Dezember. … Durch den im Geschäftszimmer eingerichteten Drahtfunk konnten die in den Luftschutzkellern der Schule sitzenden Schüler von Zeit zu Zeit über den Standort und die Unternehmungen der starken eingeflogenen feindlichen Fliegerverbände auf dem laufenden gehalten werden.

14. 1. 44 In der Volksbildungsstätte sprach Oberstudiendirektor Dr. Heinze am Freitag, dem 14. Januar, um 17 Uhr in der Aula der Ratsoberrschule über das Thema: „Das Reich und der Imperialismus der Weltmächte“. Leider mußte der Vortrag gegen 18.30 wegen Fliegeralarm abgebrochen werden.

24. 5. 44 Mittwoch, den 24. Mai, von 9.45-14.30 Fliegeralarm bzw. öffentliche Luftwarnung. Der Unterricht hatte um 8.45 begonnen, von 9.45 an fiel er aus. Ein regulärer Unterricht läßt sich nicht mehr durchführen.

4 DER BRAND DER SCHULE

10. 8. 42 Am 10. August 42 wurde gegen 1.30 Uhr Luftalarm gegeben. Der eigentliche Angriff setzte erst gegen 3 Uhr ein. Kurz nach 3 Uhr wurde unsere Schule – wie viele andere große und hohe Gebäude der Stadt – von englischen Fliegern angeflogen. Der Schulhof und die Straße wurden mit Brandbomben bestreut. Gegen 3.30 Uhr erfolgte der zweite Anflug, der tiefer als der erste geflogen wurde. StRat Dr. Denecke, der in jener Nacht die Brandwache hatte, stellte im Aulastockwerk und in der Werkstatt 9 Brandbomben fest. Er machte sie sämtlich unschädlich, wobei ihm der Luftschutzblockwart Fehr (Dielingerstraße) half. Hausmeister Bühling löschte Brandbomben, die in die Turnhalle gefallen waren. Bald darauf wurde Feuer in der Verschalung des behelfsmäßigen Klassenraums in der SW-Ecke des Dachgeschosses (früher kathol. Religionszimmer) festgestellt und mit Wasser bekämpft. Die Schüler Niemann (Kl. 6), Luhren(6), Haunhorst(6), Völler (7), Möller (5), Hagemeister (5), der ehemalige Schüler Wischmeyer und Fräulein Heinze und Fräulein Welp halfen tatkräftig mit bei den Löscharbeiten. Das Feuer aber konnte leider nicht mehr auf seinen Herd beschränkt werden, denn es rührte höchstwahrscheinlich von einer Phosphorbombe her (ein Blindgänger einer solchen Bombe wurde nach Tagesanbruch im Garten der Direktorwohnung gefunden); und die Kübelspritzen und Fässer waren schnell geleert, und infolge des geringen Drucks der Wasserleitung konnten die Eimer nicht schnell genug wieder gefüllt werden. Ein weiterer Brandherd wurde dann neben der Orgelkammer und bald darauf in der Mitte des Hauptgebäudes, an der Holztreppe zur Plattform beobachtet. Vermutlich war eine zweite Phosphorbrandbombe neben die Orgelkammer gefallen. Damit war das Schicksal des Schulgebäudes besiegelt. Das trockene Bodengebälk bot dem Feuer reichliche Nahrung. Der Fernsprecher, mit dem man hätte Hilfe herbeirufen können, versagte, die Einsatzgruppe der Ortsgruppe war bei dem Brand der Landesfrauenklinik am Lieneschweg eingesetzt worden, und die eingesetzten Feuerwehren von Glane und Glandorf waren nicht auf eine derartige Aufgabe eingestellt. Die Leitungen gaben, wie schon gesagt, nicht genügend Wasserdruck. Außerdem wurden durch den Einsturz der Decke über der Haupttreppe zwei lange Schlauchleitungen der Feuerwehr eingeklemmt. Die weitere Bekämpfung des Feuers konnte so nur über die Nebentreppe erfolgen. Aber das Feuer im Dachgeschoß konnte nicht mehr gelöscht werden. Die an und für sich nur schwache Auladecke fing Feuer und fiel brennend in den Zwischensaal, der vollkommen ausbrannte. Durch Wasserschäden stürzten später noch andere Deckenteile herunter, so besonders im SW-Flügel des Gebäudes. Man mußte sich darauf beschränken, Sammlungen und Bücher aus dem Aulaschrank und der Zeichen-Modellkammer zu retten. Die Amtswohnung des Direktors blieb wie durch ein Wunder vollkommen unbeschädigt. Hausmeister Bühling aber mußte seine Wohnung räumen, da infolge der Wasserschäden Einsturzgefahr bestand; er bezog eine Notwohnung im Hause von Frau Welp (Lotterstraße). Es war ein grauenhafter Anblick, als am frühen Morgen des 10. August die ersten Sonnenstrahlen sich einen Weg bahnten durch den Qualm und den Dunst, die über den Dächern der Stadt lagen und sich auf Steingeröll, verkohlte Balken, Schutt und Asche unseres einst so stolzen Schulgebäudes legten. Nichtsdestoweniger nahmen die schon während des Brandes begonnenen Aufräumungsarbeiten am frühen Morgen ihren Fortgang. Bücher der Hilfsbücherei, physikalische Apparate wurden zu den überdachten Fahrradständern, wertvolle Wandbilder, die Musikinstrumente der Schülerkapelle und die Möbel des Direktorzimmers auf den mit Brandbomben geradezu übersäten Schulhof transportiert. Die Schulsekretärin, Fräulein Gottschalk, sorgte für die Bergung der wichtigsten Akten aus dein Direktor- und Geschäftszimmer und ließ sie in die Wohnung des Direktors schaffen. Am Abend räumte die Feuerwehr das Feld, dünne Rauchschwaden stiegen hier und da aus den Trümmern zu einem blauen Sommerhimmel empor. Sobald Oberstudiendirektor Dr. Heinze die Nachricht von der Brandkatastrophe erhalten hatte (der Fernsprecher kann in Osnabrück zur Stunde (1. Sept.) noch nicht wieder benutzt werden, da in jener für die Stadt so verhängnisvollen Nacht das Fernsprechamt durch Volltreffer zerstört worden war) kehrte er von seinem Ferienaufenthalt im Harz nach Osnabrück zurück und leitete persönlich die weiteren Bergungs- und Aufräumungsarbeiten. Ein paar Berufskameraden und ein Gruppe treuer, stets hilfsbereiter Schüler half ihm dabei in den folgenden Tagen und Wochen. Die bereits geborgenen Bücher wurden auf Karren zum Gymnasium Carolinum und die geretteten physikalischen Apparate in den Duschraum der Turnhalle geschafft. Weiter wurden noch viele Bände aus der Hilfsbücherei und den Aktenschränken geborgen und zusammen mit einigen Anschauungsbildern (aus dem sonst ausgebrannten Kartenzimmer) in dem großen Umkleideraum der Turnhalle untergebracht. Endlich wurden noch sehr viele gut erhaltene Tische, Bänke und Stühle aus den nicht gänzlich zerstörten Klassenräumen zu den überdachten Fahrradständern transportiert.

