1. hoppe-e-1994

Hoppe, Erika

Fächer: Russisch, Englisch

1994 in den Ruhestand getreten

Ein Ehemaliger (Abi 1968) schreibt: “ An Frau Hoppe, geb. Pilz, habe ich wirklich gute Erinnerungen. Bei jeder Klassenarbeit, insbesondere bei der Abiarbeit hatte sie mehr Angst als ihre Schüler. Wir haben viel und gutes Englisch bei ihr gelernt, was mir in meinen Berufsjahren im Ausland sehr zu Gute kam.“

1965 war Frau Hoppe zusammen mit Frau Christa Stephan maßgeblich beteiligt an der Einführung des Faches Russisch als Unterrichtsfach am EMA.
Austausch und Partnerschaft mit dem Lyzeum Nr. 1 in Twer (zwischen 1931 und 1990: Kalinin) hat Frau Hoppe zusammen mit Herrn Gehre vorangebracht:

Ein ehemaliger Schüler schreibt:

„An Frau Hoppe, geb. Pilz, habe ich wirklich gute Erinnerungen. Bei jeder Klassenarbeit, insbesondere bei der Abiarbeit hatte sie mehr Angst als ihre Schüler. Wir haben viel und gutes Englisch bei ihr gelernt, was mir in meinen Berufsjahren im Ausland sehr zu Gute kam.“

Russisch am EMA (1965)

1965 wurde am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium das Russische als 2. Fremdsprache eingeführt, noch keine 4 Jahre nach dem Mauerbau in Berlin in dem politischen Klima des Kalten Krieges sicherlich eine mutige Entscheidung.
In einem Artikel in der Schulzeitschrift „neue realität“ wurde nach einem halben Jahr eine erste, vorläufige Bilanz gezogen und wurden wesentliche Argumente für den Unterricht in dieser Sprache entwickelt:

Russisch am Gymnasium?

Seit Ostern 1965 gibt es an unserer Schule eine Klasse, die Russisch als zweite Fremdsprache betreibt. Die Zahl der Meldungen (22 Jungen, 4 Mädchen) zeigt, daß die Schulbehörde mit der Schaffung dieser Möglichkeit durchaus. einem bestehenden Bedürfnis entsprach. Zwei Jahre vorher war ein derartiger Schulversuch an je einem Gymnasium in Hannover, Braunschweig und Oldenburg begonnen worden. Bei uns laufen schon die Vorbereitungen für die Zusammenstellung der neuen Russisch-Klasse für das Schuljahr 1966167. Das soll Anlaß zu einigen Gedanken zur im Thema gestellten ragen sein.

Comenius beantwortete vor etwa 300 Jahren die Frage, welche Sprachen er für notwendig halte, folgendermaßen: die Muttersprache für das gewöhnliche Leben, die Nachbarsprachen für den Umgang mit den Nachbarn, das Lateinische „zum Lesen der Bücher der Weisen, also für die Gebildeten im allgemeinen“, Griechisch und Arabisch für die Philosophen und Ärzte, Griechisch und Hebräisch für die Theologen. Die Stellung zu den „alten“ Sprachen hat sich in unserer Zeit geändert. Wenn wir sie, in erster Linie das Lateinische, auch heute für notwendig halten, dann wohl in einem etwas anderen Sinne als Comenius.

Zu unseren Nachbarsprachen gehören die slawischen Sprachen, von denen das Russische die wichtigste ist. Allein diese Nachbarschaft und die sich aus ihr und der gegenwärtigen Lage Deutschlands ergebenden Probleme machen es notwendig, daß ein Teil unserer künftigen Politiker und Wirtschaftsfachleute die russische Sprache beherrscht. Die mit dem Erwerb von Sprachkenntnissen verbundene Einsicht in Lebensformen und Denkweise eines Volkes halte ich, gerade in diesem Zusammenhang, für besonders wichtig. Dazu kommt, daß an fast allen Schulen des Ostblocks Russisch 1. Pflichtfremdsprache ist und damit im Verkehr der Menschen dieser Völker untereinander eine Rolle übernommen hat, die der des englischen bei uns vergleichbar ist.

