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Theater-AG 2014: „1200 Monde“

23.07.2014
Schüler erforschen ihre Herkunft. (NOZ, 22.07.2014) … Premiere des Theaterstücks „1200 Monde“ des EMA-Gymnasiums. – Kiew 1986, Jelena Alzoba und ihr Mann sitzen an einem Tisch. Der Frau ist soeben ein Hühnchen verbrannt, doch beim Versuch, das Fenster zu öffnen, um den Qualm herauszulassen, wird sie von ihrem Gatten zurückgehalten. „Du weißt, was draußen los ist. Alles ist verseucht“, sagt er aufgebracht. Aber Jelena glaubt an keine Gefahr, der Staat habe schließlich alles im Griff. Die ausgebildete Ingenieurin überprüft in Tschernobyl sogar regelmäßig die Technik.

Als sich auch noch der gemeinsame Sohn unbekümmert an die „frische“ Luft begeben möchte, verliert der Vater die Nerven.
Dann laufen die Protagonisten plötzlich rückwärts, der Sohn verschwindet, und das Pärchen sitzt wieder am Tisch – die Szene beginnt scheinbar von vorn. Nur handelt es sich dieses Mal um Reis, der angebrannt ist, und die Frau entpuppt sich als Yumiko. Sie betreut im Glauben an die beschwichtigenden Aussagen der Kraftwerkbetreiber die Wasserpumpen im Atomkraftwerk im japanischen Fukushima.
Verkörpert werden die beiden Frauen von Sofiya Levych. Die 19-Jährige hat wie ihre EMA-Mitschüler des Seminarfachs Migration und der Theater-AG in ihrer eigenen Familienhistorie geforscht und ist dabei auf die Geschichte ihrer Oma gestoßen. „Ich wusste, dass meine Oma in Tschernobyl gearbeitet hat, aber die genauen Details habe ich mir erst jetzt von meinem Opa erzählen lassen“, berichtet die Abiturientin. Dann hat sie mit ihren Schulkameraden eine Szene erarbeitet und den Stoff um die Ereignisse in Fukushima ergänzt: „Solche Reaktorkatastrophen können schließlich immer wieder passieren, und jedes Mal geraten dabei Menschen in Gefahr.“
Ihre Szene ist jedoch nur eine von vielen. So haben manche Schüler zum Beispiel Kriegstagebücher von Verwandten gefunden, deren Schicksale genauso zur Aufführung gebracht werden wie die Erfahrungen von gerade erst nach Osnabrück gekommenen Migranten. „,1200 Monde‘ ist eine bunte Collage aus elf Geschichten, die ihren Ursprung in den Biografien der Schüler haben und die mit der Migrationsund Zeitgeschichte der letzten 100 Jahre zusammenhängen“, erklärte Lehrerin Maja Bitterer.

Öffentliche Aufführungen finden am 22. und 23. Juli jeweils um 19.30 Uhr in der Lagerhalle statt.
Schulklassen können das Theaterstück am 24. und 25. Juli um jeweils 11 Uhr besuchen.

Rückblicke einer multikulturellen Stadtgesellschaft, biographisches Theater von Schülerinnen und Schülern. „Weißt du noch, als der Beamte fragte, wann dein Vater geboren ist?“ „Ja, nine, die Melonen waren reif.“

Eine fein säuberlich abgetippte Schilderung der Kriegserlebnisse des Urgroßvaters in Nordfrankreich und der Orden von Großmutter Jelena für ihre Verdienste im 4. Block des AKW Tschernobyl… Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs Migration und der Theater-AG des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums haben ihre Familienbiographie im Kontext von Migrations- und Zeitgeschichte der letzten 100 Jahre recherchiert …

„1200 Monde“ (Foto: EMA)

 

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