Januar 43 Und unser ehedem so stolzes Schulgebäude an der Lotterstraße? Trotz aller Vorstellungen seitens der Schulleitung bei der Regierung, dem Hochbauamt und der Stadt, durch eine neue Überdachung doch wenigstens den an der Arndtstraße gelegenen Anbau mit der Hausmeisterwohnung vor dem endgültigen Verfall zu retten, wird nichts unternommen. Was die englischen Brandbomben am 10. August vorigen Jahres, was die Regengüsse im Herbst nicht zu zerstören vermochten, das vollbringen nun langsam, aber sicher die Winterstürme, der Schnee und das Eis. Eine Zimmerdecke nach der anderen stürzt ein und hinab in die Tiefe. Nur unter Lebensgefahr kann man das der völligen Zerstörung anheimfallende Gebäude betreten. Jeden, der hier einst jahrelang ein- und ausging, sei es als Lehrer, sei es als Schüler, beschleicht ein Gefühl der Wehmut, wenn er vor den Trümmern seiner alten Schule steht. Und läßt gar der Vollmond sein fahles Licht die nackten, hochragenden Schornsteine hinab über kahle Steinwände, verkohlte Balken und zerschlagene Scheiben gleiten, dann überkommt einen ein stilles Grauen.-

Mai 43 Das Schulgebäude an der Lotterstraße, in dessen Erdgeschoß der S.H.D. ein Materialienlager eingerichtet hat, wird seit Mitte Mai einer gründlichen Säuberung durch ein Zuchthäuslerkommando unterzogen.

Januar 44 Die Aufräumungs- und Wiederinstandsetzungsarbeiten in unserem alten Schulgebäude an der Lotterstraße, die im Frühjahr vorigen Jahres in Angriff genommen wurden, sind inzwischen so weit gediehen, daß das Gebäude wieder unter Dach und Fach gesetzt werden konnte. Seinem weiteren Verfall nach dem verhängnisvollen 10. August ist so Einhalt geboten worden. Der Sicherheitsdienst hat sein Materiallager wieder aus dem Erdgeschoß entfernt, und hier und da wird nun Hand angelegt an der Inneneinrichtung. Das augenblickliche auffallend milde Winterwetter begünstigt sehr die Instandsetzungsarbeiten. Es dürfte aber doch noch eine gute Weile dauern, bis das Gebäude wieder bezogen werden kann, denn infolge des großen Mangels an Arbeitskräften und Material nehmen die Arbeiten sehr viel Zeit in Anspruch.

5 KINDERLANDVERSCHICKUNG

25. 3. 41 St.Assessor Dr. Schnepel konnte, trotzdem er Gefreiter und Offiziersaspirant war und die Wehrmacht daher berechtigten Anspruch auf ihn am 1. März erhoben hatte, weiterhin reklamiert werden. Im Rahmen der Kinderlandverschickung, der er sich zur Verfügung gestellt hatte, wurde Dr. Schnepel beauftragt, Kinder, Schüler unserer 3a und 3b in Keukirchen bei Zell am See, einem nicht luftgefährdeten Gebiet, zu betreuen. – Die Schüler der Klassen 3a (7) und 3b (27), die sich für die oben erwähnte Kinderlandverschickung gemeldet hatten, wurden am Donnerstag, dem 27. März, nach der zweiten Unterrichtsstunde von Oberstudiendirektor Dr. Heinze in der Aula verabschiedet. An demselben Tage fuhr Dr. Schnepel nach Neukirchen. Der Transport selbst sollte erst am Montag, dem 31. März, unter Leitung von H.J. Führern Osnabrück verlassen. Gepäck der Jungen und Kisten mit Büchern gingen bereits vor dem 31 nach Neukirchen ab.

31. 3. 41 „Der Mensch denkt, Gott lenkt!“ – Es kam ganz anders mit dem Transport der Kinderlandverschickung, als man gedacht hatte. Als nämlich die bewußten 37 Jungen, mit Kisten und Kasten und Lebensrnitteln für zwei Tage bepackt, in Begleitung ihrer Eltern, Verwandten, Freunde und Bekannten am 31. März um 14 Uhr, wie befohlen, auf dem Hauptbahnhof erschienen – auch die Kapelle war erschienen – , wurde den Versammelten die Mitteilung gemacht, daß durch höheren Befehl um 13 Uhr die Verschiebung des Transportes wegen der politischen Spannungen zwischen Deutschland und Jugoslawien bis auf weiteres angeordnet worden sei. Die für die Kinderlandverschickung freigegebenen Gebiete der Ostmark waren inzwischen zur Aufnahme der aus Jugoslawien vertriebenen Volksdeutschen bereitgestellt. Enttäuscht zogen unsere Jungen mit ihren Eltern und ihrem Gepäck wieder ab nach Haus, und am folgenden Tage wurde ihnen in der Schule mitgeteilt, daß für sie der Unterricht bis auf weiteres ausfiele – eine Verfügung, die sie zwar lebhaft begrüßten, die sie aber doch nicht über die tags zuvor erlebte Enttäuschung hinwegzusetzen vermochte.

