1. hilsberg-1959

Hilsberg, Gottfried

Fächer: Musik, Deutsch

Foto: privat

Die „neue realität“ gab Lehrkräften, die neu am EMA waren, Gelegenheit, sich vorzustellen. In Heft 5 (Sommer 1959) stellt sich StR Hilsberg vor:

Liebe zur Musik
Wer schon einmal mit mir gesprochen hat, dürfte nach wenigen Worten gemerkt haben, daß meine Wiege in Schlesien stand. Es war die „Gurken-und Gartenstadt“ Liegnitz, in der ich eine sorglose Jugend verleben und viele entscheidende Eindrücke empfangen durfte.
Meine Liebe zur Musik wurde durch ein musizierfreudiges Elternhaus zur vollen Entfaltung gebracht, so daß mein weiterer Weg schon in jungen Jahren vorgezeichnet war. Wichtige Stationen darin waren die Universitäten in Breslau und Berlin und die Hochschule für Musikerziehung in Berlin. Gerade konnte ich noch das Staatsexamen in den Fächern Musik und Deutsch hinter mich bringen, als der Krieg ausbrach, mich erbarmungslos in seinen Strudel riß, mich hierhin und dorthin, nach Polen, Frankreich und Rußland verschlug. Bis zum bitteren Ende mußte ich Soldat sein. Aber die Musik gab mir viel Kraft, Schweres zu überwinden; denn neben harten Einsätzen hatte ich viel Gelegenheit, mit gleichgesinnten Kameraden Streichquartett spielen und auf weiten Reisen zu verschiedenen Truppenteilen Freude spenden zu können.
Nach Kriegsende folgten Jahre voll Entbehrung und Arbeit. Materielle Werte, an denen das Herz gehangen hatte, vergingen, die ideellen aber konnte mir niemand rauben. Wie hat mir auch in diesen Jahren die Musik wieder über allen Kummer hinweggeholfen, und wie viel frohe Stunden habe ich durch sie auch anderen bereiten können!
Ist es verwunderlich, wenn ich es als meine Lebensaufgabe erwählt habe, in den Herzen der mir anvertrauten Schüler die Liebe zur Musik zu wecken, zu stärken und zu fördern? Freilich – und dieses Wort ist in erster Linie an die Schüler gerichtet -, es kann nicht alles eitel Freude sein. Viel, viel ernsthafte, zielstrebige Arbeit ist zu bewältigen, soll die Beschäftigung mit der Musik für den Ausübenden selbst und seine Umgebung zur Freude werden. Ist aber ein gewisses Ziel erreicht, und mag es auch niedrig gesteckt sein, so belohnt sich die Arbeit hundertfach.
Es war mein Wunsch, meine erzieherische Tätigkeit nach mancherlei Zwischenstationen gerade in Osnabrück fortzuführen und in das Kollegium des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums als Studienrat einzutreten. Denn Osnabrück erinnert mich in vielem an meine Heimatstadt, in der Größe, dem Charakter und nicht zuletzt in der reizvollen Umgebung, die ich an freien Tagen gern zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchstreife. Ich hoffe, daß Osnabrück mir zur echten Heimat werden wird, wenn ich erst eine geeignete Wohnung gefunden und meine Familie aus Emden hierhergeholt haben werde.
Gottfried Hilsberg

Quelle: „neue realität„, Heft 5 (Sommer 1959)

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