1. dreyer-1983

Dreyer, Brigitte

Fächer: Latein / Englisch

Frau Dreyer hat von Ostern 1963 bis Sommer 1983 Englisch und Latein unterrichtet.
Nach der Wende ging sie zurück in ihre Heimatstadt Potsdam. Dort ist sie 1996 im Alter von 69 Jahren verstorben.
Sie schreibt in einem Artikel in der Schulzeitschrift „neue realität“ (Heft 15, Sommer 1963), in dem sie sich der Schulgemeinschaft vorstellt:

Meine Kindheit und Jugend verlebte ich in Potsdam, wo ich mit drei Geschwistern — einer Schwester und zwei Brüdern — aufwuchs. Mein Vater war Ingenieur und hatte eine eigene Maschinenbaufirma. Leider verstarb er schon vor Ausbruch des Krieges. In dieser Zeit zogen zwei Vettern zu uns. Meine Mutter mag es wohl damals gelegentlich schwer gehabt haben, diese „Meute“ zu bändigen. An den Sommernachmittagen fuhren wir meistens mit den Rädern an einen der vielen Havelseen zum Schwimmen, und im Winter hatten wir oft das Glück, daß wir wochenlang auf den weiten Eisflächen dieser Seen Schlittschuh laufen konnten.
Meine Schwester und ich waren als begeisterte Sportlerinnen oftmals übers Wochenende auf Reisen und nahmen an Wettkämpfen teil. Ich lernte auf diese Weise damals eine Reihe von Städten kennen, die uns heute leider unzugänglich geworden sind, u. a. Königsberg, Landsberg/Warthe, Frankfurt/Oder, Breslau und Prag.
Das Kriegsende setzte diesem verhältnismäßig sorglosen Leben ein jähes Ende. Im April 1945 wurde unser Grundstück durch Bomben völlig zerstört. Die Russen waren damals schon am Stadtrand von Berlin. So blieb uns nur die Flucht zu irgend welchen Verwandten.
Fast vier Wochen lang war ich mit einem Fahrrad unterwegs, bevor ich schließlich in der Nähe Göttingens vorübergehend eine Zuflucht fand. Im Herbst bemühte ich mich dann darum, meine durch die Ereignisse unterbrochene Schulzeit zu Ende zu führen, um anschließend an der Universität Göttingen zu studieren. Da meine Mutter in der inzwischen entstandenen sowjetisch besetzten Zone wohnte und mich nicht unterstützen konnte, waren die Studienjahre für mich eine ziemlich harte Zeit. Unter welchen Bedingungen damals viele Jugendliche studierten, kann sich ein heutiger Student wohl kaum mehr vorstellen. Trotzdem ließen wir uns nicht nehmen, während der Ferien durch Wanderfahrten — mit Gepäck und per pedes bei ca. 20-30 km täglich — die schönsten Landschaften Deutschlands kennenzulernen, soweit sie uns noch zugänglich waren.
Beim Studium entschied ich mich schließlich für die Fächer Englisch und Latein; Englisch wohl deshalb, weil mein Vater während seiner beruflichen Ausbildung mehrere Jahre lang in England gelebt hatte, und Latein, weil ich fand, daß wir damit in der Schule zu kurz gekommen waren — wir hatten-nur zwei Jahre lang insgesamt sieben Wochenstunden Lateinunterricht gehabt! — Während des Studiums blieb ich in Göttingen; nur für ein halbes Jahr glückte mir ein Studien-? platztausch mit einer englischen Studentin, so daß ich an der Londoner Universität studieren konnte. — Meine Referendarjahre verbrachte ich teils im „Landschulheim am Solling“ bei Holzminden und teils hier in Osnabrück. Unterrichtet habe ich bisher an reinen Mädchenschulen und an gemischten Schulen. Ostern dieses Jahres wurde ich an das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium versetzt.

Brigitte Dreyer

aus: „neue realität„, Heft 15 / Sommer 1963

 

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