18. 10. 42 Der Führer wünscht, daß nach Möglichkeit die Kinder aus den luftgefährdeten Gebieten in die Gaue übersiedeln, die nicht durch Angriffe englischer Flieger bedroht werden. Diesem Wunsche Rechnung tragend, erließ der Oberbürgermeister in den Tageszeitungen einen Aufruf, in dem er die Eltern der Schüler aus den Grundschulen und den Klassen 1-4 der Mittel- und höheren Schulen dazu aufforderte, ihre Kinder für die für die nächste Zeit geplante Kinderlandverschickung anzumelden. Die Meldungen aber liefen nicht sehr zahlreich ein, und die Direktoren und Rektoren der Osnabrücker Schulen hielten daraufhin Elternversammiungen ab, in denen sie den Eltern ihrer Schüler die Vorteile einer Kinderlandverschickung in der heutigen Zeit klarmachten und ihnen die Anmeldung ihrer Kinder für diese Verschickung dringend empfahlen. Oberstudiendirektor Dr. Heinze lud die Eltern unserer Schüler der Klassen 1-4 zu einer Versammlung im Carolinum ein (Sonntag, den 18. Oktober, 11 Uhr). Außer vielen Eltern erschienen auch die Klassenleiter der oben genannten Klassen. Zu Beginn der Versammlung, die in der Turnhalle des Carolinum stattfand, setzte der Direktor den Erschienenen die Gründe auseinander, die ihn veranlaßt hatten, sie zu dieser Zusammenkunft und Aussprache einzuladen. Er fordert dann die Eltern dringend auf, ihre Kinder für die Kinderlandverschickung anzumelden, da mit weiteren Angriffen der britischen Flieger auf Osnabrück zu rechnen ist. Je zahlreicher die Meldungen einlaufen, umso mehr besteht die Aussicht auf die Verschickung geschlossener Klassen, umso mehr kann die schulische Betreuung der Jungen garantiert werden. AIs Aufnahmerorte sind namhaft gemacht worden: Hessen-Nassau, Salzburg, Schwaben, Oberdonau. Studienrat Dr. Kaufmann und St.Assessor Schumann werden sich voraussichtlich dem Transport anschließen. Über den Bestimmungsort und die Form und die Art der Unterkunft und des Unterrichts kann z.Z. noch nichts Bestimmtes gesagt werden. Zum Schluß der Versammlung beantwortete der Direktor noch einige aus dem Kreise der Eltern an ihn betr. Kinderlandverschickung gestellte Fragen.

12. 11. 42 Auf einer Gesamtkonferenz am Donnerstag, dem 12.November (17.30), im Anschluß an den Unterricht, gab Oberstudiendirektor Dr. Heinze dem Kollegium u.a. die Maßnahmen bekannt, die angesichts des bevorstehenden K.L.V.-Transportes im Interesse der Schule getroffen werden mußten. Im Rahmen der erweiterten K.L.V. werden 116 Schüler unserer Anstalt uns verlassen und nach Bresnitz bei Prag fahren. 60 Schüler der Ratsoberschule schließen sich dem Transport an, der voraussichtlich am 20.d.M. unter der Leitung von H.J. Führern von Osnabrück abfahren wird. Die Jungen werden in einer großen, ehemaligen tschechischen Schule, verbunden mit Internat, untergebracht. Die schulische Betreuung der Jungen übernehmen 2 Lehrer der Ratsoberschule (St. Rat Jasch ist Lagerleiter) und 4 Lehrer unserer Anstalt: St.Rat Dr. Kaufmann, St.Rat Behnel, St.Rat Dr. Laig und St.Assessor Schumann, denen somit eine schwere und verantwortungsvolle Kriegsaufgabe zugefallen ist. Im Laufe der oben erwähnten Konferenz verabschiedete Oberstudiendirektor Dr. Heinze die in den Dienst der K.L.V. tretenden Berufskameraden und erteilte ihnen besondere Richtlinien für ihr neues Amt. – Am Freitag, dem 13. November, schieden Lehrer und Schüler der K.L.V. bis auf weiteres aus dem Schulverband aus. Mithin verlor das Kollegium seine 4 jüngsten Mitglieder, von denen die K.V. geschriebenen Studienräte Dr. Kaufmann und Behnel weiterhin „unabkömmlich“ gestellt worden waren – ein gewiß nicht beneidenswertes Lob für einen Jugenderzieher in einer Zeit, da unsere wehrtüchtigen Männer an den Fronten in schwersten Kämpfen um Sein oder Nichtsein unseres Vaterlandes ringen.

18. 11. 42 Der für das K.L.V.-Lager Bresnitz bei Prag bestimmte Transport trat am Mittwoch, dem 18. Nov., 10 Uhr, auf dem Flur vor der Aula des Carolinum zum Appell an (Anzug: HJ-Uniform, Koffer in der Hand).

Am Freitag, dem 20. November, 16 Uhr, versammelte sich der Transport des K.L.V.-Lagers „Bresnitz“ auf dem großen Bahnhofsvorplatz. Es traten gleichzeitig die Transporte der Lager „Laude Waldeck“, „Sedlitz“ und „Bad Lettin“ an. Gegen 17.30 setzte sich der Zug in Bewegung – Richtung Prag. Hier und da, sowohl bei den jungen Reisenden als auch bei den zurückbleibenden Müttern, ließen sich ein paar Tränen nicht ganz unterdrücken, was durchaus zu verstehen war, hieß es doch Abschied nehmen für voraussichtlich ein Jahr – – – Neben diesem ersten offiziellen K.L.V.-Transport sind einzelne Schüler schon vorher in „luftsichere“ Gebiete gefahren, wo sie in der Regel bei Verwandten oder Bekannten Unterkunft fanden und Gelegenheit haben, eine höhere Schule zu besuchen. Die z.Z. aus dem stark bedrohten Emden zu uns übergesiedelten Schüler haben uns ebenfalls verlassen und sind in das K.L.V.-Lager ihrer alten Schule eingetreten (Bad Wildungen).

Januar 43 Aus dem K.L.V.-Lager Bresnitz, in dem 116 Schüler unserer Anstalt untergebracht sind, liefen weitere Berichte ein, die ganz danach angetan waren, auch die ängstlichen Gemüter besorgter Mütter zu beruhigen. Laut Zeitungsmeldung vom 29. XII. 42 spendete das Lager Bresnitz 660 RM für das Winterhilfswerk. Es sollen noch einige ältere Schüler der Anstalt als „Lageraufsichtsführer“ nach Bresnitz in Marsch gesetzt werden, um die dort bislang im Lager tätigen und unseren Schülern fremden „Mannschaftsführer“ abzulösen im Interesse eines ersprießlichen Zusammenlebens im Lager.