Die russische Sprache ist heute, besonders im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, zur zweitwichtigsten Fachsprache der Welt geworden. Nicht nur auf dem Gebiet der Raumfahrt, wo die Erfolge besonders ins Auge fallen, sondern auch in der Chemie, der Geologie, der Medizin und in anderen Disziplinen steht die Anzahl der maßgebenden Veröffentlichungen in russischer Sprache dicht hinter der der englischen Fachliteratur.

Die praktische Verwendbarkeit einer Sprache allein berechtigt allerdings noch nicht dazu, diese ins Lehrprogramm eines Gymnasiums aufzunehmen. Durch seinen Sprachbau – es besitzt, ähnlich dem Lateinischen, ein voll erhaltenes Flexionssystem – leistet das Russische Wesentliches für die formale Denkschulung. Dabei ist es doch eine lebende, eine gesprochene Sprache mit all ihren bildenden Einflüssen. Die amtlichen Richtlinien für neuere Sprachen fordern vom Schüler, daß er „im gesprochenen und geschriebenen Wort die Eigenart der fremden Sprache zu begreifen suchen und durch den Vergleich fremder und eigener Ausdrucksformen tieferes Verständnis für seine Muttersprache gewinnen“ soll. Ich möchte behaupten, daß das Sich-Hineindenken in zunächst völlig ungewohnte sprachliche Zusammenhänge den Schüier in besonderem Maße zwingt, sich die Struktur des Deutschen bewußt zu machen. Die Kenntnis der russischen Sprache eröffnet den Zugang zu einer reichen Literatur. In Ubersetzungen sind russische Autoren des 19. Jahrhunderts, wie Turgeniew, Tolstoi und Dostojewskij auch in Westeuropa bekannt und anerkannt. Schriftsteller wie Pasternak beweisen, daß trotz offiziell Reglementierung auch nach der Revolution bedeutende Begabungen in der russischen Literatur wirksam sind.

Zum Schluß einige Bemerkungen zu der weitverbreiteten Annahme, das Russische sei eine so außerordentlich „schwere“ Sprache: Ich halte es überhaupt nicht für sinnvoll, von „schweren“ und „leichten“ Fremdsprachen zu sprechen, da als Gradmesser für die „Schwierigkeit“ einer Sprache ihre nähere oder entferntere Verwandtschaft mit der Muttersprache angesehen wird, die natürlich den ersten Zugang erleichtern bzw. erschweren kann. Die Aneignung des russischen Alphabets z. B., die vielen als unüberwindliche Hürde erscheint, ist eine Arbeit von wenigen Wochen. Die Grammatik ist, in entsprechender Dosierung, durchaus von normal begabten – und normal fleißigen – Schülern zu bewältigen. Den größten Aufwand an Zeit und Mühe fordert anfangs das Erlernen des russischen Wortschatzes, das nur selten durch Anklänge an Bekanntes aus Fremdwörtern oder aus dem Englischen erleichtert wird. Später hilft dabei die leicht durchschaubare Wortbildungslehre sehr. Daraus ergibt sich, daß für das Erlernen des Russischen keine größere Intelligenz als für andere Fremdsprachen erforderlich ist, wohl aber ein etwas höheres Maß an Aufgeschlossenheit und Bereitschaft, sich auf etwas zunächst Ungewohntes einzustellen.

Berechtigung, ja sogar -die Notwendigkeit der russischen Sprache am deutschen Gymnasium dürften also außer Zweifel stehen. Ebenso klar ist jedoch, daß die Entscheidungsfreiheit der Schüler und ihrer Eltern, eine der traditionellen Schulfremdsprachen zu wählen, nicht beeinträchtigt werden darf. So ist die Entscheidung der Schulbehörden zu verstehen, Russisch nur in Städten mit mehreren Gymnasien oder entsprechend großen Schulen als 2. Fremdsprache anzubieten.

gez.: Pilz*, Studienrätin

aus: „neue realität„, Heft 25, Winter `65, S. 5

*Frau Pilz ist vielen bekannt als Frau Erika Hoppe. Sie ist 1995 mit ihrem Mann, Herrn Dietrich Hoppe, der 1999 verstorben ist, in den Ruhestand getreten.

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