Uhlemann, Oskar Aemilius

geb. 25. 9. 1855 in Schlöpitz (Sachs.-Altenburg)
1876 Reifeprüfung am Gymnasium zu Altenburg
Militärdienst in Jena
Studium: Deutsch, Englisch, Französisch für O I, Latein für U II in Heidelberg, Berlin und Straßburg
18.6.1880 Doktorpromotion in Straßburg
26.2.1881 Staatsexamen 1881-1883
Ratsgymnasium Osnabrück 1883-1888
Kaiser-Wilhelm-Gymnasium Hannover
1888-1894 Klosterschule llfeld (seit 18. 1. 1891 Leutnant d. Res.)
1894-1907 Gymnasium Göttingen
1. 4. 1907 Direktor am Königl. Reformrealgymnasium Osnabrück
30.9.1919 Versetzung in den Ruhestand
gest. 29.7.1920 in Osnabrück

»Seinen Schülern war Dr. Uhlemann ein von wissenschaftlichem Geist erfüllter, anregender Lehrer, ein väterlicher Freund, der auch noch über die Schuljahre hinaus ihren Werdegang verfolgte.« (Aus dem Nachruf der Schule für Prof. Dr. Uhlemann)

Wissenschaftliche Schriften:
Über die anglonormannische »Vie de St. Auban«. Diss. 1880 Straßburg
Chaucer’s House of Fame und Pope’s Temple of Fame. Anglia 1882
Der Verfasser des Kommentars zu Spenser’s Shepherd’s Calendar. In: Jahresprogramm llfeld 1888
Grammatische Eigentümlichkeiten in P. Corneille’s Prosaschriften. In: Jahresprogramm llfeld 1891
Kleinere Beiträge zur franz. Grammatik u. a. in “Zeitschr. f. altfranz. Sprache und Literatur” 1902-07

Quelle: Walter Kaufmann (Hrsg.): 100 Jahre Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium vormals Real-Gymnasium (zu Osnabrück). Geschichtliche Ausschnitte, Bilder, Dokumente. H. Th. Wenner, Osnabrück 1967 (ISBN 3878980396), S. 60



Zwei Bekanntmachungen Uhlemanns:

Zur Ferienordnung Schuljahr 1910/11:

In seinen Jahresberichten lässt Schulleiter Uhlemann die Ferienordnung abdrucken. Es liegen die Ferienzeiten für die Schuljahre 1910/1911 sowie 1914/1915 vor. Damals (und bis 1966!) war der Schuljahreswechsel zu den Osterferien, und Halbjahreszeugnisse gab’s zu den Herbstferien. Man beachte die doch ganz andere Verteilung der Ferien: Auch wenn in summa die Anzahl der Ferientage etwa unseren entsprechen mag, so fällt doch auf, dass es nur gut 4 Wochen Sommerferien gab, aber auch eine ganze Woche zu Pfingsten und knapp 3 Wochen im Herbst.

Man beachte die Ermahnung an die Eltern, sich doch um die „häusliche Lektüre“ zu kümmern, denn es liefen Hefte schlimmen Inhalts um. In seinen Mitteilungen für das Jahr 1914 wiederholt und präzisiert er diese Ermahnung; diese Hefte seien „angetan, die jugendliche Phantasie- und Abenteuerlust in falsche Bahnen zu lenken“ – klingt gar nicht, als wäre das schon 100 Jahre her .

In welche Abgründe und auf welche „schlimme(n) Abwege“ die „Abenteuerlust“ der Jugendlichen gelenkt werden sollte, noch in demselben Jahre 1914, in dem während der Sommerferien am Tage vor Ferienende der Erste Weltkrieg begann, das konnte Prof. Dr. Uhlemann nicht voraussehen:
Von den 14 Abiturienten des Februar 1914 sind 4 „gefallen“, von den 21 des August 1914 waren es 7, also ein Drittel!

 

Transkription:
Nach Ostern wird die Prima in Unter- und Oberprima und die Untertertia in zwei Parallelklassen geteilt werden.
Der Unterzeichnete glaubt auch an dieser Stelle die verehrten Eltern und deren Stellvertreter dringend bitten zu sollen, die häusliche Lektüre unserer Schüler andauernd und gewissenhaft zu überwachen. Der Einfluss der Schule hat hier bald eine Grenze. Umsomehr ist es Pflicht des Hauses, die Jugend vor dem Lesen moderner, wertloser Abenteuer-Räuber- und Verbrecherromane u. ä. zu bewahren, die nur geeignet sind, die Einbildungskraft krankhaft zu erhitzen und das sittliche Empfinden der Kinder zu verwirren, sie sogar auf schlimme Abwege zu führen. (Hvh.: webmaster)

Anm.: „Prima“ (die erste); Das ist die Abiturklasse; ab 1911 wurde die Dauer der Gymnasialzeit von 8 auf 9 Jahre verlängert. Die „Prima“ wurde deshalb aufgeteilt: „Unterprima“ entspricht Kl. 12, „Oberprima“ Kl. 13.

Mitteilungen an die Schüler und deren Eltern (Schuljahr 1914/15)

 

Transkription:

VII. Mitteilungen an die Schüler und deren Eltern.

Das Schuljahr wird Mittwoch, den 1. April geschlossen.

Das neue Schuljahr 1914/15 beginnt Mittwoch den 15. April, morgens 8 Uhr. Die Aufnahmeprüfung für Sexta findet Donnerstag den 2. April, von 9 Uhr morgens an statt; für alle übrigen Klassen Dienstag den 14. April, morgens 9 Uhr. — Für auswärtige Schüler ist zur Wahl der Pension* die Genehmigung des Direktors erforderlich.

Das Schulgeld des ganzen Vierteljahrs ist für jeden Schüler zu zahlen, welcher nicht spätestens am ersten Tage des Vierteljahrs bei dem Leiter der Anstalt abgemeldet wird.

Die verehrten Eltern und Pfleger unserer Schüler muss der Unterzeichnete schliesslich erneut dringend ersuchen, der häuslichen Lektüre der Jugend ihre besondere Aufmerksamkeit wieder zuzuwenden. Nachforschungen, die auf Grund von vertrauensvollen Mitteilungen aus Elternkreisen von uns angestellt worden sind, haben die bedauerliche Tatsache festgestellt, dass Abenteuer- und Räubergeschichten, die in neuester Zeit in langen Reihen buntgeschmückter 10—20 Pfennighefte von Woche zu Woche erscheinen, besonders von den Schülern der unteren und mittleren Klassen begierig gekauft, leidenschaftlich gelesen und eifrig in Freundeskreisen weiter verbreitet werden. Ihr Inhalt ist fast wertlos, wohl aber ganz darnach angetan, die jugendliche Phantasie- und Abenteuerlust in falsche Bahnen zu lenken, in einzelnen Fällen sogar sittlich direkt zu schädigen. Sie müssen aus den Händen unserer Schüler möglichst bald wieder verschwinden. An ihrer Stelle mache man ihnen gleich billige, nach Inhalt und Form völlig einwandfreie, prächtig ausgestattete Jugendschriften zugängig aus Sammlungen wie die Wiesbadener Volksbücher (Staadt, Wiesbaden), Bunte Bücher und Bunte Jugendbücher (Enslin & Laiblin, Reutlingen), Deutsche Jugendbücherei (Hillger, Berlin), Schatzgräber (Callwey, München), Münchener Volks- bezw. Jugendschriften (Butzon & Berker, Kevelaer) u. a. m. (Hvh.: webmaster)

* „Pension“: Auswärtige Schüler wurden in privaten Unterkünften in der Stadt untergebracht.

 

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