17. 4. 43 Am Sonnabend, dem 17. April, fand in der Aula des Carolinum nachmittags eine Versammlung der Eltern statt, deren Jungen sich z. Zt. im K.L.V.-Lager in Bresnitz aufhalten. Die große Aula war bis auf den letzten Platz gefüllt. Oberstudiendirektor Dr. Heinze setzte den Eltern die Gründe auseinander, die im Herbst vorigen Jahres zur Einrichtung des Lagers Bresnitz geführt hatten, und empfahl ihnen, nach Möglichkeit ihre Jungen auch während des Sommers im K.L.V.-Lager zu lassen. Erfahrungsgemäß ist für Osnabrück die Gefahr, von feindlichen Fliegern angegriffen zu werden, während der Sommermonate größer als zur Winterszeit. Studienrat Dr. Laig, der am 16. April aus Bresnitz in Osnabrück angekommen war, gab anschließend einen ausführlichen Bericht über das Leben im Lager Bresnitz während der Monate November bis April, beantwortete die aus dem Kreise der Eltern an ihn gestellten Fragen und setzte sich ebenfalls für die Fortführung des Lagers ein. Die Eltern wurden aufgefordert, sich schriftlich darüber zu äußern, ob sie ihre Jungen weiter in Bresnitz lassen wollten oder ihre Rückkehr in die Heimat wünschten. Die in den folgenden Tagen im Geschäftszimmer der Schule abgegebenen Erklärungen ergaben, daß 2/3 der Elternschaft ihre Kinder wieder zu Haus zu haben wünschten. Mithin dürfte mit einer Rückkehr unserer Schüler aus Bresnitz im Monat Mai zu rechnen sein.

15. 5. 43 Am späten Nachmittag des 15. Mai kehrten unsere Schüler, die am 20. November in das K.L.V.-Lager Bresnitz gefahren waren, wohlbehalten in ihre Heimat zurück. Am 24. Mai begann für sie wieder der Unterricht. Die Zusammensetzung der einzelnen Klassen soll in der Bresnitzer Form bis zum Ende des Schuljahres beibehalten bleiben. Der Reichsverteidigungskommissar hat eine Liste mit den Namen derjenigen Städte zusammengestellt, deren Schulen (bei den höheren Schulen handelt es sich um die Klassen 1-4) in luftsichere Gebiete zu verlegen sind. Osnabrück gehört zu diesen Städten, und am 15. Februar erhielt die Leitung unserer Schule durch Vermittlung des städtischen Schulamts die Aufforderung, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen für eine Verlegung der Klassen 1-4 nach Holland (zwischen Zwolle und Apeldoorn) um den 20. März herum. Oberstudiendirektor Dr. Heinze setzte daraufhin eine Gesamtkonferenz auf den 21. Februar, 17 Uhr, fest und berichtete auf dieser Konferenz über das Ergebnis einer am Vormittag desselben Tages stattgefundenen Besprechung der Leiter der höheren Schulen der Stadt. Sämtliche Schulen Osnabrücks werden nach und nach verlegt (einige Grundschulen sind schon fort), und zwar nach den beiden Hauptgesichtspunkten: 1) Es soll auf die Eltern kein Zwang ausgeübt werden; 2) die Sicherheit der Kinder ist auf alle Fälle zu gewährleisten! Unter den höheren Schulen eröffnet das Carolinum den Reigen. Das Gymnasium wird am 15. März seine Pforten bis auf weiteres schließen. Schloß Eerde in Ommen (150 Schüler) und ein großes Gebäude in Meppeln (60 Schüler) können belegt werden. Sobald unserer Anstalt eine feste Unterbringungsgelegenheit angeboten wird, wird auch sie geschlossen, unter Umständen klassenweise, je nach der Größe der zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten. Jeder Schüler, der mit nach Holland geht, hat eine Garnitur Bettwäsche, 1 Wolldecke, 1 Eßbesteck und 1 Tasse mitzunehmen. Es wird weiterhin dafür gesorgt werden,daß je 2 Schüler aus jeder Klasse abwechselnd ihre Mütter für eine gewisse Zeit im Lager unterbringen können. Auch die mitfahrenden Lehrer können ihre Frau mitnehmen bzw. nachkommen lassen. Die Betreuung der Schüler durch die H.J. liegt in den Händen des Oberbannführers Hinrichs, die Lagermannschaftsführer werden aus den Reihen unserer Schüler gestellt. Die Unterrichtsaufsicht wird durch den Schulrat in Apeldoorn durchgeführt. Jedes Lager wird außerdem durch einen Militärarzt und eine NSV-Schwester betreut. Es ist Pflicht eines jeden Lehrers, für die Verschickung der Jungen Propaganda zu machen. Und er kann es mit ruhigem Gewissen tun, denn das Gebiet in Holland, welches uns zur Verfügung gestellt wird, (30 km von der Reichsgrenze entfernt) ist als ein absolut luftsicheres Gebiet zu betrachten, welches zwar von feindlichen Flugzeugen überflogen wird, aber überhaupt keinen Flugalarm kennt. Bomben sind dort noch nicht gefallen. Auch eine Invasion im Westen, von der jetzt so viel geredet wird, dürfte das in Frage kommende holländische Gebiet in keiner Weise in Mitleidenschaft ziehen. Außerdem wird für eine gute und reichliche Verpflegung der Jungen im Lager Sorge getragen werden. – Die Einberufung einer Eltern-Versammlung ist für die nächste Zeit in Aussicht genommen! Abschließend und ergänzend sei noch gesagt, daß eine kirchliche Betreuung der Jungen in Holland unmöglich ist und daß ferner die Studienräte Dr. Schomburg, Dr. Völker, Dr. Laig, Dr. Lechtenberg und Schumann sich aus freien Stücken bereit erklärten, das Leben im Lager mit unseren Schülern zu teilen.

