1. theater-ag-2015

Theater-AG 2015/16

Die Welt ist ein Käse

Die Theater-AG verwandelte das Schulzentrum in eine Bühne. Freitag, 18Uhr im EMA, wie bestellt und nicht abgeholt warteten zahlreiche BesucherInnen unterschiedlichsten Alters von nah und fern ein wenig irritiert auf eine ganz besondere Theateraufführung. Keine Garderobe, keine Sitzplätze, und auf dem Plakat stand wenig einladend „Abholung durch Frau Dr.Sommer und Schwester Agathe“. Dank eines flott verabreichten flüssigen Sedativums beruhigten sich die Neuankömmlinge jedoch rasch, lächelten fortan und marschierten unter „zartem Geleit“ des Personals aus Sicherheitsgründen in Zweierreihen Richtung Raum B1.50. Eine herzzerreißende Szene im nördlichen Treppenhaus unterbrach den Weg und verdeutlichte auch dem hartgesottensten Gast, dass man sich in den nächsten 90 Minuten wohl in der Anstalt auf einiges gefasst machen sollte:

Grenzüberschreitungen, Wahnsinn und eine gute Portion britischer Humor an ungewöhnlichen Spielorten drinnen und draußen durchzogen den Theaterabend. Die Schülerinnen und Schüler hatte für diese Aufführung ein Romankapitel von Joachim Meyerhoff umgeschrieben, Szenen aus Ken Campbells Klassiker „Mr.Pilks Irrenhaus“ adaptiert, Therapiegruppen studiert, viele Improvisationsübungen durchlaufen und eine Route für den Freitagabend geplant, die weder den Besuchern der tamilischen Schule noch den Reinigungskräften oder den zwei Klassenfesten im Hause den Weg kreuzte. Ja, fast geschafft, Wahnsinn!

„Prrrrrrrrr!“ flüsterte es im Forum, denn an den Schließfächern machten sich zwei vermeintliche Spione zu schaffen und verwirrten sich gegenseitig in merkwürdiger Geheimsprache. Die Spionin Alina Boberg überzeugte in ihrer ersten Rolle für die AG und ihre Geheimdienstkollegin Filiz konnte sie mit ihren nervtötenden Fragen auch nicht aus dem Spiel bringen. Die Bibliothek wurde zum drittklassigen Restaurant, ein nasebohrender Kellner (Matthis Linde) servierte einer den Tränen nahen jungen Dame (Filis Senocak) seine Socke in der Suppe, die Anstaltsleiterin Frau Dr.Sommer (Lena-Marie Lüchau) wohnte mit den drei Kindern auf dem Gelände und verhinderte in letzter Minute die feierliche Feuerbestattung einer Amsel. Eine Patientin aus der Lyriktherapiegruppe (Dominika Muschkowski) beeindruckte mit innigem Vortrag, bebender Stimme und sensiblen Texten („Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?…Und mein Stolz liegt längst schon auf dem Müll — Sondermüll.“) Schwester Agathe (Lotte Möhlenkamp) belehrte das Publikum über die Kompetenzschwerpunkte und Bürden einer Anstalt, die es unter die 15 Besten des Landes geschafft hat und der von seiner Mutter angegackerte Teenager konnte ihr glaubhaft versichern, dass er weder kein Huhn ist und auch das Ei dort auf dem Tisch nicht von ihm gelegt wurde. Ein geradezu philosophisches Ende fand die lebendige Aufführung nach weiteren Szenen in der glanzvollen Darstellung von Dominika Muschkowski, die als „in den Spalt zwischen den Dingen gerutschte“ Patientin mit weltbewegenden Fragen nach dem Konzept von Käse ihre Therapeutin Frau Dr.Sommer in den Wahnsinn trieb. Großer Applaus unterstrich allen Schauspielerinnen der altersgemischten AG (Jg.7 bis 11) ein großes Kompliment für die darstellerische Leistung, vor allem die Mimik und das langsame Ausspielen von Situationen und Gefühlen gelangen geradezu professionell. Ein dickes Lob ging zudem an unser „Multifunktionswerkzeug“ Justus Kuperjans, der spielend und singend die weiteren Rollen des mitten im Stück sturzbedingt ausgefallenen Matthis so cool übernahm, als habe er nie etwas anderes geübt.

Die stolze AG-Leitung GörNorda und Maja Bitterer freut sich auf weitere Abenteuer mit dieser tollen AG!

 

„Die Welt ist ein Käse“ (Foto: EMA)

„Die Welt ist ein Käse“ (Bild: EMA)

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