21. 3. 44 Am Dienstag, dem 21. März, berichtete der Direktor in einer um 17 Uhr beginnenden Gesamtkonferenz über seine auf der Reise nach Holland gesammelten Eindrücke. Die Schüler der Klassen 1-4 sollen nach Holland übersiedeln, soweit ihre Eltern ihre Einwilligung dazu geben. Das Gymnasium Carolinum hat auf das ihm zuerst zur Verfügung gestellte Schloß Eerde in Ommen bei Zwolle verzichtet, da nur ein paar Schüler sich bereit erklärten, nach dort verlegt zu werden. Das Carolinum ist aber nicht am 15. März aufgelöst worden, wie anfangs vorgesehen und ausdrücklich betont worden war. Schloß Eerde soll nun unsere Schüler aufnehmen, die sich zur Übersiedlung nach Holland melden. Der Direktor gab eine ausführliche Beschreibung von Land und Leuten aus der näheren und weiteren Umgebung des Schlosses. Schloß Erde liegt unweit Zwolle, etwa 25 km von der Reichsgrenze entfernt, weitab vom Getriebe der Großstädte mitten zwischen gewaltigen Buchenwaldungen. Sein Besitzer, ein holländischer Baron, hat sein Schloß mit allem Zubehör an eine Gemeinde der Quäker verpachtet, die ihrerseits aus dem idyllisch gelegenen Herrensitz ein Landerziehungsheim für Quäkerkinder gemacht haben. Von der eben genannten holländischen Sekte hat die N.S.V. den Besitz mit seinem sämtlichen lebenden und toten Inventar übernommen. Die Klassenzimmer sind hell und luftig, desgleichen die Schlaf- und Tagesräume der Jungen. Die für die Lehrkräfte vorgesehenen Räume lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Das Gebäude hat Heizung und alle erforderlichen sanitären Einrichtungen. Auf den in unmittelbarer Nähe des Gutshauses gelegenen Sportplätzen und im Schwimmbad werden die Jungen reichlich Gelegenheit haben, ihren Körper zu stählen. Für die Betreuung der erkrankten Schüler steht eine Schwester zur Verfügung, die in dem Schloß bereits ein geräumiges, sonniges Krankenzimmer eingerichtet hat. Bei ernstlichen Erkrankungen wird ein deutscher Militärarzt zu Rate gezogen werden; das Personal ferner, ein Hausmeisterehepaar, eine Köchin und sonstige Angestellte, setzt sich aus Holländern zusammen, die einen durchaus vertrauenerweckenden Eindruck machen. Alarm endlich kennt man dort in dem stillen, abgeschlossenen Waldwinkel nicht, trotzdem das Gebiet häufig überflogen wird. Man weiß nicht,ob es sich um deutsche oder feindliche Flugzeuge handelt. Bomben sind dort noch niemals gefallen. Der Gedanke der Invasion dürfte außerdem verblassen angesichts der Tatsache, daß sich hinter den gewaltigen Waldungen große Moore erstrecken, die für feindliche Truppen keinen willkommenen Landeplatz abgeben dürften. Nachdem der Direktor Land und Leute der näheren und weiteren Umgebung kurz charakterisiert und eine Beschreibung des Schlosses selbst gegeben hatte, erklärte er, daß mit dem besten Gewissen unter unseren Schülern Propaganda gemacht werden könnte und müßte für eine Übersiedelung nach diesem so herrlich gelegenen Landsitz, der als eine geradezu ideale Heimstätte für unsere Jungen aus den Klassen 1-4 in diesen unruhigen und bewegten Kriegszeiten anzusehen sei. – Die Eltern der Schüler der Klassen 1-4 sollen noch zu einer Versammlung am 27. März in der Aula des Carolinum eingeladen werden. Sie haben ferner zu dem auf einem Formular vorgedruckten drei Punkten Stellung zu nehmen: entweder lassen sie ihren Sohn mit nach Holland gehen oder sie schicken ihn im Rahmen der allgemeinen K.L.V. auf eine andere Schule innerhalb des Reichsgebietes oder sie erklären sich damit einverstanden, daß ihr Sohn bis auf weiteres überhaupt keine Schule besucht. Die Schüler, die ein amtsärztliches Attest beibringen und somit lagerunfähig geschrieben wurden, haben Anspruch auf weiteren Unterricht in Osnabrück. – Die Tatsache, daß das Carolinum zum festgesetzten Termin nicht aufgelöst worden ist, hat hier und da in den Elternkreisen unserer Schüler die Vermutung aufkommen lassen, daß unsere Anstalt hier in Osnabrück im vollen Umfang weiter bestehen wird. Das Carolinum hat uns da ein schlechtes Beispiel gegeben, und die Vermutung unserer Eltern ist durchaus zu verstehen, zumal es für Vater und Mutter nicht leicht sein dürfte, ihr Kind im Kriege in besetztes Feindesgebiet fahren zu lassen. Die Staatliche Oberschule aber ist entschlossen, das geplante und vom Staat gewünschte und geförderte Unternehmen durchzuführen.

28.3.44 Eine große Anzahl unserer Schüler der Klassen 1-4 ist in den letzten Wochen von der Anstalt abgegangen. Ihre Eltern haben sie abgemeldet, weil sie glaubten, es nicht verantworten zu können, ihre Söhne dem geplanten Transport nach Holland, d.h. in besetztes Feindesgebiet, mitzugeben. Es haben sich besonders die Klassen gelichtet, die sich vornehmlich aus Schülern aus der Landbevölkerung der Osnabrücker Umgebung, der Kreise Melle und Quakenbrück zusammensetzen. Inzwischen haben die Oberpräsidenten der Provinzen Hannover und Westfalen den Direktoren der ihnen unterstellten Schulen untersagt, Schüler der Anstalten aufzunehmen, die auf höheren Befehl hin zu evakuieren sind. Durch diesen Erlaß wurde dei Abwanderung seitens unserer Schüler ein gewisser Einhalt geboten. Diejenigen Schüler, die, wie oben erwähnt, unsere Anstalt verlassen haben, sind teils als Gastschüler, teils als etatmäßig geführte Schüler auf andere Schulen übergegangen, so auf die Oberschule in Bünde, die neugegründete Heimschule in Iburg, die Mittelschüler in Bad Essen, Ibbenbüren, die Hauptschulen in Bohmte, Schledehausen, die Volksschulen in Ankum, Hagen, Belm, Hasbergen … Die Versammlung der Eltern unserer Schüler aus den zu evakuierenden Klassen 1-4 fand, wie festgesetzt, am Montag, dem 27 März, um 16 Uhr statt. Die Aula des Carolinum war bis auf den letzten Platz besetzt; zahlreich waren die Eltern der Einladung des Direktors gefolgt. Außerdem waren die Klassenleiter (Kl. 1-4) und die mit nach Holland übersiedelnden Berufskameraden erschienen. Zu Beginn seiner Ausführungen wies der Direktor auf die Notwendigkeit und den tieferen Sinn der geplanten Verlegung der Klassen 1-4 nach Holland hin und hob im Zusammenhang damit nochmals die Tatsache hervor, daß er, falls die anderen Schulen unserem Beispiel der Auflösung nicht folgen würden, nach dem Spruch „Gleiches Recht für alle“ nichts unversucht lassen würde, spätestens bis Winteranfang unsere Schüler wieder nach Osnabrück zurückzubekommen. Der Direktor streifte dann noch bei dieser Gelegenheit die geplanten Maßnahmen des Carolinum, welches seine Klassen 1-4 im Landkreis Osnabrück bzw. in den Kreisen Bersenbrück bzw. Wittlage unterbringen will, ohne Frage ein zweifelhaftes Unternehmen angesichts der Tatsache, daß gerade in den letzten Wochen die feindliche Luftwaffe häufig Ortschaften in der näheren und weiteren Umgebung Osnabrücks nicht nur überflogen, sondern auch angegriffen hat. Im übrigen beschränkte der Direktor sich auf die Darlegungen, wie er sie in der Gesamtkonferenz am 21. März vor dem Kollegium gemacht hatte. Nach Schluß seiner Ausführungen beantwortete der Direktor noch einige Fragen, die aus dem Kreise der versammelten Eltern an ihn gerichtet wurden, so Fragen der kirchlichen Betreuung und des Religionsunterrichts, der Übergangsmöglichkeiten der zurückbleibenden Schüler auf andere Schulen usw.. Gegen 18 Uhr wurde die Elternversammlung nach Klärung aller aufgeworfenen Fragen geschlossen. Sie hatte sich im Gegensatz zu der im Anfang März an demselben Ort recht stürmisch verlaufenen Elternversammlung des Carolinum ganz harmonisch abgewickelt.

3. 4. 44 Am Montag, dem 3. April, 17 Uhr, war der K.L.V.-Transport unserer Schüler nochmals Gegenstand einer kurzen Gesamtkonferenz. Nach Mitteilung des Direktors haben sich 106 Schüler für das K.L.V-Lager in Holland gemeldet. Der Transport wird voraussichtlich am 2. Mai abgehen. Die Studienräte Albrecht, Dr. Schomburg, Dr. Laig, Schumann, Dr. Lechtenberg werden die Betreuung der Schüler übernehmen. Als 6. Lehrkraft (es sind 90 Stunden zu geben) wurde St.Rat Dr. Kellner als Mathematiker in Aussicht genommen. Die nicht „lagerfähig“ geschriebenen Schüler werden weiter Unterricht erhalten, vielleicht zusammen mit den zurückbleibenden Mädchen der Oberschule für Mädchen (sprachliche Form), die als nächste Schule evakuiert werden soll. Ein Teil der durch die Verlegung der Klassen 1-4 nach Holland „arbeitslos“ werdenden Lehrkräfte wird die Flakhelfer unterrichten. Über die Verwendung der übrigen ist noch nichts bekannt.

4. 4. 44 Planmäßig sollte der Unterricht vor den Osterferien am Donnerstag, dem 6. April, nach der 3. Stunde geschlossen werden. Da wir in der ersten Aprilwoche Nachmittagsunterricht hatten, am Mittwoch, dem 5. April also unterrichtsfrei waren, schlossen wir bereits am Dienstag. dem 4. April. Bereits nach Schluß der zweiten Unterrichtsstunde – es war gerade kein Fliegeralarm – ließ der Direktor Lehrer und Schüler auf die Aula kommen. Es dürfte wohl für längere Zeit das letzte Mal gewesen sein, daß die Schule im geschlossenen, wenn auch schon stark gelichteten Verband zusammentrat. Der Chronist unterstreicht diese Tatsache als wichtiges Moment in der Geschichte der Schule, besser gesagt in dem Auflösungsprozeß, in dem sich die Anstalt nun mal befindet. Ein Geschick hat sie damit ereilt, welches schon viele andere Schulen im Krieg seit langem getroffen hat. Lag auch in dem Festraum eine gewisse wehmütige Abschiedsstimmung über Lehrern und Schülern, so konnte der Direktor doch seine Freude darüber ausdrücken, daß unsere Schule sich sofort ohne jegliche Winkelzüge der Anordnung des Führers gebeugt hat. Es geht um die Sicherheit unserer Jugend. Der Entschluß der Eltern, ihre Kinder in ein K.L.V.-Lager nach Holland zu geben, ist gewiß kein leichter gewesen. Auch wir sehen nicht leichten Herzens die Schule sich auflösen. Aber es gibt für uns nur das Eine: Treue unserem Führer. Über diese größte Treue aber wollen wir nicht trotz der Auseinandergerissenheit und räumlichen Trennung die Treue zu unserer Schule vergessen. Darüber aber muß stets, wie schon gesagt, die Treue zu unserem Volk und Führer stehen, und dabei dürfen wir nicht vergessen, daß ja letzten Endes die Jugend nicht um ihrer selbst willen, sondern um sie unserem Volk zu erhalten, in weniger luftgefährdete Gebiete geschickt wird. Die Ansprache des Direktors, die vor allem den Schülern der Klassen 1-4 galt, schloß mit dem Gruß an den Führer und dem Singen der Nationalhymne. – Nach der 3. Unterrichtsstunde wurden die Schüler in die Osterferien entlassen.

6. 9. 44 Während der Ferien weilten St.Rat Dr. Laig und St. R. Schumann – der erstere während seines Urlaubs – kurze Zeit in Osnabrück, um ihre Militärangelegenheiten zu regeln. Beide Berufskameraden sind in unserem KLV-Heim im Schloß Eerde tätig. Die im KLV-Heim eingesetzten Kameraden lösten sich in ihrem – allerdings kurzen – Urlaub gegenseitig ab, sodaß der Unterricht, wenn auch stark eingeschränkt, im Lager weitergeführt werden konnte. Die Schüler des Lagers hatten keine Ferien. In der Zeit des gekürzten Unterrichts (Juli/August) hatten sie reichlich Gelegenheit, Sport zu treiben. Auch unternahmen sie Wanderungen während dieser Zeit unter der Führung ihrer Lehrer.

September 44 Die durch den Durchbruch der Amerikaner bei Avranches geschaffene Lage und der ununterbrochene feindliche Vormarsch ließen das Verbleiben des KLV-Lagers in Holland als recht zweifelhaft und daher unerwünscht erscheinen. Angesichts des Heranrückens der anglo-amerikanischen Heere traten in großen Teilen ihres Landes die Holländer in den Streik, ja gingen zum offenen Aufruhr über. Am Sonnabend, dem 2. Sept., erreichte die Leitung unseres Lagers auf Schloß Eerde der Bescheid, daß der Abtransport des Lagers am 5. Sept. erfolgen würde. In Deventer sollte der Transportzug zusammengestellt werden. In Ruhe konnten somit die Vorbereitungen für die Heimreise getroffen werden. U. a. wurde noch ein 4 Zentner schweres Schwein geschlachtet, so daß den Jungen reichlich Fleisch und Wurstwaren als Wegzehrung mitgegeben werden konnten. Das übrige Vieh und alles das, was nicht mitgenommen werden konnte, wurde, wie auch die Verfügung über das ganze Schloß, der Obhut des deutschen Bereitschaftsführers der holländischen SS, Dr. Schwier, überlassen. Bis zum 5. September hatte sich die Lage in Holland jedoch so zugespitzt, daß der Transport auf dem Bahnhof Ommen stundenlang vergebens auf seinen Zug wartete. Die Lagerleitung entschloß sich daher, mit den Wagen, die den Transport zur Bahn gebracht hatten, in Richtung auf die deutsche Grenze zu fahren. Auf halbem Wege nach Marienburg jedoch wurde der Transport durch Dr. Schwier zurückbeordert, da er angeblich die Wagen nicht entbehren konnte. So fuhr der Treck, nunmehr aus etwa acht requisierten holländischen Bauernwagen bestehend, um 4 Uhr nachmittags ab. Der Unteroffizier Hagge aus dem benachbarten WE-Lager mit einigen größeren Jungen des Lagers, die mit Karabinern bewaffnet waren, begleiteten den Treck, der so unbehelligt über Marienburg, Hardenberg zur Grenze ziehen konnte. Gegen 11 Uhr abends erreichte der Transport, müde aber doch wohlbehalten, die deutsche Zollstation bei Venebrügge. In Bauernhöfen wurde auf Stroh übernachtet. Am folgenden Tage, um 9 Uhr morgens, setzte der Treck seine Fahrt in Richtung Ülsen, Itterbeck, Neuenhaus fort. Die holländischen Wagen wurden nach und nach durch deutsche abgelöst. In Neuenhaus standen dem Transport unsere Eisenbahnwagen zur Verfügung. Da der Anschlußzug in Rheine nicht mehr erreicht wurde, lief der Transport erst gegen Mitternacht in Osnabrück ein, wo die außerordentlich erregten und mit Recht sehr besorgten Eltern ihre Kinder in Empfang nahmen. – Der Transport unserer KLV-Schüler aus Schloß Eerde war einer der letzten Transporte, die in jener unruhigen und bewegten Zeit auf mehr oder weniger gefahrvollen Irrfahrten Holland verließen.

29. 9. 44/11. 10. 44 Die Eltern der aus dem K.L.V.-Lager Schloß Eerde zurückgekehrten Scliüler versammelten sich am 29. September in der Aula der Ratsoberschule, wo ihnen Näheres über eine bevorstehende Verschickung der Schüler in ein Lager im Gau Salzburg mitgeteilt wurde. Am 11. Oktober fuhr der sich aus Schülern der Staatlichen Oberschule und der Ratsoberschule zusammensetzende Transport vom Hauptbahnhof nach Hochkeilhaus Pongau, Gau Salzburg ab. Zum Lagerleiter war St.Rat Albrecht bestimmt worden. Als seine Mitarbeiter schlossen sich dem Transport an die St.Räte Dr. Schomburg, Dr. Keller, Dr. Lechtenberg und Schumann. Es war eine nach Schulen getrennte Unterbringung der Jungen vorgesehen worden. Bei seiner Ankunft in Salzburg aber wurde dem Transportführer eröffnet, daß an Stelle der anfangs festgesetzten zwei voneinander getrennten Lager nur ein Lager für die Osnabrücker Schüler in Frage käme. Die so notwendig gewordene Zusammenlegung der beiden Schulen hatte zur Eolge, daß einige Lehrkräfte frei wurden. Dr. Schomburg und Dr. Lechtenberg traten die Heimreise an.

November 44 Aus unserem K.L.V.-Lager im Gau Salzburg waren wenig erfreuliche, ja man kann sagen, geradezu beunruhigende Nachrichten nach Osnabrück gelangt. Es hieß da, die Unterbringung der Jungen, die Heizung der Räume seien schlecht, die Verpflegung reiche nicht aus. St.Rat Vesper von der Ratsoberschule, der als Lehrer im KLV-Lager tätig gewesen und krank im Anfang November nach Osnabrück zurückgekehrt war, konnte ebenfalls nur einen wenig erfreulichen Bericht über das Lager geben. Er setzte das Stadtschulamt und die Leiter der in Frage kommenden Schulen eingehend über die im Lager herrschenden Mißstände in Kenntnis.

4. 12. 44 Am 4. Dezember fuhr Oberstudiendirektor Dr. Heinze nach Salzburg, um sich einen Einblick zu verschaffen in die mit Osnabrücker Schulkindern belegten K.L.V.-Lager des Kreises Salzburg. Er kehrte am 14. nach Osnabrück zurück und sprach im Auftrage der Stadtschulverwaltung am 21., 22. und 23. Dezember im Zeichensaal der Gehörlosenschule zu den Eltern der Osnabrücker K.L.V.-Schüler, deren Lager er im Kreis Salzburg aufgesucht hatte. Die in dieser Chronik schon angedeuteten Mißstände in den bewußten Lagern sind beseitigt worden. Was die Unterbringung unserer Schüler angeht, so ist dadurch für ausreichenden Platz Sorge getragen worden, daß zwei Klassen (komb. mit Ratsoberschülern) in einem unterhalb des Hauptlagers gelegenen Lager untergebracht wurden. Für ausreichende Ernährung unserer Schüler und gute Beheizung der Lagerräume ist Sorge getragen worden.

Dezember 44 In Ergänzung zu dem Bericht über die K.L.V.-Lager im Gau Salzburg sei an dieser Stelle noch die Verteilung der einzelnen Klassen unserer Anstalt erwähnt: Klasse 1 A: Gasthof Bräu in Abtenau: Dr. Schomburg Klassen 2,3: Gasthof Moisel in Abtenau (St.R. Albrecht, Schumann) Klassen 4,5: Haus Mitterberg in Mühlbach, Am Hochkönig (Pongau): (Dr. Kellner)

Januar 45  Es ist vorgekommen, daß Eltern ihre Kinder aus dem KLV-Lager herausgenommen haben. Diese Kinder sind dann plätzlich eines Tages wieder in Osnabrück in der Schule erschienen. Die Klassenleiter, so wurde beschlossen, dürfen nur diejenigen Jungen in ihre Klassengemeinschaft aufnehmen, die im Besitz eines vom Anstaltsleiter ausgestellten Erlaubnisscheins sind.

6 UNTERRICHT FÜR DIE SCHÜLER BEI DER FLAK

29. 3. 43 Am Montag, dem 29. März, nahm der Unterricht für die Flakhelfer (Klasse 6,7) seinen Anfang. Die Schüler der Klasse 6 sind bei einer schweren Batterie, die Schüler der Klasse 7 bei einer Scheinwerferbatterie eingesetzt. Die Flakhelfer aus Klasse 6 haben den Unterricht in ihrer Stellung, die Flakhelfer aus Klasse 7 werden in der Schule unterrichtet. Der Physik- und Chemie-Unterricht aber wird auch für die Flakhelfer aus Klasse 6 in der Schule erteilt. Nach nächtlichem Alarm beginnt der Unterricht für die Flakhelfer aus Klasse 7 um 8.55, für die Flakhelfer aus 6 fallen dann die beiden ersten Stunden aus.

24. 8. 43 Unsere Flakhelfer versehen ihren Dienst in den Batterien auf dem Westesberg, auf dem Kalkhügel und bei Voxtrup. Der Unterricht findet in den Batteriestellungen statt, und zwar nur vormittags. Normalerweise beginnt er um 8.50. Wenn von Mitternacht – 2 Uhr Alarm gewesen ist, setzt der Unterricht eine Stunde später ein. Nach einem Alarm zwischen Mitternacht und 3 Uhr beginnt der Unterricht zwei Stunden später; er fällt ganz aus, wenn Alarm zwischen Mitternacht und 4 Uhr war.

Januar 44 Die Flakhelfer der Klasse 8 waren vom 20. Januar an bis auf weiteres unterrichtsfrei. Ihre Batterie war nach Rulle abgerückt und dort in Stellung gegangen. Ein Wagen konnte für die die Flakhelfer unterrichtenden Lehrer seitens der Batterie nicht gestellt werden. Die Flakhelfer der Klasse 7 sind mit ihrer Batterie vom Westerberg nach Hellern verlegt worden, wo auch die neuen Flakhelfer der Klasse 5 Einsatz finden werden. Die Flakhelfer der Klasse 6 haben kurz vor Weihnachten Stellung in der Gegend von Emden bezogen.

15. 2. 44 Am 15. Februar beginnt der Flakunterricht für die Klasse 5 und die Hannoverschen Flakhelfer in Achmer. Oberstudienrat Wille von unserer Anstalt, z.Z. Unteroffizier der Flak, wurde als Lehrer für Luftwaffenhelfer der Flakgruppe Nord (Osnabrück) zugeteilt; er wird in Achmer als Betreuungslehrer der dort liegenden Hannoverschen Klassen 5 und 6 (leichte Flak) eingesetzt. St.Rat Boerma wird in Achmer den Unterricht in Deutsch, Geschichte und Latein übernehmen und scheidet somit praktisch ab 15. Februar aus unserem Kollegium aus. Die am 5. Januar eingesetzten Flakhelfer der Klasse 6 (Jahrgang 1928) werden mit den Flakhelfern unserer zweiten Klasse 6 vereinigt, die vorläufig aus unserer Flakgruppe ausgeschieden ist und sich im überörtlichen Einsatz befindet. Die Flakhelfer der Klassen 5 und 7 sind … bei den Batterien in Hellern eingesetzt. Sie haben den gesamten Unterricht dort in ihren Batteriestellungen und wurden betreut von Studienrat Dr. Simon (Klasse 5) und Studienrat Dr. Kellner (Klasse 7 ), die zusammen mit den Studienräten Steckelmann und Käsewitter den Unterricht erteilen. Die Flakhelfer der Klasse 8 (Jahrgang 1926) erhielten ihr Reifezeugnis und wurden am 7. Februar in der Schule durch den Direktor und in Anwesenheit der in dieser Klasse unterrichtenden Lehrer aus dem Schulverband entlassen, um nun ihrer Pflicht im RAD zu genügen. Die Entlassung der Flakhelfer der Klasse 7 (Jahrgang 1926) erfolgte am 10. Februar. Sie erhielten in ihrem Zeugnis den Vorsemestervermerk.


Das Gebäude der Landesfrauenklinik am Lieneschweg wird heute von der Fachhochschule Osnabrück und dem Konservatorium genutzt.

S.H.D. / SHD: Sicherheits- und Hilfsdienst, bestand aus “Instandsetzungsdienst”, der Nachfolgeorganisation der “Technischen Nothilfe” und Feuerwehr

K.V.

auch  KV / kv – “kriegsverwendungsfähig” – wer “K.V.” geschrieben wurde, musste befürchten, dass er bald an die Front kommandiert würde.

Dr. Herbert Schnepel war Absolvent einer NAPOLA; auf den Bildern von der Kinderlandverschickung nach Trautenau kann man auf dem linken Revers seines Jacketts das Parteiabzeichen der NSDAP sehen. Er ist im Januar 1943 im Kaukasus gefallen.

Wer “unabkömmlich” / u.k. / uk gestellt wurde, war vom Dienst an der Front freigestellt – zwar schreibt Büsing, dass dies für die die KLV Lehrer schlimm gewesen sein muss – das wird er als “strammer Nazi”, so das Urteil seiner ehem. Schüler, so empfinden mögen, aber wenn es sich bei den beiden nicht um völlig verrückte Fanatiker handelte, so werden sie über diese Verwendung froh gewesen sein.

NSV / N.S.V. – “Nationalsozialistische Volkswohlfahrt”

RAD: “Reichsarbeitsdienst”

Vorsemestervermerk: Das Abgangszeugnis berechtigte nun zum Studium an einer Hochschule. Voraussetzung war allerdings, dass das Vorsemester an einer wiss. Hochschule. erfolgreich absolviert war.

 
Kinderlandverschickung (KLV), 1941-1945

Zum Schutz vor den seit 1942 immer häufigeren Bombenangriffen der britischen und US-amerikanischen Luftwaffe wurden Kinder aus Großstädten in relativ sichere Gebiete in Deutschland, aber auch in besetzten Gebieten verschickt,

Eine Aufstellung der uns vorliegenden Berichte, Bilder und Briefe finden Sie hier.

Viele der Jungen  wurden als Luftwaffenhelfer(„Flakhelfer“) sie in Voxtrup, am Sonnenhügel, in Rieste, in Upstede (bei Wittmund) sowie bei Wien eingesetzt.
Manche der Bilder muten an wie Bilder von einer Klassenfahrt mit Unterbringung in einer Jugendherberge, wären da nicht die Uniformen. Man sieht die Flieger-Abwehrkanonen („Flak) in ihren Geschützstellungen, die Transportfahrzeuge – LKW und Bahn – und auch einige Male Bomber im Anflug – es waren auch Tiefflieger dabei. Hin und wieder gelang ein bemerkenswert klares Foto von solchen Maschine.

Ausführlich ist alles auf einer besonderen Seite dargestellt.